Chancen und Risiken erkennen
Zukunft der Arbeit im KI-Zeitalter: Mit den Auswirkungen Künstlicher Intelligenz auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft beschäftigte sich die öffentliche Diskussionsrunde „Zukunft der Arbeit im KI-Zeitalter“ Ende Juni im Lern-, Tagungs- und Bewegungszentrum BERD in Lich-Eberstadt.
Das Interesse am Thema Einsatz von KI in der Arbeitswelt ist sehr groß.
VON PETRA A. ZIELINSKI
Künstliche Intelligenz (KI) wird die Zukunft von Arbeit und Gesellschaft verändern – darin waren sich die Diskussionsteilnehmer Caja Thimm, Professorin für Medienwissenschaft und Intermedialität an der Universität Bonn, die Gießener Landrätin Anita Schneider, Josephine Bonica, Geschäftsführerin der Maki42 GmbH, und Robin Mastronardi, Geschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Mittelhessen, einig. Wichtig sei es nun, die richtigen Voraussetzungen zu schaffen, um sowohl die Chancen als auch die Risiken von KI frühzeitig zu erkennen.
Gastgeber der informativen Kooperationsveranstaltung waren neben der IHK Gießen-Friedberg die Volkshochschule Landkreis Gießen, der Landkreis Gießen sowie der DGB. „KI ist nicht vom Himmel gefallen“, stellte Caja Thimm gleich zu Beginn der Veranstaltung in ihrem Impulsvortrag „Wer hat Angst vor ChatGPT & Co.?“ fest. Die Entwicklung sei rasant: Während noch vor einem Jahr nur 20 Prozent der Deutschen ChatGPT genutzt hätten, seien es mittlerweile 43 Prozent. „Dank umfangreicher Datensammlungen sind wir unsere eigene Medienagentur.“
„Internet und Social Media sind nicht nur Technologien, sondern sie verändern die globale Arbeitswelt massiv. Bildungs- und Wirtschaftssysteme werden auf den Prüfstand gestellt“, betonte Thimm. Vor allem in den Bereichen Verwaltung, Cybersicherheit, Gesundheit und Diagnostik hoffe man, durch den Einsatz von KI Arbeitszeit zu sparen. Nicht umsonst stünden Beschäftigte dem Einsatz von KI am Arbeitsplatz skeptisch gegenüber. Während Unternehmen der KI viel zutrauen würden, fühlten sich Mitarbeiter zum Teil durch deren Einsatz kontrolliert. Zugleich warnte Thimm, dass KI durchaus eine Gefahr für die Demokratie darstelle.
„KI stellt eine Herausforderung für unser Wertesystem dar“, unterstrich Caja Thimm. Auch könne Künstliche Intelligenz, je nach Programmierung, rassistisch geprägt sein. Als Beispiel nannte die Medienwissenschaftlerin autonom fahrende Autos, deren KI bei einem möglichen Zusammenprall mit Fußgängern entscheiden müsse, wer Opfer werde und wer nicht. An dieser Stelle sei eine Regulierung der KI-Märkte gefragt. Auch auf den AI Act der EU – das erste KI-Gesetz weltweit – ging die Expertin ein. Das Gesetz ordne einzelne KI-Anwendungen in unterschiedliche Risikokategorien von „minimal“ über „hoch“ bis „inakzeptabel“ ein. Je nach Einstufung haben die Anbieter bestimmte Sicherheits- und Transparenzanforderungen einzuhalten. Während soziale Bewertungssysteme (Social Score) laut Gesetz „völlig inakzeptabel“ seien, müssen Anbieter von KI-Anwendungen wie ChatGPT vor allem Transparenzpflichten erfüllen. Insgesamt stehe der AI Act für eine Balance zwischen Innovation und Risikoschutz.
Mit gutem Beispiel voran
„Wichtig ist es, gute Rahmenbedingungen zu schaffen, die KI-Zugänge niedrigschwellig zu halten und Menschen zum Umgang mit dem neuen Medium zu befähigen“, betonte Landrätin Anita Schneider im Rahmen der anschließenden Diskussion, die souverän von Torsten Denker, dem Leiter der Kreisvolkshochschule, moderiert wurde. Bei einer aktuellen Umfrage in der Kreisverwaltung des Landkreises Gießen hätten rund 90 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angegeben, dass KI und Digitalisierung zur Entlastung beitragen, berichtete Schneider. Im Hinblick auf „das Riesenthema Fachkräftemangel“ im Landkreis Gießen sieht sie eine große Chance in Künstlicher Intelligenz. Auch bei der gesundheitlichen Vorsorge im ländlichen Raum kann sich Anita Schneider den Einsatz von KI gut vorstellen. „Ziel sollte es sein, ein breites Bewusstsein dafür zu schaffen, welche Chancen in KI liegen. Hier sollte die Kommunalpolitik mit gutem Beispiel vorangehen. In diesem Zusammenhang verwies die Landrätin auf positive Projekte wie eine gemeinsame Willkommensplattform aller hessischen Landkreise oder einen Roboter, der Dolmetscherdienste übernimmt.
