Kaiserstraße soll zum „Magnet der Wetterau“ werden

Moderne Stadtentwicklung: Die bekannte Einkaufsstraße befindet sich im Umbruch. Das Innovationsquartier Kaiserstraße gestaltet diesen Wandel aktiv mit. Der Verein möchte die Kaiserstraße als Anziehungspunkt stärken und zu einem lebendigen und florierenden Zentrum für Handel, Besucher und Bewohner gestalten.
VON LEON ALTHENN
Innenstädte stehen vor ähnlichen Herausforderungen, Friedberg geht einen Weg, der auch für andere Städte interessant sein könnte. Hauseigentümer, Gewerbetreibende und Bürger haben sich im kürzlich gegründeten Verein Innovationsquartier Kaiserstraße e.V. zusammengeschlossen, der sich aus einer vorangegangenen Initiative entwickelt hat und die Interessen der Stakeholder repräsentiert. Die Mitglieder setzen sich für eine positive Entwicklung der Friedberger Innenstadt ein. Sie sehen die Herausforderungen durch den zunehmenden Online-Handel nicht als unüberwindbare Hürde, sondern als Ansporn für ihre Vereinsarbeit.
Die Zielsetzung ist dabei klar definiert: Die Kaiserstraße soll ein attraktiver Ort zum Einkaufen, Verweilen und Leben sein. Um dies zu erreichen, wurden verschiedene Werte und Ziele festgelegt: Der Verein möchte die Kaiserstraße durch Marketingmaßnahmen sowie durch gemeinsames Handeln noch lebendiger und zukunftsfähiger machen. Außerdem sieht der Verein Friedberg im Allgemeinen und die Kaiserstraße im Speziellen als den „Magnet der Wetterau“, der als Anziehungspunkt für die gesamte Region wirken kann.
Inga Wagner, zweite Vorsitzende des Vereins, betont: „Wir freuen uns, wenn sich viele Hauseigentümer und Gewerbetreibende auf der Kaiserstraße dem Verein anschließen und sich aktiv einbringen. Gemeinsam gestalten wir mit Engagement und Kreativität die Zukunft unseres Quartiers und des Standorts Friedberg.“ Um diese Positionierung zu erreichen, setzt das Innovationsquartier auf verschiedene Arbeitsgruppen, die sich mit den Bereichen Kommunikation, Aktionen, Standort, Logistik und Gestaltung beschäftigen. Beate Hammerla, die im Innovationsquartier für die Kommunikation zuständig ist, erklärt: „Unsere Arbeitsgruppen ermöglichen es uns, die vielfältigen Herausforderungen und Chancen der Kaiserstraße gezielt anzugehen und gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln.“ Die enge Zusammenarbeit mit der Stadt Friedberg sei dabei im Hinblick auf den geplanten Umbau der Kaiserstraße essenziell.

