Fachkräfte gesucht

Aktuelles Ausbildungsjahr: Im vergangenen Jahr konnte nur jedes zweite deutsche Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung alle Ausbildungsplätze besetzen. Auch das laufende Ausbildungsjahr steht mit Bewerbermangel, fehlenden Grundqualifikationen und der mehrjährigen Wirtschaftskrise unter schwierigen Vorzeichen.
VON PETRA A. ZIELINSKI
Rund 15.600 junge Menschen haben am 1. August ihre Ausbildung bei hessischen IHK-Unternehmen begonnen, knapp zwei Drittel davon in kaufmännischen Berufen, die anderen in gewerblich-technischen Berufen. Wegen des konjunkturellen Umfelds halten sich laut Hessischem Industrie- und Handelskammertag (HIHK) größere Industrieunternehmen mit Ausbildungsangeboten eher zurück, während mittelständisch geprägte Betriebe aus demografischen Gründen ihren Nachwuchs entwickeln möchten. Leichte Zuwächse sind insbesondere bei Berufen im Bankgewerbe, im Metallbereich wie auch bei den Kaufleuten für Büromanagement festzustellen, während unter anderem in der Gastronomie sowie im Verkehrs- und Baugewerbe händeringend Fachkräftenachwuchs gesucht wird. Die Hälfte der Azubis in den gewerblich-technischen Berufen bringt einen mittleren Bildungsabschluss, weniger als ein Drittel Abitur mit. Bei kaufmännischen Berufen sind 43 Prozent Schulabgänger mit mittlerem Bildungsabschluss und 27 Prozent Abiturienten.

IHK unterstützt bei Nachvermittlung

„Es gibt immer noch Unternehmen, die Ausbildungsplätze anbieten. Schulabgänger, die bislang noch keinen Vertrag abschließen konnten, sollten sich weiter bewerben und die diversen Börsen und Messen besuchen, die unter anderem von IHKs oder Agenturen für Arbeit veranstaltet werden“, erklärt Kai Schelberg, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung. Als Beispiel nennt er die innovative Ausbildungsmesse „Karriere Kick“ der IHK Gießen-Friedberg (siehe Seite 8).
Darüber hinaus unterstützt die IHK die Ausbildungsbetriebe mit der jährlichen Nachvermittlungsaktion bei der Besetzung offener Ausbildungsstellen.
HIHK-Präsidentin Kirsten Schoder-Steinmüller appelliert zugleich an die Unternehmen, in ihrer Ausbildungsbereitschaft nicht nachzulassen und sich um eigenen Nachwuchs zu bemühen. „Denn die konjunkturellen Schwankungen, die derzeit vielen Unternehmen zu schaffen machen, dürfen nicht den Blick auf eine viel größere Herausforderung verstellen: den bevorstehenden Generationenwechsel. Mit dem Ausscheiden der Babyboomer verlassen in den kommenden Jahren zahlreiche erfahrene Fachkräfte die Betriebe.“ Diese Lücke müsse frühzeitig durch Ausbildung geschlossen werden.

Zuwanderung als Chance

Über die Hälfte der deutschen Ausbildungsbetriebe betrachtet junge Menschen aus Drittstaaten aktuell als Chance für die eigene Fachkräftesicherung. Ein Drittel hat hier bereits Erfahrungen gesammelt, ein weiteres Viertel könnte sich vorstellen, in Zukunft junge Menschen aus Drittstaaten auszubilden. Bis August 2025 haben sich laut Bundesagentur für Arbeit hierzulande rund 110.000 ausländische Kandidatinnen und Kandidaten für eine duale Ausbildung beworben. Das sind 17 Prozent mehr als im Vorjahr. IHKs und die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) helfen mit vielfältigen Beratungsangeboten und Netzwerkprojekten. Ein Beispiel stellen wir auf Seite 12 vor.
Die IHK Gießen-Friedberg lässt ihre Mitgliedsunternehmen mit den zahlreichen Herausforderungen rund um das Thema Aus- und Weiterbildung nicht allein, aber auch potenziellen Auszubildenden werden Angebote wie beispielsweise der neue Ausbildungsatlas (siehe Seite 10) gemacht.

ZAHLEN UND FAKTEN
15.600 neue Azubis in hessischen IHK-Unternehmen:
zwei Drittel in kaufmännischen Berufen
ein Drittel in gewerblich-technischen Berufen

Azubi-Kampagne
Die Industrie- und Handelskammern (IHKs) werben seit 2023 mit der Kampagne „Jetzt #könnenlernen – Ausbildung macht mehr aus uns“ (www.ausbildung-macht-mehr-aus-uns.de/) auf Plakaten, digitalen Werbetafeln und dem TikTok-Kanal @die.azubis (www.tiktok.com/@die.azubis) für die betriebliche Ausbildung. Slogans wie „Nicht Fake. Aber fähig.“ und „Keine Sorge. Die tun was.“ sollen die Vorteile dieses Karriereweges aufzeigen und Jugendliche für die duale Ausbildung gewinnen. Die steigenden Bewerber[1]zahlen deuten darauf hin, dass die Botschaften ankommen.
Stand: 04.11.2025