Denise Schindler

Denise Schindler ist eine der erfolgreichsten deutschen Para-Radsportlerinnen: Sie ist Silbermedaillen-Gewinnerin bei den Paralympics in Rio de Janeiro (2016) und London (2012), mehrfache Weltmeisterin, Deutsche und Bayerische Meisterin sowie Weltcup-Gesamtsiegerin. Neben ihrer Sportkarriere ist Denise Schindler auch als Moderatorin und Referentin tätig und engagiert sich besonders für Inklusion. 
Mit zwei Jahren verliert sie bei einem Unfall ihren rechten Unterschenkel. Mit 18 entdeckt sie das Radfahren und strampelt sich als Para-Cyclerin an die Weltspitze. Eine berührende Lebensgeschichte, die zeigt, was trotzdem alles möglich ist. Dank eines starken Teams, wunderbaren Eltern, hervorragenden Medizinern, perfekten Medizintechnikern und ihrem unglaublichen Willen, kann Denise wieder auf ihren "zwei" Beinen stehen. Mit Mut, Kampfgeist, Beharrlichkeit und viel Motivation hat sie es geschafft, Widerstände zu überwinden und mit Ihrem Handicap zu leben.
Sie spricht in ihren Keynotes erfrischend hemmungslos über ihr Leben, ihre Erfahrungen und Behinderung innerhalb und außerhalb des Sports. Für die mehrfache Paralympic-Medaillengewinnerin gibt es da keine Tabus. Mit erreichten Erfolgen gibt sie sich nicht zufrieden und ist immer auf der Suche nach neuen Wegen und Lösungen.

Hier lesen Sie ein Interview, welches wir in Vorbereitung ihres Vortrags auf dem Fuldaer Wirtschaftstag mit ihnen geführt haben:

Frau Schindler, wie sind Sie zur Paralympics-Athletin geworden und welche Rolle spielt der Sport in Ihrem Leben?

Das Radfahren habe ich lustigerweise ganz zufällig entdeckt. Mit 18 Jahren habe ich im Fitness-Studio Spinning ausprobiert und dabei sofort Feuer gefangen. Davor war ich übrigens total unsportlich. Seit diesem Tag habe ich jede freie Minute auf dem Fahrrad verbracht. Irgendwann bin ich mit Männern gefahren, die zwei Beine hatten und auf mich aufmerksam wurden, weil ich sie abgehängt habe.
Kurz darauf hatte ich die Möglichkeit, in den Wettkampf einzusteigen. Aber um mich an die Startlinie zu stellen, musste ich erst Mut fassen. Denn wer sich zum Wettbewerb stellt, ist logischerweise auch vergleichbar. Aber ich wusste, ich habe Talent, ich habe eine Chance und so habe ich alles auf eine Karte gesetzt und bin angetreten. Auf meinem ganzen Weg hatte ich nie den Vorsatz, Weltmeisterin zu werden. Der Ursprung für meine Karriere lag in meiner Leidenschaft zum Radfahren. Und das kann ich allen nur mitgeben: Findet etwas, dass Euch antreibt und für das ihr brennt – dann entstehen die Wege ganz automatisch. Natürlich muss man immer noch daran arbeiten, aber um erfolgreich und zufrieden zu sein müssen wir das tun, was wir wirklich lieben.

Ihr Buchtitel lautet: Vom Glück Pech zu haben: Meine zehn Grundsätze der Resilienz. Wie können Unternehmen von Ihren Erfahrungen profitieren?

Ein elementarer Bestandteil der Resilienz ist, aus Fehlern oder Rückschlägen zu lernen. Da gibt es zum einen die passiven Rückschläge, die beispielsweise durch Schicksalsschläge entstanden sind, für die man also nichts kann. Und dann gibt es die Rückschläge, die man durch Fehler selbst verschuldet hat, für die man also persönlich verantwortlich ist. Das ist mir als Sportlerin immer wieder passiert, wenn ich eine Medaille verloren habe. Das kennen wir von Unternehmen, das kennt jeder Mitarbeitende.
Wie können wir verstehen, dass hinter solchen Momenten eine Lernaufgabe steckt? Das jeder Rückschlag auch eine Chance oder die Möglichkeit bietet, daraus zu lernen. Also: Fehler machen ist okay, aber bitte nur einmal. Zweimal den gleichen Fehler kann sich kein Sportler und kein Unternehmer leisten. Und nach der Niederlage kommt der Wandel, denn das „Hier und Jetzt“, gestaltet die Zukunft. Annehmen, akzeptieren, reflektieren, sich gemeinsam mit seinem Team neu aufstellen, Prozesse optimieren, Produkte anpassen. Es gibt zahlreiche Tipps und Tricks, um resilienter zu werden und so letztendlich leichter durchs Leben zu gehen.

Wie kann der Umgang mit Vielfalt und Inklusion dazu beitragen, die Resilienz in Unternehmen zu stärken?

Vielfalt und Inklusion im Unternehmensalltag bedeutet immer, mit Menschen unterschiedlicher Perspektiven zu arbeiten. Und diverse Perspektiven und neue Wege erlauben auch eine flexiblere Antwort auf Rückschläge. Ich kann nur jedem Unternehmen empfehlen Inklusion und Vielfalt in ihrem Mindset zu verankern. Denn unterschiedliche Sichtweisen können Projekte viel effektiver, kreativer und ganzheitlicher voranbringen. Wenn ein Teamkollege beispielsweise aufgrund seiner sozialen Herkunft daran gewohnt ist, sich durchzukämpfen, dann kann er mit dieser Eigenschaft in einem diversen Team die Rolle eines Problemlösers einnehmen.

Was fällt Ihnen spontan zu Fulda ein?

Ich komme tatsächlich zum ersten Mal nach Fulda. Für meinen Aufenthalt anlässlich des Fuldaer Wirtschaftstages bin ich über jeden Tipp dankbar, was ich in Fulda auf keinen Fall verpassen darf.