Berufsbildungspartnerschaft Kenia

Übersicht über das Projekt

Laufzeit: 12/2014 – 09/2021
Deutsche Projektträger: Handwerkskammer (HWK) Frankfurt-Rhein-Main und Industrie- und Handelskammer (IHK) Gießen-Friedberg 
Verwaltung: sequa gGmbH
Finanzierung: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Kenianische Partner: Kenya Private Sector Alliance (KEPSA), Kenya Association of Technical Training Institutions (KATTI), Kenya Federation of Master Builders (KFMB)
Kabete National Polytechnic, Eastland College of Technology (ECT), Kenya Technical Trainers College (KTTC) und St. Kizito Vocational Training Institute
Region: Großraum Nairobi
Berufsfelder: Gerüstbau, KFZ (Mechatronik, Karosseriebau und Fahrzeuglackierung), Industrie-Elektronik
Ausbildungsstatistik
Berufsfeld
Beschulte Trainer
Registrierte Auszubildende
Industrie-Elektronik
87
53
KFZ
134
741
Gerüstbau
157
21
Insgesamt
378
815

Hintergrund

Jugendarbeitslosigkeit stellt ein großes Problem in Kenia dar. Mehr als ein Drittel der jungen Bevölkerung Kenias ist arbeitslos. Hinzu kommt, dass fast 60 Prozent der Bevölkerung jünger als 20 Jahre sind und der Druck auf den Arbeitsmarkt somit entsprechend groß bleibt.
Das bislang bestehende Berufsbildungssystem weist gravierende Probleme auf, so ist es unzureichend auf den Bedarf der Industrie ausgerichtet, arbeitet mit stark veralteten Curricula und mangelhafter Ausstattung sowie unzureichend ausgebildeten Trainer/-innen. Die Qualifizierung der Berufsbildungsabsolventen/-innen ist unzureichend und nur wenige finden eine Anstellung in der Privatwirtschaft.
Mit der Verabschiedung einer neuen Berufsbildungspolitik 2013 reagierte die kenianische Regierung auf diesen Missstand und bemüht sich intensiv um Modernisierung und Nachfrageorientierung des Sektors. Ziel der Reform ist es, eine Revitalisierung des Berufsbildungssektors einzuleiten und gut qualifizierte Fachkräfte für die Industrie bereitzustellen. Hierbei setzt Kenia auf die Durchführung einer kompetenzbasierten Berufsbildung (CBET-Ausbildungssystem). Diese Form der Berufsausbildung setzt ihren Schwerpunkt auf die von einem Individuum zu erlernenden Kompetenzen, um den Anforderungen in der Industrie gerecht zu werden. Die Ausbildungsgänge werden in Module heruntergebrochen. Dem Auszubildenden soll es so ermöglicht werden, Fähigkeiten sukzessive zu erlernen.
Hier setzt auch die von der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main gemeinsam mit der IHK Gießen-Friedberg, seit Dezember 2014 geführten, BMZ-finanzierten Berufsbildungspartnerschaft an. In Zusammenarbeit mit ausgewählten Wirtschaftsverbänden und Berufsbildungseinrichtungen werden dual ausgerichtete Berufsbildungsgänge bespielhaft in ausgesuchten Berufen aufgebaut.

Ziele

Durch die Berufsbildungspartnerschaft soll die Qualifikation der Absolventen/-innen von Fortbildungen ausgesuchter Berufsbildungseinrichtungen in beispielhaften Berufen – unter Einbezug des Privatsektors – stärker am Bedarf der Unternehmen ausgerichtet sein. Mit der Erreichung dieses Ziels werden die Beschäftigungschancen Jugendlicher und junger Erwachsener in Kenia verbessert und kenianischen Unternehmen stehen mehr Fachkräfte zur Verfügung.

