„Für eine gut funktionierende und leistungsfähige Infrastruktur“

Der IHK-Geschäftsbereich Standortpolitik deckt ein breites Spektrum an Wirtschaftsthemen ab. Ihnen gemein ist: Sie alle tragen zur Attraktivität des Wirtschaftsstandortes im Bezirk der IHK Gießen-Friedberg bei.

VON GABRIELE REINARTZ

„Im weitesten Sinne befassen wir uns mit der Mobilität und Verkehrsinfrastruktur sowie mit der Standortentwicklung und Bauleitplanung in unserem Kammerbezirk“, sagt Frank Wendzinski, Geschäftsführer des IHK-Geschäftsbereichs Standortpolitik. „Heißt, wir setzen uns für eine gut funktionierende und leistungsfähige Infrastruktur ein.“ Wie es um den Wirtschaftsstandort bestellt ist, erfahren er und seine Mitarbeiter unter anderem aus erster Hand in den IHK-Ausschüssen von den Unternehmern, die dort aktiv sind: „Im Arbeitskreis Verkehr Mittelhessen erörtern wir zum Beispiel verkehrspolitische Fragen. Im Handels- und Mittelstandsausschuss sind die Erreichbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit primäre Themen. Und im Regionalausschuss Vogelsberg geht es um die Infrastruktur und Wirtschaftspolitik in der Region“, erzählt er.
Welche konkreten Chancen und Risiken der Wirtschaftsstandort offenbart, zeigt sich in der Standortumfrage, die IHK-Mitarbeiter Christian Thiel seit 2019 in einem regelmäßigen Turnus bei den Unternehmen durchführt. Die nächste Umfrage steht im ersten Halbjahr 2025 an. „Wir werden eine neue Entwicklung sehen“, kündigt er an, „denn die erste Umfrage war vor und die zweite während Corona. „Für eine gut funktionierende und leistungsfähige Infrastruktur“ Von B wie Bauen über H wie „Heimat shoppen“ bis hin zu V wie Verkehrsplanung – der IHK-Geschäftsbereich Standortpolitik deckt ein breites Spektrum an Wirtschaftsthemen ab. Ihnen gemein ist: Sie alle tragen zur Attraktivität des Wirtschaftsstandortes im Bezirk der IHK Gießen-Friedberg bei. kommende Umfrage ist somit die erste nach der Pandemie.“ Eine bessere Mobilfunkversorgung, der Trend raus aus den Städten und ein sich zunehmend verschärfender Fachkräftemangel werden beherrschende Themen sein. „Die Ergebnisse der Umfrage nutzen wir bei Gesprächen mit Politik und Verwaltung in den Kommunen. Außerdem verwenden wir sie für unsere Stellungnahmen und Positionspapiere gegenüber der Politik in Wiesbaden“, berichtet Thiel.
Wo es aktuell hakt, deckt auch das Netzwerktreffen der Gewerbevereine auf, zu dem Thiel die Akteure regelmäßig einlädt. „Die Herausforderungen für die Gewerbevereine ähneln sich oft, aber jeder Gewerbeverein verfolgt einen anderen Lösungsansatz. Zielführend ist es, voneinander zu lernen“, sagt er. So sei die Idee des Netzwerktreffens entstanden.

Vorzeigeprojekte: „Heimat shoppen“ und Baustellen-Portal

Und eine weitere Aktion stemmt die IHK gemeinsam mit den Gewerbevereinen: Seit 2022 gibt es die Kampagne „Heimat shoppen“, die den Innenstädten wieder zu mehr Attraktivität verhelfen soll. Denn nur zahlreiche und unterschiedliche Gewerbe beleben eine City und machen sie für Kunden attraktiv. „2024 haben wir rund 30.000 Einkaufstaschen mit ‚Heimat shoppen‘ bedrucken lassen, die an den Aktionstagen in Karben, Butzbach, Gießen, Lauterbach, Feldatal und Alsfeld ausgegeben wurden“, erzählt Daniel Kaiser, Stellvertretender Geschäftsbereichsleiter Standortpolitik. „An der offenen Aktion kann jedes Geschäft teilnehmen. Deutschlandweit wird sie von den jeweiligen IHKs gesteuert.“
Nicht nur für die Händler in den Innenstädten, auch für alle anderen Unternehmen ist die verkehrstechnische Erreichbarkeit einer der wichtigsten Standortfaktoren. Doch schnell kann es passieren, dass Baustellen eingerichtet werden und zu erheblichen Belastungen führen. „Wir haben mit dem IHK-Baustellen-Portal eine Plattform geschaffen, die einen einfachen, schnellen und lösungsorientierten Umgang mit Baustellen bietet – für Unternehmen, aber auch für Kommunen, Behörden und die jeweilige Bevölkerung“, erläutert Kaiser. Im Portal erfasst sind derzeit rund 10.000 Baustellen deutschlandweit. Die Daten sind immer auf dem aktuellsten Stand, weil das Portal Informationen aus Datenbanken ausliest und eine Künstliche Intelligenz zusätzlich Webseiten auswertet. „Händler können sich dank des Portals auf mögliche zukünftige Einschränkungen ein- und umstellen“, erklärt Kaiser das Prinzip. Informiert wird dann ortsgenau über einen Baustellen-Warner. Dem Verbund Baustellen-Portal gehören mittlerweile acht weitere IHKs an.

