IHK engagiert sich für lebendige Innenstädte

Einzelhandel: Gemeinden und Gewerbe sind gefordert, um Kunden vor Ort an sich zu binden. Die Aktionen des diesjährigen „Heimat shoppens“ zeigen: Es wird viel getan von Alsfeld über Gießen bis hin zu Bad Vilbel.
VON JORIS ZIELINSKI
Die Aktion „Heimat shoppen“ soll Innenstädte beleben und lokale Unternehmen stärken. Die IHK Gießen-Friedberg beteiligt sich im September bereits zum sechsten Mal an dieser Initiative. „Wir wollen auf den Wert der Innenstädte aufmerksam machen“, erklärt Daniel Kaiser, stellvertretender Geschäftsbereichsleiter Standortpolitik der IHK Gießen-Friedberg. „Ohne Händler und Gastronomen, die den Ort gestalten, sind Städte reine Kulissen und ähneln eher Museen“, unterstreicht er.
Zur Unterstützung der Initiative verteilt die IHK 25.000 Einkaufstüten sowie Bierdeckel mit der Aufschrift „Heimat shoppen“ an teilnehmende Unternehmen. In diesem Jahr stellen die hessischen IHKs sowie der Hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK) mit dem ID.Buzz im Design der Initiative zudem erstmals einen Kleinbus zur Verfügung, der unter anderem in Alsfeld und Butzbach stehen und die Aktion bewerben wird.
Der Alsfelder Verkehrsverein AlsAktiv e. V. nimmt bereits zum vierten Mal an „Heimat shoppen“ teil. „Die Aktion hilft, Kunden wachzurütteln, und zeigt ihnen die Vorteile des Kaufens vor Ort im Vergleich zum Internet”, betont Ulrich Lerch, Ressortleiter „AlsGuthaben + Tourismus“ von AlsAktiv. Die Stadt verbindet die Initiative auch in diesem Jahr mit der „Zauberhaften Nacht“: Am 27. September sind in dem Vogelsberger Erholungsort die Geschäfte bis Mitternacht geöffnet. „Die Erfahrung zeigt, dass die Stadt dann immer hochfrequentiert ist und Kunden aus einem großen Einzugsgebiet kommen“, freut sich Lerch. Auch bei den Gewerbetreibenden komme die Aktion gut an: „Die Händler haben schon angefangen, die Schaufensterläden zu dekorieren, um die Tüten der IHK auszustellen.“ Zwar erkennt auch Lerch, dass es schwieriger sei, die Stadt mit Leben zu füllen, dennoch hält er fest: „Aktionen wie unser Kinderfestival ‚Leo feiert!‘ oder ‚Heimat shoppen‘ stimmen mich optimistisch.“

Regionale Produkte

Auch 25 Kilometer entfernt in der Vogelsberger Kreisstadt Lauterbach wird die Initiative in diesem Jahr unterstützt. „Heimat shoppen“ wird in das vom 12. bis 14. September veranstaltete Stadtfest eingebunden. „Lokales Einkaufen ist nach wie vor von großer Bedeutung, deswegen sind wir wieder dabei“, versichert Martin Hank, Vorstandssprecher des Stadtmarketing e. V. Er sieht die Initiative als einen „wichtigen Bestandteil einer lebendigen Innenstadt“. Besonders begrüßt er, dass sich die Aktion sowohl an das Gewerbe als auch an die Endkunden richtet: „Wenn das Einkaufen vor Ort attraktiver wird, hilft es beiden Seiten“, betont Hank. In seinen Augen kann es Aktionen wie „Heimat shoppen“ nicht oft genug geben.
Ähnlich sieht es Michael Schneider, erster Vorsitzender des Gewerbevereins Feldatal: „Es stärkt die Identifizierung mit der Region und den Zusammenhalt mit den Gewerbetreibenden“, berichtet er. Feldatal ist bereits seit einigen Jahren ein fester Bestandteil der Initiative. Auch in diesem Jahr ist die Aktion fest verknüpft mit dem monatlich stattfindenden Bauern- und Spezialitätenmarkt, der Regionalität und Heimatbezug in den Fokus stellt. Im September und Oktober steht der Markt unter dem Banner „Heimat shoppen“. „Das Kaufen von regionalen Produkten ist nachhaltiger und trägt dazu bei, Arbeitsplätze vor Ort zu sichern“, unterstreicht Schneider.