Wandel gestalten
„Es muss uns gelingen, eine Brücke zwischen Technologie und Menschen, die im Unternehmen arbeiten, zu schlagen“, stimmte Josephine Bonica zu. „Wir können den technologischen Wandel nicht aufhalten, also sollten wir ihn mitgestalten.“ Wichtig sei an dieser Stelle aber, dass die Chancen größer seien als die Risiken. Aus diesem Grund gelte es, stets eine kritische Grundhaltung zu bewahren. „Regulierungen schaffen Vertrauen. Ich bin ein großer Fan des AI Act“, erklärte die Geschäftsführerin der Digitalberatung Maki42. „Die KI darf kein Instrument der Kontrolle sein, sondern sollte den Menschen dienen“, ergänzte Robin Mastronardi vom DGB. Sie sollte dabei helfen, Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten, und nicht, sie zu zerstören.
Die Sorge, vollständig von US-Daten abhängig zu sein, sprach Caja Thimm an. Die EU sollte sich von der KI-Dominanz der USA lösen und digital souverän werden. Es gelte, leistungsfähige KI-Systeme zu schaffen, die in Europa entwickelt, trainiert und betrieben werden könnten.
In einer angeregten Gesprächsrunde mit den rund 70 Zuhörern ging es abschließend um Themen, wie Zukunft für Kreative oder den Unterschied zwischen dem AI Act und der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Diskutiert wurde auch, welchen Einfluss Daten darauf haben, welche Meldungen zuerst bei einem bestimmten Thema erscheinen, und wie dies manipuliert werden kann.
Lern-, Tagungs- und Bewegungszentrum BERD
BERD steht für Bewegen, Erleben, Reden und Denken. Der „Zukunftsort“ wurde durch die Kooperation zwischen dem Landkreis Gießen mit seiner Volkshochschule, dem Verein Lich Basketball und dem Unternehmen Hand+Werk geschaffen. Ziel ist es, die Themen Bildung, Bewegung und Digitalisierung unter einem Dach zu vereinen. Menschen aller Altersgruppen können vor Ort neue Technologien kennenlernen, ihre Fitness verbessern und in Bewegung ihre digitale Kompetenz erweitern. Von einem Open-Work-Raum mit Digitalwerkstatt und 3-D-Druckern über einen modernen Konferenzraum bis hin zu einer Indoor-Golfanlage, einem Speedcourt sowie einem Open Gym reicht das breitgefächerte Angebot.
BERD steht allen Bürgern des Landkreises Gießen zur Verfügung, egal ob im Rahmen von Bildungsangeboten der Volkshochschule oder für Vereine, Organisationen, Initiativen und Unternehmen. Durch eine Kooperation der IHK Gießen-Friedberg mit der Volkshochschule des Landkreises Gießen können auch IHK-Mitgliedsunternehmen davon profitieren.
BERD steht für Bewegen, Erleben, Reden und Denken. Der „Zukunftsort“ wurde durch die Kooperation zwischen dem Landkreis Gießen mit seiner Volkshochschule, dem Verein Lich Basketball und dem Unternehmen Hand+Werk geschaffen. Ziel ist es, die Themen Bildung, Bewegung und Digitalisierung unter einem Dach zu vereinen. Menschen aller Altersgruppen können vor Ort neue Technologien kennenlernen, ihre Fitness verbessern und in Bewegung ihre digitale Kompetenz erweitern. Von einem Open-Work-Raum mit Digitalwerkstatt und 3-D-Druckern über einen modernen Konferenzraum bis hin zu einer Indoor-Golfanlage, einem Speedcourt sowie einem Open Gym reicht das breitgefächerte Angebot.
BERD steht allen Bürgern des Landkreises Gießen zur Verfügung, egal ob im Rahmen von Bildungsangeboten der Volkshochschule oder für Vereine, Organisationen, Initiativen und Unternehmen. Durch eine Kooperation der IHK Gießen-Friedberg mit der Volkshochschule des Landkreises Gießen können auch IHK-Mitgliedsunternehmen davon profitieren.
Kontakt

Kai Schelberg
Stand: 04.09.2025