Erholung erreicht Breite der Wirtschaft

Herbst-Konjunkturumfrage der IHK Ostthüringen: Stimmung hellt sich in allen Landkreisen und kreisfreien Städten der Region auf – hohe Energie- und Rohstoffpreise und der Fachkräftemangel gefährden jedoch Aufschwung

Die Ostthüringer Wirtschaft gewinnt weiter an Fahrt. Neben der Industrie und dem Baugewerbe melden auch das von der Pandemie besonders betroffene Gastgewerbe und der Einzelhandel eine deutlich verbesserte Geschäftslage. Die Erwartungen der Firmen fallen ebenfalls günstiger aus. Die Stimmungsaufhellung vollzieht sich in sämtlichen Landkreisen und kreisfreien Städten Ostthüringens. Allerdings gefährden hohe Energie- und Rohstoffpreise sowie der Fachkräftemangel die weitere Erholung. Das zeigt die Konjunkturumfrage der IHK Ostthüringen zu Gera im Herbst 2021. An der Unternehmensbefragung haben sich 442 Unternehmen aus der Region mit zusammen 14.400 Beschäftigten beteiligt.
Der Konjunkturklimaindikator, der die Bewertungen zur aktuellen Geschäftslage und die Erwartungen der Unternehmen abbildet, steigt gegenüber der Umfrage im Frühjahr um 24 auf 115,5 Punkte. Jede zweite Firma berichtet von guten Geschäften über die Sommermonate. Unzufrieden äußern sich nur noch 16 Prozent der Umfrageteilnehmer.
Ein Fortsetzung des Aufwärtstrends ist jedoch keineswegs ausgemacht. Zwar hat sich der Anteil der Befragten mit pessimistischem Ausblick verringert, die Erwartungen der Unternehmen an die nächsten Monate fallen jedoch insgesamt gemischt aus. Jeweils ein Viertel der Betriebe geht der Umfrage zufolge von einer besseren bzw. schlechteren Geschäftsentwicklung aus. 
Die regionalen Ergebnisse im Vergleich analysiert:
Die Stimmung der Unternehmen in der kreisfreien Stadt Gera verbessert sich gegenüber der Vorumfrage im Frühjahr merklich. Das verdeutlicht der Konjunkturklimaindex, der für die Stadt Gera im Herbst um 21 auf 108,5 Punkte ansteigt. Insbesondere die Geschäftslage wird von den Unternehmen besser bewertet – jede zweite Firma meldet eine gute wirtschaftliche Situation; nur noch 14 Prozent der Umfrageteilnehmer aus Gera (minus 23) äußern sich unzufrieden. Zugleich fallen die Erwartungen weniger pessimistisch aus als noch im Frühjahr. Für Euphorie sehen die Unternehmer indes keinen Anlass. Nur jedes zehnte Unternehmen erwartet höhere Investitionsausgaben. Zusätzliche Stellen wollen acht Prozent der Betriebe schaffen.  
In der kreisfreien Stadt Jena setzt sich die Erholung von den Pandemie-bedingten Einschnitten fort. Der Konjunkturklimaindex klettert im Herbst auf 130,6 Punkte – damit ist die Stimmung der Unternehmen in der Lichtstadt im Ostthüringer Vergleich am besten. Jede zweite Firma bewertet ihre Lage als gut, weitere 32 Prozent vergeben die Note befriedigend. Die Erwartungen fallen so optimistisch aus wie in keiner anderen Ostthüringer Region: 41 Prozent der Betriebe in Jena (plus 16 gegenüber der Frühjahrsumfrage) rechnen mit einer günstigeren Geschäftsentwicklung. Entsprechend sind die Aussichten für Job-Suchende in der Lichtstadt am günstigsten – jede vierte Firma will in den nächsten Monaten zusätzliche Mitarbeiter einstellen.