Vorgehensweise

In der zweiten Phase gliederte sich die Berufsbildungspartnerschaft in drei zu erreichende Ergebnisse:
Bedarfs- und praxisorientierte Berufsbildungskurse mit Elementen des dualen Systems sind in ausgewählten Berufsausbildungen nachhaltig verankert:
Das Berufsbildungsprojekt unterstützt kenianische Partner bei der modellhaften Durchführung dualer Ausbildungsgänge in drei ausgewählten Sektoren (Industrieelektronik, KFZ und Gerüstbau). Hierfür werden Beratungsleistungen und Know-how-Transfer mit der IHK Gießen-Friedberg und HWK Frankfurt-Rhein-Main sowie Zuschüsse zu Personal- und Materialkosten bereitgestellt. Curricula für die drei Berufsfelder werden gemeinsam mit Vertretern von Fachverbänden, Unternehmen und Berufsbildungseinrichtungen entwickelt. Ein nach dem Bedarf der Industrie abgestimmtes Training von Ausbildern/-innen findet statt. Weiterhin werden Firmen gewonnen, die für die praktische Phase der dualen Ausbildung Auszubildende aufnehmen. Um eine nachhaltige Verankerung der Berufsbildungsmaßnahmen im kenianischen Berufsbildungssystem zu gewährleisten wird der Zertifizierungs- und Akkreditierungsprozess unterstützt.
Entscheidungsträger werden fortlaufend für den Modellcharakter der Berufsbildungskurse mit Elementen des dualen Systems sensibilisiert:
Die Berufsbildungspartnerschaft propagiert den Modellcharakter der nachfrageorientierten Ausbildungsgänge durch verschiedene Veranstaltungen und Veröffentlichungen wie z.B. Messen, Konferenzen und Veröffentlichung von Studien und Erfahrungsberichten. Der Dialogprozess zwischen Ausbildungsinstitutionen und Privatwirtschaft wird mit dem Ziel der Verbreitung von Elementen des dualen Ausbildungsmodells unterstützt.
Dialog und Informationsfluss zwischen Entscheidungsträgern des kenianischen Berufsbildungssystems werden in enger Kooperation mit dem Runden Tisch zur Berufsbildung in Kenia (PWG) gestärkt:
Die Berufsbildungspartnerschaft unterstützt den Runden Tisch zur Berufsbildungsreform in Kenia.
Zahlreiche Akteure arbeiten in der Austauschplattform an der Umsetzung der Reformen. Im Rahmen des Projekts entsteht ein systematisches Wissensmanagement zur Unterstützung der kenianischen Berufsbildungsreformen und zum Wissenstransfer.

Was erreicht wurde

In der ersten Phase des Projektes wurden moderne, nachfrageorientierte Curricula für die drei Berufsfelder gemeinsam mit lokalen Vertretern von Fachverbänden, Unternehmern und Berufsbildungseinrichtungen entwickelt. Durch den Aufbau von Netzwerken wurde ein reger Austausch zwischen der Industrie und den Berufsbildungseinrichtungen initiiert. In der ersten Phase, die sich zunächst auf den Aufbau von Ausbildungen mit dualen Elementen und Pilotcharakter konzentrierte, wurden 92 Ausbilder/-innen in den drei Berufsfeldern und 104 Auszubildende trainiert.
Während der zweiten Phase des Projektes wurden die Curricula für Gerüstbau und Industrie-Elektronik vollständig von den lokalen Behörden zertifiziert. Insgesamt wurden 378 Ausbilder/-innen und 586 Auszubildende in den von der Berufsbildungspartnerschaft unterstützten überarbeiteten Berufsausbildungsgängen ausgebildet (geprüft und bestanden).
Im Oktober 2019 besuchte der hessische Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, Tarek Al-Wazir im Rahmen einer Delegationsreise mit Vertretern der hessischen Politik und Wirtschaft das Projekt in Kenia.

Graduiertenfeier Dezember 2020

Mitte Dezember 2020 fand die Graduiertenfeier der zweiten Ausbildungskohorte Industrieelektronik am Kenya Technical Trainers College (KTTC) in Nairobi statt. Bei dem Kurs handelt es sich um eine durch die IHK Gießen-Friedberg unterstützte duale Ausbildung nach deutschen Vorbild und an kenianische Verhältnisse angepasst.  
Seit Ende 2014 implementiert die IHK Gießen-Friedberg zusammen mit der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main eine Berufsbildungspartnerschaft in Kenia. Sie wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert und von der Entwicklungsorganisation sequa unterstützt.

Veröffentlichung Projekthandbuch Juli 2021

Die Projektpartner haben gemeinsam mit der IHK Gießen-Friedberg und der HWK Frankfurt-Rhein-Main ein Handbuch zum Projekt erstellt. In dem Handbuch haben sie ihre Erfahrungen mit der dualen Berufsausbildung in Kenia festgehalten. Ziel ist es anderen Berufsschuleinrichtungen sowie Verbänden in Kenia eine Art Anleitung zu geben, falls diese duale Berufsausbildung umsetzten möchten sowie generell für die duale Ausbildung zu werden.
Am 07.07. wurde das Handbuch im Rahmen einer kleinen Veranstaltung mit 45 Teilnehmern und Teilnehmerinnen der kenianischen Öffentlichkeit vorgestellt. Die Projektpartner sowie teilnehmende Unternehmen und Auszubildende kamen ebenfalls zu Wort und berichteten von Ihren Erfahrungen. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen äußerten sich sehr positiv über die Veranstaltung sowie das Projekthandbuch.
Stand: 04.04.2024