Gegenseitige Unterstützung

Zum ersten Mal dabei sind in diesem Jahr die Kurorte Bad Nauheim und Bad Vilbel. „Einkaufen vor Ort wird immer wichtiger“, erklärt Natascha Schmidt, Vorstandsvorsitzende des Erlebnis Bad Nauheim e.V. „Nur dort hat man das Produkt vor Augen und steht in direktem Kontakt mit den Händlern“, betont sie. Die Aktion „Heimat shoppen“ in Bad Nauheim beginnt am 13. September gemeinsam mit dem Jugendstilwochenende und findet am 7. Oktober nach der Bad Nauheimer Kerb ihren krönenden Abschluss. In dieser Zeit ist geplant, dass sich die Unternehmen durch gegenseitige Werbung unterstützen: „Es gibt Partnerbetriebe, die keine Verbindung miteinander haben, aber in ihren Schaufenstern und Läden das andere Unternehmen bewerben“, berichtet Schmidt. Auf diese Weise soll die Vielfalt der regionalen Betriebe gezeigt werden. „Beispielsweise kann ein Weinlieferant dann auf einen Fensterbauer hinweisen.“
„Wir freuen uns sehr, zum ersten Mal dabei zu sein“, verrät die Bad Vilbeler Citymanagerin Simone Zwecker. Vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen hofft die „Stadt der Quellen“ damit zu helfen. „Die Marke ‚Heimat shoppen‘ ist an sich schon ansprechend genug“, findet Zwecker. Dennoch plant auch Bad Vilbel, die Aktion in größere Ereignisse einzubinden. Offizielles Startdatum ist der Aktionstag am 14. September. Dann werden der Quellenlauf, das Weinfest und ein verkaufsoffener Sonntag die Stadt beleben
„Am besten wirkt eine Aktion, wenn sie jedes Jahr wieder stattfindet“, weiß André Haußmann, Innenstadt-Manager von Butzbach. Aus diesem Grund nimmt die Stadt zum fünften Mal an der Initiative teil. Auch in diesem Jahr hat sie sich gemeinsam mit dem Gewerbeverein Butzbach Aktiv und dessen Vorsitzendem Patrick Kempf besondere Veranstaltungen überlegt, die vom 10. Oktober bis 10. November neben der jährlichen Stempelaktion mit „Heimat shoppen“ verknüpft sind: „Am 7. November wird es wieder das ‚Late Night Shopping‘ geben und vom 24. bis 26. Oktober verbinden wir die Aktion mit dem traditionsreichen Katharinenmarkt“, erzählt André Haußmann. Dieses Fest mit Fahrgeschäften und Gewinnspielen wird vom ID.Buzz der IHK unterstützt, um den lokalen Handel zu bewerben. „‚Heimat shoppen‘ stärkt die emotionale Bindung der Kunden zu den Geschäften ihrer Gemeinde und schafft dadurch ein wichtiges Gemeinschaftsgefühl“, betont Haußmann.

Gestärktes Gemeinschaftsgefühl

Auch für Gießen sieht Markus Pfeffer, Geschäftsführer des Business Improvements District (BID) Seltersweg, eine positive Entwicklung in der Innenstadt – trotz der Schließung von Traditionsgeschäften wie dem Schuhhaus Darré (weitere Details zur Schließung unter www.darre.de): „In diesem Jahr können wir die Leerstände im Seltersweg voraussichtlich mehr als halbieren.“ Die Initiative „Heimat shoppen“ betrachtet er als eine wichtige Stütze. Aus diesem Grund wird sie auch in diesem Jahr in den Krämermarkt und den damit verbundenen verkaufsoffenen Sonntag am 5. Oktober eingebunden sein. Besonders schätzt Pfeffer, dass die Aktion Endkunden-orientiert ist: „Die Kunden kommen in die Stadt und können direkt erleben, was die IHK und die teilnehmenden Gewerbe für sie tun.“
Heinz-Jörg Ebert, Vorsitzender des BID-Selterswegs, sieht für die bekannte Gießener Einkaufsstraße ebenfalls gute Voraussetzungen. „Die einstigen reinen Einzelhandelsmetropolen müssen sich verändern. Viele Hausaufgaben wurden in Gießen bereits gemacht.“ Ebert zufolge fehlt allerdings noch eine klare Positionierung der Politik, wie sie die Innenstadt entwickeln will, damit Kräfte und Investitionen gebündelt werden können. Dennoch blickt er optimistisch in die Zukunft: „Es wird derzeit überall sichtbar gewerkelt.“

Ort Aktivität(en)

Alsfeld: „Zauberhafte Nacht“ (Geschäfte bis Mitternacht geöffnet am 27. September); Schaufensterdekoration der Händler
Lauterbach: Einbindung von „Heimat shoppen“ in das Stadtfest (12.–14. September)
Feldatal: Verknüpfung von „Heimat shoppen“ mit dem monatlichen Bauern- und Spezialitätenmarkt im September und Oktober
Bad Nauheim: Teilnahme an „Heimat shoppen“ vom 13. September (Jugendstilwochenende) bis 7. Oktober (nach der Bad Nauheimer Kerb); gegenseitige Werbung von Partnerbetrieben
Bad Vilbel: Start am 14. September mit Quellenlauf, Weinfest und verkaufsoffenem Sonntag
Butzbach: Stempelaktion (10. Oktober bis 10. November); „Late Night Shopping“ (7. November); Verknüpfung mit dem Katharinenmarkt (24.–26. Oktober); Unterstützung durch den ID.Buzz der IHK beim Katharinenmarkt
Gießen: Einbindung von „Heimat shoppen“ in den Krämermarkt und verkaufsoffenen Sonntag (5. Oktober)
Hessen: Einsatz des ID.Buzz im Design der Initiative durch die hessischen IHKs und den HIHK in Alsfeld und Butzbach
Stand: 04.09.2025