Junge Menschen in Ausbildung bringen

„Früher hat die Arbeit für uns erst begonnen, wenn der Ausbildungsvertrag unterzeichnet war, heute bemühen wir uns, junge Menschen frühzeitig für das Thema Ausbildung zu begeistern, damit Ausbildungsverträge überhaupt erst zustande kommen“, erklärt Kai Schelberg, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung. Gerade im Hinblick auf einen zunehmenden Fachkräftemangel sei es wichtiger denn je, junge Menschen umfassend über eine Karriere mit Lehre zu informieren. Um potenzielle Auszubildende und Unternehmen zusammenzubringen, beschreitet der IHK-Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung viele Wege.
Ausbildungsbotschafter
Seit Anfang 2023 sind die vom Landkreis Gießen finanzierten Ausbildungsbotschafter Gießen im Auftrag der IHK Gießen-Friedberg unterwegs. Im Rahmen der Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen informieren Auszubildende, die sich im zweiten oder dritten Ausbildungsjahr befinden, über ihre Ausbildungsberufe, die Gründe für ihre Berufswahl und Karrieremöglichkeiten. Wie sieht der berufliche Alltag aus? Welche Fächer werden an der Berufsschule unterrichtet? Wie stehen meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt nach der Ausbildung? Diese und viele weitere Fragen beantworten die jungen Frauen und Männer gern. Vorteil ist, dass die Botschafter selbst noch in der Ausbildung
F ür ihre Einsätze werden die Ausbildungsbotschafter von Projektkoordinatorin Susanne Parisi vorbereitet. Von dem Projekt profitieren nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch Ausbildungsbetriebe, die durch ihre Azubis ihr Unternehmen repräsentieren und so bereits frühzeitig potenzielle Bewerber im Schülerkreis gewinnen können. Aber auch für Schulen ist das Projekt gewinnbringend, da sie ein individuelles Berufsorientierungsangebot erhalten. „Wir freuen uns darüber, dass immer mehr Schulen und Betriebe bei der Aktion mitmachen“, unterstreicht Schelberg.
Drei neue Beratungsstellen
2023 hat der IHK-Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung drei neue Beratungsstellen geschaffen: eine Willkommenslotsin für Geflüchtete sowie zwei Mitarbeiterinnen für die Themen Inklusion und passgenaue Besetzung. „Die Projekte sind sehr gut angelaufen“, freut sich Kai Schelberg. „Die Mitarbeiterinnen haben bereits Netzwerke aufgebaut und sich auf Messen und in Gremien vorgestellt.“
Aufgabe von Isabel Kleck ist es, Unternehmen bei der passgenauen Besetzung von Ausbildungsstellen mit Jugendlichen zu unterstützen. Genauso wie Isabel Kleck Unternehmen unterstützt, passende Azubis zu finden, hilft sie jungen Menschen, einen passenden Ausbildungsplatz zu bekommen.
Das Programm „Passgenaue Besetzung“ wird vom Bundesamt für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert. Willkommenslotsin für Geflüchtete Das Projekt „Willkommenslotse“ ist Teil des Programms „Passgenaue Besetzung“ und wird von Berivan Moslem betreut. Ihre Aufgaben ähneln denen von Isabel Kleck, allerdings konzentriert sich die Beraterin auf die Zielgruppe Geflüchtete und Jugendliche aus dem Ausland, die sie nicht nur in Ausbildung, sondern auch in Langzeitpraktika, Einstiegsqualifizierungen und Beschäftigung vermittelt. Berivan Moslem und Isabel Kleck arbeiten eng mit allen Akteuren im Bereich Berufsorientierung zusammen. Die Fördermittel für die Willkommenslotsin kommen aus dem Haushalt des BMWK.
Fachberatung für Inklusion
Dritte im Bunde ist Samantha Fischer, die als Fachberaterin für Inklusion die Mitgliedsbetriebe über Möglichkeiten und Rahmenbedingungen der Ausbildung und der Beschäftigung schwerbehinderter Menschen informiert und berät. Darüber hinaus unterstützt sie bei der Beantragung von Förderleistungen. Die „Fachberatung für Inklusion“ wird zu 100 Prozent vom Landeswohlfahrtsverband Hessen Integrationsamt (LWV Hessen Integrationsamt) gefördert. Wer auf der Suche nach Fachkräften ist, kann sich gern an die kompetenten Beraterinnen wenden.
