Die Afrikapolitik der Bundesregierung
Eine vertiefte Partnerschaft mit Afrika
Im Dezember 2016 trat Deutschland die G20-Präsidentschaft an, mit dem zentralen Ziel die internationale Partnerschaft mit dem Kontinent Afrika zu vertiefen. Seitdem hat sich einiges getan. Neue Initiativen und Programme wurden erarbeitet und mehr und mehr Bundesministerien engagieren sich in Afrika. Auch auf Länderebene wird sich vermehrt bemüht Partnerschaften mit unserem Nachbarkontinent weiterzuentwickeln.
Im Folgenden finden Sie einen kurzen Überblick zur Afrikapolitik der Bundesregierung.
Afrikapolitische Leitlinien
Die Bundesregierung hat im Januar 2025 neue afrikapolitische Leitlinien veröffentlicht. Diese ersetzen die vorherigen Versionen und dienen als strategischer Rahmen für die deutsche Afrikapolitik. Ziel ist die Gestaltung von Partnerschaften auf Augenhöhe zur Bewältigung globaler Herausforderungen und zur Förderung gemeinsamer Interessen. Die Leitlinien konsolidieren die Strategien der einzelnen Ministerien und definieren klare Prioritäten für die Zusammenarbeit mit Afrika.
Die Leitlinien konzentrieren sich auf die folgenden vier Kerninteressen:
- Globale Herausforderungen: Gemeinsam Klimawandel, Pandemien, Migration etc. bewältigen.
- Wirtschaftliche Zusammenarbeit: Nachhaltiges Wachstum, Handel, Investitionen und Diversifizierung fördern.
- Demokratie & Entwicklung: Demokratische Resilienz, Bildung, Wissenschaft und Innovation stärken.
- Sicherheit & Stabilität: Frieden, Sicherheit und nachhaltige Stabilität auf dem Kontinent fördern.
Compact with Africa
Die Initiative Compact with Africa wurde 2017 unter der deutschen G20-Präsidentschaft ins Leben gerufen. Hauptziel der Initiative ist gemeinsam mit den afrikanischen Ländern, Bedingungen für private Investitionen und Beschäftigungsmöglichkeiten in Afrika zu verbessern. Hierfür werden reformwillige afrikanische Länder mit internationalen Organisationen, wie der Weltbank oder der Afrikanischen Entwicklungsbank sowie G20-Partnerländer zusammengebracht.
Die Initiative ist nachfrage-orientiert und steht allen afrikanischen Ländern offen. Gemeinsam erarbeiten die Partner auf jedes Land abgestimmte individuelle Lösungen. Pauschallösungen gibt es nicht. Die afrikanischen Partnerländer erklären sich bereit makroökonomische, finanzielle und geschäftliche Reformen umzusetzen, während die G20 Länder die Partnerländern mit internationalen Investoren zusammenbringen und Fördermaßnahmen koordinieren.
Dreizehn afrikanische Länder nehmen bereits an Compact with Africa teil: Ägypten, Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Côte d’Ivoire, Ghana, Guinea, Marokko, Ruanda, Senegal, Togo, Tunesien und die Demokratische Republik Kongo.
In Deutschland ist das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) federführend für die Umsetzung der Initiative verantwortlich, in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium der Finanzen (BMF).
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite von Compact with Africa (englisch).
Marshallplan für Afrika
Im Rahmen der Verstärkung des Afrikaengagements Deutschlands hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Anfang 2017 seine Zusammenarbeit mit Afrika neu ausgerichtet. Das Resultat ist der sogenannte „Marshallplan für Afrika“. Er bildet die Grundlage des deutschen Engagements in der Initiative Compact with Africa.
Der Marshallplan mit Afrika stellt einen „Zukunftsvertrag“ mit Afrika dar. Er stützt sich auf die folgenden drei Säulen und adressiert darüber hinaus vier weitere zentrale Bereiche:
- Wirtschaft, Handel und Beschäftigung: Dies umfasst unter anderem die Verbesserung des Investitions- und Innovationsklimas, Bürokratieabbau und die Förderung der Digitalisierung.
- Frieden und Sicherheit: Hierzu gehören der Ausbau der afrikanischen Sicherheitsarchitektur und die Bekämpfung von Korruption.
- Demokratie und Rechtsstaatlichkeit: Dieser Bereich beinhaltet die Förderung von Rechtssicherheit, Verwaltungsmodernisierung und politischer Teilhabe.
Zusätzlich werden folgende Bereiche durch den Marshallplan adressiert:
- Ernährung und Landwirtschaft
- Klima und Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen
- Energie und Infrastruktur
- Gesundheit, Bildung und soziale Sicherung
Die genannten Säulen und Bereiche zielen auf die Verbesserung der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Die Themen Digitalisierung sowie die stärkere Unterstützung von Frauen und Mädchen finden in allen Bereichen Beachtung.
Reformpartnerschaften mit ausgewählten afrikanischen Ländern sind ein zentrales Element des Marshallplans mit Afrika. Weitere Informationen zum Marshallplan mit Afrika finden Sie hier.
