Die USA bleiben ein wichtiger Markt

Mit einem nominalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 23 Billionen US-Dollar ist die US-amerikanische Wirtschaft international die größte Volkswirtschaft und – ähnlich wie andere Industrienationen – eine Dienstleistungsgesellschaft. Das BIP pro Kopf beträgt bei einer Bevölkerung von 332 Millionen Menschen 69.231 US-Dollar. Allein ein Fünftel des Weltwirtschaftseinkommens wird hier erwirtschaftet und der Privatkonsum macht ganze 70 Prozent des BIP aus, wie aus Daten des Online-Portals Statista hervorgeht. Der Großteil der Bevölkerung lebt an der West- und Ostküste sowie im Mittleren Westen. Die strukturelle Heterogenität ist hoch, was die Entwicklungsgefälle zwischen den Regionen erklärt: Während die zentralen Landesteile strukturarm sind, sind die Arbeits- und Lebenshaltungskosten in den Ballungsräumen an der Ost- und Westküste hoch.
Konjunkturabschwung erwartet
Die US-Wirtschaft wird zwar laut Prognosen von Banken und Forschungsinstituten um eine Rezession herumkommen. Zugleich sind sie sich einig, dass sich die Konjunktur ab dem vierten Quartal 2023 abschwächt. Diese Schwäche soll dann im ersten Halbjahr 2024, möglicherweise auch darüber hinaus, anhalten. Aufs Jahr hochgerechnet, könnte sich das reale Wirtschaftswachstum 2024 gegenüber 2023 in etwa halbieren, so das Online-Portal Statistika. Die Gründe für den Abschwung sind vielfältig. Die Konsumenten halten sich zurück, weil die Zinsen für Konsumkredite deutlich gestiegen sind. Hinzu kommt eine ausgeprägte Schwäche des privaten Wohnungsbaus. Vorbei sind die Zeiten, als sich Arbeitnehmer über kräftig steigende Löhne und eine breite Auswahl an Jobangeboten freuen konnten. Positiv wirken sich die riesigen Infrastruktur- und Konjunkturprogramme aus. Ohne diese wäre die Wirtschaft vermutlich längst in eine Rezession gerutscht. Allerdings dürfte in der Folge die Verschuldung steigen.
Hohe Einkommen, aber schlechte Work-Life-Balance
Grundlegend sind das Einkommen, die Arbeits- und Bildungsqualität, die Umweltstandards, soziale Beziehungen und die Lebenszufriedenheit überdurchschnittlich. Laut GTAI Online besitzt ein durchschnittlicher US-amerikanischer Haushalt ein jährliches Einkommen von 51.146 US-Dollar, knapp 20.000 US-Dollar mehr als der OECD-Durchschnitt. 67 Prozent der 15- bis 64-Jährigen gehen einer bezahlten Tätigkeit nach, wobei 72 Prozent der Männer und 62 Prozent der Frauen innerhalb derselben Altersspanne erwerbstätig sind. Die Rate der Langzeitarbeitslosen liegt nach Angaben von GTAI online bei lediglich 0,5 Prozent. Allerdings geben auch ganze 10 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an, dass sie sehr lange Arbeitstage haben. Die Work-Life-Balance ist dementsprechend eher schlecht in den USA. Um eine Arbeitsstelle zu finden, ist ein Sekundärabschluss von hoher Wichtigkeit. 92 Prozent der Erwachsenen zwischen 25 und 64 besitzen einen High-School-Abschluss und Schülerinnen und Schüler schließen überdurchschnittlich in der PISA-Studie ab, wie das Auswärtige Amt auf seiner Webseite aufführt. Mit durchschnittlich 17,3 Jahren liegt die sogenannte Bildungsdauer, also die Zeit, die Personen in der Schule, Hochschule oder beruflichen Bildung verbringen, etwas unter dem OECD-Durchschnitt von 18 Jahren. Aufgrund der erstklassigen Universitäten wird die Hochschullehre als exzellent kategorisiert. Ähnlich wie in anderen anglophonen Ländern existiert in den USA keine duale Berufsausbildung, wie man sie klassisch aus Deutschland kennt.
Trendwende am Arbeitsmarkt
Der US-Arbeitsmarkt ist im Post-Covid-Zeitalter angekommen. Die Zeiten, in denen sich Arbeitnehmer über kräftige Lohnsteigerungen und ein schier unbegrenztes Angebot an offenen Stellen freuen konnten, neigen sich dem Ende entgegen. Noch sind viele Firmen bemüht, ihren während der Pandemie gesunkenen Arbeitskräftepool auf das Vorkrisenniveau zu heben. Doch dieser Nachholeffekt fällt immer schwächer aus. So stieg die Erwerbslosenquote nach Angaben des US-Arbeitsministeriums im August 2023 auf 3,8 Prozent. Das war der höchste Wert seit 18 Monaten. Die Differenz zwischen offenen Stellen und Beschäftigungslosen fiel zwischen März 2022 und Juli 2023 von sechs Millionen auf drei Millionen.
Deutsche Unternehmen wollen investieren
Die Deutsch-Amerikanischen Handelskammern (AHKs USA) haben im Februar 2023 in Zusammenarbeit mit im US-Markt aktiven deutschen Tochterunternehmen den „German American Business Outlook“ (GABO) vorgelegt. Dieser zeigt eine positive Stimmungslage. Für die meisten Betriebe sind die Marktgröße und die Kundennähe ein entscheidendes Kriterium. Anreize wie der Inflation Reduction Act (IRA) der Biden-Regierung stimmen positiv. Sehr viele Unternehmen vor Ort denken darüber nach, weiter zu investieren oder zu expandieren. Die niedrigen Energiekosten sind nur für drei Prozent der Betriebe Investitionstreiber. Vor allem die Automobilindustrie und der Transport- und Logistiksektor verfolgen einen Wachstumspfad. Mit Blick auf die Investitionspläne für die kommenden drei Jahre rangieren der Bau- und Infrastruktursektor sowie die industrielle Fertigung an der Spitze. Am meisten investieren die Unternehmen in den USA in die digitale Transformation, gefolgt von Maschinen und Büroeinrichtungen. Tochtergesellschaften von deutschen Firmen spielen eine große Rolle für die US-Wirtschaft und beschäftigen rund 860.700 Arbeitnehmer. Somit sind deutsche Unternehmen der drittwichtigste ausländische Arbeitgeber. Die USA und die EU arbeiten im Handels- und Technologierat – Trade and Technology Council (TTC) – zusammen, um globale Herausforderungen zu bewältigen. Für deutsche Unternehmen geht es um den Abbau von Handelsstreitigkeiten, die Verhinderung neuer Konflikte sowie eine positive transatlantische Handelsagenda. Weitere Informationen stellt das Team International der IHK Gießen-Friedberg in Zusammenarbeit mit den AHKs USA auf Anfrage gern bereit.

VON TESSA ALTENBRAND UND TIM MÜLLER

Stand: 06.12.2023