Schule und was dann?
Umfassende Informationen über das regionale Ausbildungsangebot in Industrie, Handel und Dienstleistung erhalten Schülerinnen und Schüler in der Broschüre „Schule und was dann?“. Insbesondere auch leistungsstarke Schulabgänger sollen motiviert werden, sich um einen Ausbildungsplatz zu bewerben. Die Broschüre wird nicht nur kostenfrei an allgemeinbildenden Schulen verteilt, sondern steht auch im Internet zur Verfügung. Unternehmen haben die Möglichkeit, hier mit einer Anzeige für ihren Betrieb zu werben.
Den Standort der rund 1.300 Ausbildungsbetriebe im Bezirk der IHK Gießen-Friedberg und welche Berufe sie ausbilden, zeigt der Ausbildungsatlas auf. „Unser Atlas füllt sich immer mehr“, betont Kai Schelberg. „Rund 130 Berufsbilder sind aktuell hier zu finden. Unternehmen können übrigens ihr Ausbildungsangebot kostenfrei eintragen.“ Außerdem konnte die IHK bei der diesjährigen Nachvermittlungsaktion 94 Ausbildungs- und 24 Praktikumsplätze akquirieren.
Um auf sein breites Beratungsangebot aufmerksam zu machen, lädt der IHK-Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung nicht nur einmal im Jahr zur Ausbildungsmesse „Berufswegekompass“ ein, sondern ist auch regelmäßiger Gast auf anderen Messen. Auch bei der ersten bundesweiten Azubi-Kampagne der IHKs, die seit März 2023 unter dem Motto „Jetzt #könnenlernen“ läuft, sind die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei. Ziel ist es, gemeinsam dem ganzen Land und speziell der jungen Generation zu zeigen: Ausbildung macht mehr aus uns.
Fakten zur Ausbildungsberatung und dem Prüfungswesen
Im Bezirk der IHK Gießen-Friedberg engagieren sich rund 1.300 Betriebe in der dualen Berufsausbildung. Zusammen bilden sie rund 5.000 Auszubildende in über 130 verschiedenen Berufen aus. Die Ausbildungsberater der IHK unterstützen die Ausbildungsbetriebe bei der Planung, Umsetzung und Optimierung ihrer Ausbildungsaktivitäten. Durch die individuelle Beratung von Unternehmern, Auszubildenden und deren Erziehungsberechtigten sowie weiteren Akteuren des Ausbildungsmarktes und durch die Überwachung der Ausbildungsaktivitäten tragen sie entscheidend zur Qualitätssicherung in der dualen Ausbildung bei. Im Verlauf der Ausbildung legen die Auszubildenden eine Zwischenprüfung und eine Abschlussprüfung beziehungsweise eine gestreckte Abschlussprüfung ab. Die Prüfungssachbearbeiter der IHK Gießen-Friedberg organisieren jährlich rund 3.500 Abschlussprüfungen. Die Abnahme von qualitativ hochwertigen und praxisnahen Prüfungen wird durch das Engagement der rund 900 ehrenamtlich tätigen Prüferinnen und Prüfer, die in über 250 Prüfungsausschüssen organisiert sind, sichergestellt.
Förderprogramm „Assistierte Ausbildung“ der Bundesagentur für Arbeit
Unterstützung während der Ausbildung können junge Menschen und deren Ausbildungsbetriebe auch durch die Bundesagentur für Arbeit erhalten. Die Förderinstrumente der Bundesagentur für Arbeit, die die Unternehmen sowohl bei der Suche als auch ausbildungsbegleitend unterstützen können, sind den Betrieben häufig noch nicht bekannt. Mit dem Angebot der „Assistierten Ausbildung“ erhalten Auszubildende bedarfsgerechten Stütz- und Förderunterricht sowie sozialpädagogische Begleitung – inhaltlich und zeitlich orientiert an den individuellen Förderbedarfen der Teilnehmer sowie an den Bedarfen und Rahmenbedingungen der Betriebe. Auch Unternehmen können je nach Wunsch während der Ausbildung die Unterstützung der Assistierten Ausbildung in Anspruch nehmen. Sowohl den Teilnehmern als auch deren Betrieben steht während dieser Zeit ein Ausbildungsbegleiter als Ansprechperson zur Seite.

Von Petra A. Zielinski



Stand: 09.02.2024