Auch die Unternehmen im Landkreis Saalefeld-Rudolstadt melden bessere Geschäfte: Der Saldo aus positiven und negativen Lagebewertungen klettert auf 33 Punkte (plus 31 gegenüber der Frühjahrsumfrage). Die Unternehmen registrieren eine gestiegene Auslastung – 87 Prozent der Betriebe (plus sechs) schöpfen ihre Kapazitäten zu 70 Prozent oder mehr aus. Zugleich erreicht inzwischen wieder jedes zweite Unternehmen die Gewinnzone; weitere 43 Prozent der Umfrageteilnehmer wirtschaften kostendeckend. Bei den Erwartungen überwiegen die zuversichtlichen Einschätzungen gegenüber den negativen Ausblicken. Das spiegelt sich in der erhöhten Einstellungsbereitschaft und Investitionsneigung der Betriebe am Saalebogen wider. 12 Prozent der Firmen (plus drei) planen mit einer höheren Beschäftigtenzahl, weitere 80 Prozent der Befragten werden ihren Personalbestand konstant halten. Höhere Investitionsausgaben sind bei 15 Prozent der Unternehmen vorgesehen, 47 Prozent gehen mit einem gleich großen Budget in die nächsten Monate.   
Bei den Unternehmen im Saale-Holzland-Kreis hellt die Stimmung ebenfalls auf. Der Konjunkturklimaindex übersteigt mit einem Wert von 121,0 erstmals seit Jahresfrist wieder die Wachstumsgrenze von 100 Punkten. Die Betriebe melden mehr Auftragseingänge und eine höhere Kapazitätsauslastung, was sich in einem kräftigen Anstieg des Lagesaldos auf 44 Punkte (Frühjahr: minus 11 Punkte) widerspiegelt. Auch der Ausblick der Unternehmen hellt auf. Belastungen durch hohe Kosten sowie der Fachkräfteengpass werden von den Firmen rund um das Hermsdorfer Kreuz jedoch als größte Risiken für die wirtschaftliche Erholung ausgemacht. Im Ergebnis halten sich die positiven und negativen Erwartungen der Unternehmen mit jeweils einem Viertel die Waage.
Nach den Einbrüchen im Zuge der Pandemie nähert das Konjunkturklima im Saale-Orla-Kreis wieder dem Vorkrisenniveau von Jahresbeginn 2020. Die Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage und ihre Erwartungen besser als in der Vorumfrage im Frühjahr. 45 Prozent der Befragten (plus 18) bewerten ihre wirtschaftliche Situation als gut, zugleich sinkt der Anteil der negativen Einschätzungen auf 26 Prozent (minus 15). Die Betriebe sind jedoch skeptisch, ob die günstige Lage anhält. Erwartungsseitig überwiegen weiter die negativen Einschätzungen, auch wenn der Anteil der pessimistischen Ausblicke zurückgegangen ist. Die Firmenchefs bleiben daher mit Investitionen und Neueinstellungen zurückhaltend. 13 Prozent der Befragten planen mit einem größeren Investitionsbudget. Ein Stellenaufbau ist bei jeder zehnten Firma ein Thema; 15 Prozent der Unternehmen im Saale-Orla-Kreis erwarten dagegen eine geringere Beschäftigtenzahl. 
Das Konjunkturklima im Landkreis Greiz verbessert sich zum dritten Mal in Folge und rangiert mit einem Indexwert von 115,2 Punkten erstmals seit Beginn der Pandemie wieder über der 100er-Marke. Die Unternehmen berichten von einer gestiegenen Nachfrage und einer erhöhten Kapazitätsauslastung. Im Ergebnis beurteilen 43 Prozent Unternehmen im Landkreis ihre derzeitige wirtschaftliche Situation als gut, weitere 47 Prozent vergeben die Note befriedigend. Mit Blick auf die kommenden Monate erwarten 35 Prozent steigende Umsatzzahlen, während ein geringerer Anteil von 23 Prozent von einer rückläufigen Entwicklung ausgeht. Die günstigeren Erwartungen zeigen sich in der höheren Investitionsbereitschaft der Firmenchefs: 68 Prozent der Befragten (plus 19 gegenüber der Frühjahrsumfrage) wollen künftig mehr oder auf gleichem Niveau investieren.
Die Wirtschaft im Altenburger Land bleibt auf Erholungskurs. Inzwischen bewerten 54 Prozent der Unternehmen (plus 19 gegenüber der Frühjahrsumfrage) ihre Geschäftslage als gut, nur noch 16 Prozent der Befragten (minus 13) äußern sich unzufrieden. Einen Rücksetzer gibt es indes bei den Erwartungen. So rechnet jeder dritte Befragte mit einer ungünstigeren Entwicklung (Frühjahr: 26 Prozent). Die Hälfte der befragten Unternehmer plant in den kommenden Monaten keine Investitionen, steigende Investitionsausgaben sehen 14 Prozent der Unternehmer vor. 
27.10.2021, ba