Künstliche Intelligenz erleichtert das Baustellenmanagement
Innenstädte: Die Digitalisierung, ein verändertes Konsumverhalten und der demografische Wandel fordern neue Konzepte für deutsche Innenstädte. Notwendig ist eine integrierte Stadtentwicklung, die Resilienz und digitale Lösungen in den Fokus rückt.
Vertreter der IHK Gießen[1]Friedberg und Unternehmer aus der Region tauschten sich mit Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus (2. v. r.) über die Vorteile eines digitalen Baustellenmanagements aus
Weniger Stau, effizientere Routenplanung, frühzeitige Warnungen vor Verkehrsbehinderungen: Das KI-gestützte bundesweite IHK-Baustellen-Portal revolutioniert das Baustellenmanagement in Hessen. Digitalministerin Kristina Sinemus besuchte Anfang August die IHK Gießen-Friedberg, um sich über die neuesten Fortschritte zu informieren. Das innovative und digitale Portal bietet eine zentrale Anlaufstelle für Unternehmen, Kommunen sowie Bürgerinnen und Bürger, um sich frühzeitig über aktuelle und geplante Baustellen zu informieren. Insbesondere der Einzelhandel steht vor der Herausforderung, trotz Baustellen für Kunden erreichbar zu bleiben; das Portal bietet hierfür eine wichtige Informationsgrundlage.
Im Mittelpunkt der Vorstellung standen Mehrwerte und Meilensteine des Portals sowie die neuen Funktionen, die sich auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) stützen. „Digitalisierung muss den Menschen dienen – und genau das gelingt mit dem IHK-Baustellen-Portal“, betonte Ministerin Sinemus. „Gerade im Verkehrsbereich sehen wir, wie KI-basierte Innovationen dabei helfen können, Verkehrsströme intelligenter zu koordinieren, Bau[1]stellen besser zu planen und Informationen zielgerichtet bereitzustellen – zum Nutzen von Unternehmen, Verwaltungen sowie Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen.“
Daten zentral erfasst
Die IHK Gießen-Friedberg hat das Baustellen-Portal im Jahr 2021 ins Leben gerufen. Schnell fanden sich weitere Mitstreiter: Ein Verbund aus Industrie- und Handelskammern treibt das Projekt seitdem voran. „Unser Ziel ist, Unternehmen wie auch Kommunen und Verkehrsteilnehmern einen einfachen und digitalen Zugang zu relevanten Baustelleninformationen zu ermöglichen“, erläuterte Matthias Leder, Hauptgeschäftsführer der IHK Gießen-Friedberg. „Frühzeitige und umfassende Informationen sparen nicht nur Zeit und Geld, sondern verbessern auch die Akzeptanz von Baumaßnahmen.“ Mittlerweile stehen Nutzerinnen und Nutzern Informationen zu mehr als 15.000 Baustellen in ganz Deutschland zur Verfügung.
KI-Technologie aus Hessen
Ein Höhepunkt des Termins war die Vorstellung des neuen KI-gestützten Systems zur automatisierten Erfassung von Baustelleninformationen. Die Datenbasis speist sich aus verschiedenen Systemen: der Mobilithek, verschiedenen anderen Datenquellen und der manuellen Eingabemöglichkeit im IHK-Baustellen-Portal. Seit einigen Monaten kommt auch Künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz.
„Wir konnten mit unseren Dienstleistern eine Systematik entwickeln, bei der mithilfe eines eigens entwickelten KI-Crawlers (einer automatisierten Datensuche im IHK-Baustellen-Portal – Website Baustellenportal der IHK – Video Internet) kommunale Webseiten nach Baustellendaten durchsucht werden. Durch diese Neuerung werden wöchentlich Hunderte neue Baustellen erfasst und direkt in das Portal übertragen“, erläuterte Leder und gab damit Einblicke in die Funktionalität und Weiterentwicklung dieser technologischen Lösung zur Datenbeschaffung. „Das verbessert nicht nur die Datenqualität und -dichte erheblich, sondern stellt auch eine wertvolle Ergänzung zu bestehenden Systemen dar.“ Gleichzeitig sei das IHK-Baustellen-Portal besonders für Mittelzentren und kleinere Kommunen von Vorteil, die kein eigenes Baustellenmanagementsystem haben. „Das IHK-Baustellen-Portal schafft mit der neuen KI-Funktion Abhilfe und bietet eine unkomplizierte Lösung für diese Kommunen, für die das manuelle Eintragen von Baustellen auf einer zusätzlichen Plattform aufgrund knapper Ressourcen schlichtweg nicht möglich ist“, freute sich Leder. Diese Neuerung steigere die Effizienz für alle: Kommunen könnten ihre Daten leichter einpflegen, das Portal werde umfassender und die Nutzerinnen und Nutzer erhielten präzisere Informationen.
