Deutsch-nigerianisches Ausbildungsprojekt

Fachkräftemangel: Derzeit werden 18 junge Nigerianer auf eine duale Ausbildung im deutschen Hotel- und Gastgewerbe vorbereitet. Wie das abläuft, können interessierte Betriebe online am 12. November und in den sozialen Netzwerken verfolgen.
VON ANDREAS MERTENBACHER UND PETRA A. ZIELINSKI
Der Fachkräftemangel ist eine Herausforderung für viele Branchen in Deutschland. Das Hotel- und Gastgewerbe (HoGa) spürt dies besonders deutlich, da Ausbildungsplätze oft unbesetzt bleiben. Ein neues internationales Projekt will hier Abhilfe schaffen: In Zusammenarbeit mit Partnern in Nigeria und Deutschland konnten 18 junge, motivierte Nigerianer zwischen 21 und 27 Jahren für eine duale Ausbildung im deutschen HoGa-Sektor gewonnen werden. Dies bietet den jungen Frauen und Männern eine attraktive Perspektive und kann gleichzeitig dazu betragen, den Fachkräftemangel in Deutschland zu verringern.
An der Umsetzung des Vorhabens sind mehrere Projektpartner beteiligt. Federführend sind die Delegation der Deutschen Wirtschaft in Nigeria (AHK Nigeria) und die IHK Gießen-Friedberg. Unterstützt werden sie von den Zentren für Migration und Entwicklung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH sowie dem Goethe-Institut, die ihre Expertise in den Bereichen internationale Zusammenarbeit und Sprachvermittlung einbringen. Auf deutscher Seite sind die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) und die IHK Rostock am Projekt beteiligt.

Ablauf und Zeitplan

Das Projekt gliedert sich in mehrere Phasen, die sich über einen Zeitraum von etwa 13 Monaten erstrecken. Nach der Kandidatenauswahl im Juni dieses Jahres führt der Weg vom intensiven Sprachtraining über die interkulturelle und fachliche Vorbereitung bis hin zum Matching mit Ausbildungsbetrieben und der finalen Einreise der jungen Frauen und Männer nach Deutschland rechtzeitig zum Beginn der Ausbildungssaison im August 2026.
Die Kandidatenauswahl ist in einem mehrstufigen Prozess erfolgt, der neben der Prüfung formaler Kriterien auch Sprachpotenzial-Tests und persönliche Interviews umfasst hat. Aktuell durchlaufen die 18 Teilnehmer ein umfangreiches Vorbereitungsprogramm, das in einer B1-Sprachniveauprüfung und einem anschließenden weiterführenden B2- Sprachkurs mündet. Darüber hinaus stehen ein fachspezifisches Vokabeltraining sowie verschiedene interkulturelle Workshops auf dem Programm.

Intensive Vorbereitung

Ein besonderer Fokus liegt auf der Vermittlung praktischer Kenntnisse über das Leben und Arbeiten in Deutschland. Hierzu gehören Einblicke ins duale Ausbildungssystem, Bewerbungstrainings und die Vorbereitung auf den Alltag in einem neuen kulturellen Umfeld.
Um die Kandidaten auf die Ausbildung im HoGa-Bereich vorzubereiten, wird in Nigeria ein dreimonatiges Pre-Training durchgeführt, bei dem sie ihre Erfahrungen in HoGa-Berufen erweitern können. Manche der teilnehmenden Nigerianer haben schon einmal in der Gastronomie gearbeitet. Einer von ihnen hat sich sogar mit Kochvideos auf YouTube in seiner Heimat einen Namen gemacht.
Neben der fachlichen und sprachlichen Vorbereitung werden die Kandidaten auch bei Visumsangelegenheiten, der Wohnungssuche in Deutschland, Behördengängen und vielem mehr unterstützt. Dadurch werden optimale Voraussetzungen für einen erfolgreichen Ausbildungsverlauf geschaffen. In welchem der sieben HoGa-Berufe die jungen Leute zum Einsatz kommen, ist abhängig von der Nach[1]frage der jeweiligen Betriebe. Das Projekt vereinbart damit die Themen internationale Zusammenarbeit, berufliche Bildung und Fachkräftegewinnung. Selbstverständlich werden auch Betriebe, die sich für einen Auszubildenden aus Nigeria entscheiden, vollumfänglich betreut.
Darüber hinaus ist das Projekt Teil der Initiative „African Skills 4 Germany“ (AS4G) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE) und wird von diesem finanziell gefördert. Dadurch können die Kosten für deutsche Partnerbetriebe sehr geringgehalten werden.

Ich finde das Projekt sehr gut und umfassend und hoffe, dass die jungen Leute nach erfolgreichem Abschluss ihrer Ausbildung auch übernommen werden können. Ein Bedarf an Fachkräften in der Gastronomie ist auf jeden Fall gegeben. Vielleicht ist auch eine Begleitung der Auszubildenden durch Bildungsträger während ihrer Lehrzeit möglich. Das kommt vor allem auch der schulischen Ausbildung zugute.“ Rainer Dietz, Inhaber Posthotel Johannesberg in Lauterbach

Der Fachkräftemangel ist eine zentrale Herausforderung, die uns alle betrifft – besonders das Hotel- und Gastgewerbe. Umso wichtiger sind innovative Ansätze wie das deutsch[1]nigerianische Ausbildungsprojekt, das wertvolle Chancen eröffnet und neue Perspektiven schafft. Gleichzeitig bietet auch das deutsche Sozial- und Weiterbildungssystem großes Potenzial: Mit gezielten Anpassungen können viele Menschen im Inland für den Arbeitsmarkt gewonnen und nachhaltig gestärkt werden. Attraktive Weiterbildungen und Entwicklungsmöglichkeiten sind dabei ebenso bedeutend wie internationale Kooperationen. Gemeinsam tragen beide Wege dazu bei, die Zukunftsfähigkeit unserer Unternehmen zu sichern und neue Chancen für Betriebe wie für Beschäftigte zu eröffnen. Das Projekt ist daher ein zukunftsweisender Schritt, der durch nationale Reformen zusätzlich an Stabilität und Wirkungskraft gewinnen kann.“ Bettina Leidner, Geschäftsführerin Hotel & Restaurant heyligenstaedt in Gießen

Live dabei

Einen Live-Einblick in die Ausbildung gibt eine Infoveranstaltung der IHK Gießen-Friedberg, zu der sich interessierte Betriebe am 12. November 2025 einwählen können (VA-Nummer 19164). Darüber hinaus lässt sich die Vorbereitung der jungen Nigerianer in den sozialen Netzwerken der IHK Gießen-Friedberg nachverfolgen.

Stand: 05.11.2025