THEMA APRIL 2024

Innovent kooperiert mit Thüringer Start-ups

Der INNOVENT Technologieentwicklung Jena e.V., eine Jenaer wirtschaftsnahe gemeinnützige Forschungseinrichtung, bietet jungen Unternehmen regelmäßig die Möglichkeit, von der Laborinfrastruktur am Standort Jena und der wissenschaftlichen Forschungsexpertise zu profitieren. Das Institut unterstützt den Wettbewerb „get started 2gether“ (gs2g) seit der ersten Runde im Jahr 2019. In den vergangenen fünf Jahren hat die Zusammenarbeit zwischen INNOVENT e.V. und verschiedenen Technologie-Start-ups aus Thüringen zu einer Reihe erfolgreicher Innovationen geführt.

Leuchtfarben zum Streichen und 3D-Drucken

Gemeinsam mit der Dr. Falko Böttger-Hiller & Lars Ehrhardt Leuchtstoffe GbR aus Altenburg wurden im Rahmen des Projektes „Better Glow“ Nachleuchtpigmente auf unterschiedlichen Oberflächen entwickelt und optimiert. In Kooperation mit INNOVENT e.V. wurde an nachleuchtendem Acryl, an lumineszierenden Beschichtungen auf Glas, Keramik und langlebigen phosphoreszierenden Böden geforscht. Zudem wurde der Baustein für eine neue Generation von nachleuchtenden 3D-druckbaren Harzsystemen gelegt, die – neben weiteren nachhaltigen Leuchtprodukten, wie z.B. Orientierungslichtern oder streichfähigen Leuchtfarben – unter den Marken „lumentics“ und „lumentify“ zwischenzeitlich kommerziell vertrieben werden.

Microgreens direkt im heimischen Küchenschrank

Mit einem innovativen Lösungsansatz im Bereich Vertical Farming pitchte sich die YouPlant UG im Jahr 2021 bei gs2g zum Erfolg und entwickelte gemeinsam mit INNOVENT e.V. einen ersten Prototypen zur Anzucht von Microgreens direkt im heimischen Küchenschrank unter optimalen Umgebungsbedingungen. Die moderne Infrastruktur des Jenaer Forschungsinstitutes sowie die Expertise erfahrener Wissenschaftler half dem Start-up die Elektronik zur Ansteuerung verschiedener LED-Zeilen umzusetzen sowie die Umgebungsbedingungen im Zuchtraum der Microgreens zu erfassen. Gemeinsam wurde ein Gehäuse aus hochwertigen Materialien und nach den Designvorgaben der Gründer konzipiert und anschließend eine kleine Stückzahl von Systemen aufgebaut. Mittlerweile ist die Technologie ausgereift und das Unternehmen mit Sitz und Produktionsstandort in Jena vertreibt unter der Marke „yourgreens“ effiziente Vertical Farming Systeme.

Biochip macht Tierversuche überflüssig

Zusammen mit dem Team der Dynamic42 GmbH aus Jena wurde im Rahmen des gs2g-Wettbewerbs ein innovatives humanes Organmodell im Biochipformat entwickelt. Hierbei wurde durch die neuartige Kombination einer im Biochip flexibel integrierten elektrogesponnenen Membran und über ein neues Verfahren einer kontaktlos auslenkbaren Atmungsmechanik ein Lungenmodell (lung-on-chip model) für die Wirkstofftestung realisiert, welches in Zukunft bisher notwendige Tierversuche überflüssig machen kann.

Sensoren für intelligenten Tischtennisschläger

Dass insbesondere Start-ups Quellen für frische Ideen und agiles Unternehmertum sind, während Forschungsinstitute über tiefgehendes Fachwissen und Ressourcen verfügen und beide Seiten ihre Stärken in einer Zusammenarbeit optimal einsetzen können, zeigte sich im vergangenen Jahr. Um die Zukunft des Tischtennis zu revolutionieren, unterstützte INNOVENT e.V. das SportsTech-Start-up janova GmbH bei der Optimierung des Sensormoduls für ihre intelligenten Tischtennisschläger „Smart Rackets“. Ein im Holz integrierter Sensor zählt, erfasst und analysiert Schläge, sendet die Daten via Bluetooth an ein Smartphone und wertet diese KI-basiert in Echtzeit aus. Gemeinsam mit Innovent wurde das Sensorgehäuse für das Nachrüsten der Elektronik in handelsübliche Hölzer bzw. für eine reparaturgerechte Fertigung konzipiert und umgesetzt.