Prüfungen für Berufskraftfahrer

Wer Unternehmer oder Verkehrsleiter im Güterkraftverkehr werden möchte, muss fachlich geeignet sein. „Wer nicht aufgrund seiner Ausbildung die fachliche Eignung nachweisen kann, der kann bei der IHK eine Fachkundeprüfung ablegen“, sagt IHK-Mitarbeiterin Corinna Huhle, die diese Prüfungen monatlich organisiert.
Dasselbe gilt für Berufskraftfahrer. Auch hier müssen die angehenden Fahrerinnen und Fahrer eine Prüfung bei der IHK ablegen. Ansprechpartnerin für die Berufskraftfahrerqualifikationsprüfungen ist Jana Ruhl aus dem Team Standortpolitik. „Wir haben rund 600 Prüflinge im Jahr“, sagt sie.

Forscherwettbewerb: Kinder entdecken Logistik

Jana Ruhl kümmert sich aber nicht nur um Erwachsene, sondern auch schon um die Kleinsten: 2024 nahm die IHK Gießen-Friedberg zum ersten Mal am Forscherwettbewerb „Kinder entdecken Logistik“ teil. „Unternehmen, die Interesse haben, sich den Kindern vor Ort einmal zu präsentieren, können sich gern bei mir melden“, erläutert Ruhl. Beim Forscherwettbewerb setzen sich Kinder (aus Kindergarten, Hort oder Grundschule) spielerisch mit Fragen zur Warenwirtschaft und zu Lieferketten auseinander. Vor fünf Jahren wurde der Wettbewerb von der Wirtschaftsinitiative PERFORM der Zukunftsregion FrankfurtRheinMain, zu der auch die IHK Gießen-Friedberg gehört, ins Leben gerufen wurde. Die Kinder gehen den Fragen nach, woher ein Produkt kommt und wie es bis zu ihnen nach Hause kommt.
Den Überblick über all diese Themen und Zuständigkeiten des IHKGeschäftsbereichs Standortpolitik hat Jessika Rakow. Sie ist die „Chefin im Ring“ und leitet mit Elan und Charme das Sekretariat. In der Regel ist sie die erste Stimme, die man vernimmt, wenn man beim IHK-Geschäftsbereich Standortpolitik anruft.

Weitere Themen des IHK-Geschäftsbereichs Standortpolitik

Bauleitplanung: Ausreichend geeignete Flächen generieren für das Gewerbe, den Handel und die Industrie. Mit Stellungnahmen zu Infrastruktur- und Bauprojekten setzt sich der Geschäftsbereich Standortpolitik für die Berücksichtigung wirtschaftlicher Interessen ein.
Landesgartenschau 2027: Erstmals wird eine LGS in Hessen an unterschiedlichen Orten in der Region Oberhessen stattfinden. Ziel: mehr Unternehmen aus der Region sollen von ihr profitieren können. 2025 sind unter anderem erste Geländebegehungen geplant, damit sich Interessierte eine Vorstellung von den Dimensionen machen können. Es findet ein regelmäßiger Austausch mit der LGS gGmbH statt und Christian Thiel ist auch Mitglied im „Steuerungskreis Mobilität“.
Gewerbemieten: Die Erhebung der Gewerbemieten wird von neun Industrie- und Handelskammern der Metropolregion FrankfurtRheinMain durchgeführt. Expertinnen und Experten sammeln dafür Orientierungswerte für Mieten in verschiedenen Kategorien wie Büro-, Einzelhandels-, Gastronomieflächen sowie Logistik- und Produktionsflächen. Zusätzlich werden statistische Kennziffern zu Themen wie Bevölkerung, Arbeitsmarkt, Kaufkraft, Einzelhandelszentralität und Steuerhebesätzen veröffentlicht. Der Nutzen für Unternehmen besteht darin, dass sie dadurch fundierte Entscheidungen bei der Standort- und Investitionswahl treffen können. Die Daten bieten Richtwerte über die Mietpreissituation und andere wirtschaftliche Faktoren der Region, was strategische Planungen und Kostenabschätzungen erleichtert.
Stand: 05.03.2025