Besonders nützlich ist der „Baustellen-Warner“: Nutzer erhalten automatisch Benachrichtigungen über neue oder geänderte Baustellen in ihrem Umkreis – ein echter Zeitsparer für Pendlerinnen und Pendler und Unternehmen. Zudem kann das Portal an bestehende Geodatenplattformen oder Smart-City-Apps angebunden werden und könnte langfristig durch „Schwarmintelligenz“ weiter optimiert werden. Das bedeutet, dass Anwohnerinnen und Anwohner, Pendler und Gewerbetreibende aktiv zur Qualitätssicherung der erfassten Daten beitragen können. Fehlerhafte oder unvollständige Informationen könnten so durch die Nutzerinnen und Nutzer korrigiert und ergänzt werden, um die Aktualität und Präzision der Daten noch weiter zu steigern. „Unser Projektteam prüft aktuell die Umsetzungsmöglichkeit dieser Lösung. Wir sind zuversichtlich, dass wir auch diese Möglichkeit für die Qualitätssteigerung der Baustellendaten nutzen können“, erläuterte Leder.
Aus der Praxis: Unternehmen profitieren
Die Digitalisierung des Baustellenmanagements zeigt bereits spürbare Vorteile für Unternehmen. Zwei Gewerbetreibende aus der Region berichteten vor Ort von ihren Erfahrungen mit dem Portal und den praktischen Vorteilen der Plattform. „Das Portal ermöglicht uns eine deutlich effizientere Planung von Lieferungen und Routen. Endlich haben wir alle relevanten Informationen auf einen Blick, statt auf verstreute Quellen angewiesen zu sein“, freute sich Anna Katharina Rank, stellvertretende Geschäftsführerin der Stadtbäckerei Rank aus Nidda im Wetteraukreis, über die Möglichkeiten, die das IHK-Baustellen-Portal bietet. Auch für Yan-Tobias Ramb, Geschäftsführer der Werbeagentur one medialis GmbH mit Sitz in Gießen, liegen die Vorteile des Portals auf der Hand: „Besonders wertvoll ist die Baustellen-Warner-Funktion, die uns automatisch über neue oder sich ändernde Baustellen informiert. So können wir schnell auf Verkehrsbeeinträchtigungen reagieren. Das spart Zeit, Aufwand und Nerven.“
Ein weiterer wichtiger Baustein für ein effizientes Baustellenmanagement ist das Arbeitsstellenmanagementsystem (AMS) Hessen, das Kommunen und Behörden bei der digitalen Planung, Koordination und Kommunikation von Baustellen unterstützt. Durch die Anbindung an die Mobilithek, den nationalen Zugangspunkt für Mobilitätsdaten, werden Baustellendaten im standardisierten Format bereitgestellt und in verschiedene Systeme, wie beispielsweise in das IHK-Baustellen-Portal, integriert. Durch diesen Datenfluss werden Verbindlichkeit und Qualität der Informationen im IHK-Baustellen-Portal weiter gesteigert. „Diese Synergieeffekte eines effektiven Baustellenmanagements sind von essenzieller Bedeutung für unsere regionale und überregionale Wirtschaft, da dadurch Fahr- und Stauzeiten sowie der CO₂-Ausstoß verringert werden können“, erklärte Ines Fröhlich, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum, die ebenfalls bei der IHK Gießen-Friedberg zu Gast war.
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Daniel Kaiser
Stand: 04.09.2025