Implantate aus Polymer mit 3D-Siebdruck herstellen

Ebenfalls in der Förderrunde 2023 wurde gemeinsam mit dem Start-up-Unternehmen Axenoll 3D Printing GmbH aus Jena das Thema „Entwicklung einer PLA-basierten Paste für die Herstellung einer resorbierbaren Matrix mittels 3D-Siebdruck“ bearbeitet. Die Firma hat ein Verfahren entwickelt, um das thermoplastische Polymer PLA durch 3D-Siebdruck zu verarbeiten. Dieses Verfahren erlaubt den Aufbau komplexer dreidimensionaler Strukturen aus lösungsmittelfreien Druckpasten unter milden thermischen Bedingungen. Dies eröffnet für Anwendungen im Bereich von Implantaten oder Tissue Engineering neue Möglichkeiten, indem beispielsweise Proteine und lebensfähige Zellen bereits während des Herstellungsprozesses eingebracht werden können.
Das Hauptziel des Projektes war die Herstellung poröser Formkörper auf Basis des resorbierbaren, im medizinischen Einsatz erprobten Polymers PLA. Es wurden erfolgreich PLA-haltige Pasten entwickelt, die für den 3D-Siebdruck geeignet sind. Daraus wurden stabile Druckgüter generiert und charakterisiert und somit eine schonende Alternative geschaffen, innovative Produkte auf PLA-Basis zu entwickeln.

Aktuelle Projekte aus dem Bereich Medizintechnik

All diese Beispiele zeigen, dass wirtschaftsnahe gemeinnützige Forschungseinrichtungen wie INNOVENT e.V. als praxisnaher und durchaus kreativer Ideengeber die Erkenntnisse der Wissenschaft in anwendbare Technologien transferieren und somit entscheidende Akteure im Innovationsprozess sind. Der Thüringer Technologiewettbewerb „get started 2gether“ ist ein wichtiger Baustein in diesem Prozess, indem er die Zusammenarbeit und den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft gezielt fördert, um den Technologietransfer voranzutreiben und die Entwicklung innovativer Lösungen für die Herausforderungen von morgen zu unterstützen und wirtschaftliches Wachstum zu fördern.
Im März 2024 überzeugten im Rahmen des aktuellen gs2g-Wettbewerbes insgesamt acht ambitionierte Gründerteams die Jury mit spannenden Pitches ihrer innovativen Geschäftsideen. Für INNOVENT e.V. resultierten daraus zwei neue Kooperationen mit Start-ups aus Jena.
Die DeepEn GmbH wird von dieser Partnerschaft profitieren, um ihr Projekt „NeuroDeep – Haarfeines Endoskop für die Tiefenhirn-Bildgebung“ voranzutreiben, während die openUC2 GmbH Unterstützung für ihr Projekt „Mikroskopiefarm – Eine massiv parallelisierbare Mikroskopieplattform für die Erzeugung von Bilddaten in der Diagnostik“ erhalten wird.
Beide Start-ups können dank Förderung des Thüringer Wirtschaftsministeriums auch in diesem Jahr sechs Monate lang die komplette Infrastruktur des Forschungsinstitutes nutzen und erhalten gleichzeitig eine Rundum-Betreuung durch erfahrene Wissenschaftler, um die nächsten Innovationen „made in Thüringen“ erfolgreich am Markt zu etablieren.
Über INNOVENT e.V.
Seit 30 Jahren analysiert, forscht und entwickelt die gemeinnützige industrienahe Forschungseinrichtung INNOVENT e.V. in den Bereichen Oberflächentechnik, magnetische und optische Systeme, Biomaterialien, Primer und chemische Oberflächenbehandlung sowie Analytik. Als Gründungsmitglied der ZUSE-Gemeinschaft erfüllt das in Jena ansässige Institut mit 140 Mitarbeitern den wichtigen Auftrag, der Wirtschaft den zündenden Funken der Wissenschaft zu liefern.

innovent-jena.de
„get started 2gether“
„get started 2gether“ ist ein Technologie-Wettbewerb für Thüringer Start-ups und wird vom Forschungs- und Technologieverbund Thüringen (FTVT) veranstaltet.
Seit seinem Start 2019 richtet sich „get started 2gether“ an technologieorientierte Gründer und Gründerteams aus Wirtschaft und Wissenschaft, die für die Vertiefung ihres innovativen Vorhabens das Equipment und die Expertise einer wirtschaftsnahen Forschungseinrichtung nutzen wollen. Insgesamt wurden bisher 52 Projekte mit einer Gesamtfördersumme von 4.026.003 Euro gefördert.

gs2g.de
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