Neue Reformpartnerschaften
Im Rahmen der G20-Initiative Compact with Africa sowie des Marshallplans mit Afrika hat das BMZ mehrere bilaterale Partnerschaften mit afrikanischen Ländern geschlossen, sogenannte Reformpartnerschaften. Seit 2017 bestehen Reformpartnerschaften mit Côte d’Ivoire, Ghana und Tunesien. 2019 kamen drei weitere Reformpartnerschaften mit Äthiopien, Marokko und Senegal hinzu. Eine siebte Reformpartnerschaft mit Togo ist in Vorbereitung.
Ziel ist es, gute Regierungsführung sowie die Rahmenbedingungen für privatwirtschaftliches Handeln zu verbessern. Die Partnerländer zeichnen sich durch ihren besonderen Reformwillen und Eigenanstrengung aus. Sie setzen ihre eigenen Prioritäten und Ziele. Außerdem werden Schwerpunktsektoren ausgewählt, die die Erreichung der Ziele unterstützen. Die Zusammenarbeit mit Côte d’Ivoire und Ghana fokussiert sich auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Tunesien konzentriert sich auf den Banken- und Finanzsektor sowie den öffentlichen Sektor. Der Schwerpunkt in Marokko liegt auf der Finanzsystementwicklung. In Äthiopien stehen die Privatsektorentwicklung und die Landwirtschaft im Mittelpunkt. Senegal fokussiert sich auf Wirtschaftsgovernance mit den Schwerpunkten Arbeitsrecht, Landzugang, KKMU-Förderung und Berufsbildung.
Gemeinsam mit den Partnerländern wurden detaillierte Reformagenden beschlossen, die sowohl Reformverpflichtungen des Partnerlandes als auch Unterstützungsangebote durch das BMZ benennen, die die Erreichung der Ziele unterstützen und die Entwicklung in den Reformsektoren fördern. Zusätzlich zu finanzieller Unterstützung und Beratung hat das BMZ weitere Instrumente und Initiativen aufgesetzt, wie den Entwicklungsinvestitionsfonds, die Sonderinitiative Ausbildung und Beschäftigung und die Initiative Gute Regierungsführung für mehr Investitionen und Beschäftigung in Afrika. Weitere Informationen zu den Reformpartnerschaften finden Sie hier .
Entwicklungsinvestitionsfonds
Der Entwicklungsinvestitionsfonds (EIF) wurde 2019 ins Leben gerufen und ergänzt die Bemühungen Deutschlands sich stärker in Afrika zu engagieren. Aufgabe des EIF ist es private Investitionen in afrikanische Länder zu fördern. Der EIF besteht aus drei Komponenten:
- AfricaConnect
- AfricaGrow
- Wirtschaftsnetzwerk Afrika
Das Wirtschaftsnetzwerk Afrika wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) umgesetzt. Es ist ein Instrument zur Außenwirtschaftsförderung und handelt sich um ein gebündeltes Beratungs- und Unterstützungsangebot.
AfricaConnect und AfricaGrow werden durch das BMZ umgesetzt. Bei AfricaConnect handelt es sich um ein umfangreiches Finanzierungsinstrument und bei AfricaGrow um einen Dachfonds mit dem kleine und mittlere Unternehmen sowie Start-Ups auf dem afrikanischen Kontinent gefördert werden. Weitere Informationen dazu finden Sie hier .
Strategie Afrika des BMWK
Das BMWK (ehemals BMWi) hat 2023 die „Strategie Afrika“ veröffentlicht, die die vorherige Initiative "Pro! Afrika" ersetzt und die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Afrika neu ausrichtet. Die Strategie orientiert sich an den aktuellen afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung. Ziel ist es, die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas durch vertiefte Partnerschaften und verstärktes Engagement der Privatwirtschaft zu fördern.
Der Fokus liegt auf der Förderung von nachhaltigem und inklusivem Wachstum, der Stärkung regionaler Wertschöpfung und der Diversifizierung der Wirtschaftsbeziehungen. Die "Strategie Afrika" berücksichtigt dabei die veränderten globalen Rahmenbedingungen und die Herausforderungen, wie den Klimawandel, die Digitalisierung und die geopolitischen Verschiebungen. Sie setzt auf die Zusammenarbeit mit afrikanischen Partnern auf Augenhöhe und die Förderung von Innovation, neuen Technologien und nachhaltigen Geschäftsmodellen.
Die Strategie umfasst eine Vielzahl von Maßnahmen, die auf die Stärkung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit abzielen. Dazu gehören unter anderem:
- Förderung von Investitionen und Handel
- Stärkung der Privatwirtschaft und des Unternehmertums
- Ausbau der Energiepartnerschaften und -kooperationen
- Förderung von nachhaltiger Infrastruktur
- Unterstützung der Digitalisierung
- Ausbau der Berufsbildung und Qualifizierung
- Förderung von Innovation und neuen Technologien
Informationen zur „Strategie Afrika“ des BMWK finden Sie hier.
Stand: 25.06.2025