Chancen nutzen, Innenstadtentwicklung forcieren

Der Umbau der Kaiserstraße stellt zwar eine Herausforderung dar, bietet aber gleichzeitig auch Chancen. Die Unternehmerschaft präsentiert die Angebote der Kaiserstraße nach außen und trägt damit zur Steigerung der Attraktivität des Quartiers bei. Moritz Herrmann, bisheriger Sprecher der Initiative, sieht das Potenzial: „Die Bauphase bietet die Möglichkeit, die Kaiserstraße neu zu inszenieren, wodurch wir die Aufmerksamkeit auf die Geschäfte und Angebote lenken können. Wir wollen die Baustelle aktiv in unsere Kommunikation einbeziehen und die Kunden weiterhin willkommen heißen.“ In diesem Zusammenhang verweist Herrmann auf die Zusammenarbeit mit der IHK Gießen-Friedberg. Die IHK bietet unter anderem ein Baustellen-Portal an, das Unternehmen bei der Information der Kunden und Besucher unterstützt und diese über die aktuelle Situation und die Erreichbarkeit der Geschäfte informiert. Weitere wichtige Ziele des Innovationsquartiers sind die Neugestaltung von Fassaden und die Nutzung freier Flächen zu Werbezwecken oder für Pop-up-Konzepte. Durch diese Maßnahmen kann das Erscheinungsbild der Kaiserstraße nachhaltig verbessert und die Attraktivität für potenzielle Mieter erhöht werden.
Die Finanzierung der Projekte des Innovationsquartiers erfolgt unter anderem über den Business Improvement District (BID), der eine zweckgebundene Abgabe auf das Grundeigentum innerhalb des Quartiers vorsieht. Zusätzlich können öffentliche Gelder für Projekte beantragt werden. Der Verein versteht sich als Netzwerkkomponente und setzt auf die Mitarbeit möglichst vieler Stakeholder. „Die Heterogenität der Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen ist ein positiver Faktor für die Weiterentwicklung der Vereinsarbeit. Dadurch können wir voneinander lernen, profitieren und Projekte effektiv vorantreiben“, so Herrmann.
Saraz Lights – ein leuchtendes Beispiel
Ein gelungenes Beispiel für den Unternehmergeist und die Innovationskraft in der Kaiserstraße ist der Pop-up-Store Saraz Lights. Karim Azdufal, einer der Gründer, betont: „Die Kaiserstraße hat uns eine Möglichkeit geboten, unsere Produkte einem breiteren Publikum zu präsentieren und unsere Marke zu stärken.“ Karim Azdufal und Stephanie Sarlos betreiben seit 2021 einen Online-Shop für Lampen, den sie nebenberuflich aufgebaut haben. Zu Beginn war Saraz Lights ein reiner Online-Shop. Doch zur Weihnachtszeit 2024 wagten die beiden Gründer den Schritt in die Offline-Welt und eröffneten einen Pop-up-Store in einem vorübergehend leerstehenden Laden in der Kaiserstraße mit einem verkaufsoffenen Samstag im Monat. Durch hohen Andrang und positive Resonanz habe man sich nun entschieden, einen zweiten verkaufsoffenen Samstag im Geschäft auf der Kaiserstraße einzuführen, so Azdufal.
Die Geschichte von Saraz Lights zeigt, wie Pop-up-Stores und kurzfristige Vermietungen dazu beitragen können, die Attraktivität der Kaiserstraße zu steigern. Der Pop-up-Store von Saraz Lights hat nicht nur die Verkäufe von Lampen in der Region angekurbelt, sondern auch die Bekanntheit des Unternehmens spürbar gesteigert. „Viele regionale Kunden warten auf den verkaufsoffenen Samstag, um die Ware persönlich anzuschauen und den Kauf offline zu tätigen.“ Azdufal erklärt weiter: „Der persönliche Kontakt zu unseren Kunden ist uns sehr wichtig. Im Pop-up-Store machen wir unsere Produkte erlebbar und sind in der Lage, eine individuelle Beratung anbieten.“
Auch für die Zukunft haben die Unternehmer große Pläne. Karim Azdufal und Stephanie Sarlos möchten sich aktiv in die Vereinsarbeit des Innovationsquartiers einbringen und an öffentlichen Events in Friedberg mitwirken. Ihr Ziel ist es, ein festes Standbein in der Stadt aufzubauen und die Kaiserstraße mit ihren kreativen Ideen zu bereichern. Azdufal blickt optimistisch in die Zukunft: „Ich träume von einer Kaiserstraße, in der es von kleinen, individuellen Geschäften nur so wimmelt – wo man flanieren, entdecken und sich wohlfühlen kann. Wir als Pop-up-Store möchten Teil dieses Ökosystems werden und an der positiven Entwicklung Friedbergs mitwirken.“

Die Kaiserstraße als Business Improvement District
Am 9. Juli 2025 hat sich der Verein Innovationsquartier Kaiserstraße e.V. gegründet. Dieser Schritt war notwendig, um als Träger eines sogenannten Business Improvement District (BID) agieren zu können. Ein BID ist ein Zusammenschluss von Hauseigentümern, Gewerbetreibenden und anderen Akteuren, die gemeinsam die Aufwertung ihres Quartiers vorantreiben. Die rechtlichen Voraussetzungen dafür wurden durch das Hessische Gesetz zur Stärkung innerstädtischer Geschäftsquartiere (INGE) geschaffen. Der Vorstand des Vereins, bestehend aus fünf Personen, wird von Sue van Bömmel (Vorsitzende und Inhaberin des Juweliergeschäfts Burck), Inga Wagner (2. Vorsitzende und Hauseigentümerin) sowie Bernd Ulrich, Maike Zihms und Sascha Haberzettl geführt. Das Spektrum der Stakeholder ist breit gefächert und umfasst Hauseigentümer und Unternehmer. Rund 30 bis 40 Ehrenamtliche, darunter auch Privatpersonen und engagierte Bürger, unterstützen den Verein.
Stand: 04.09.2025