Dr. Tobias Zimmermann

Evangelist und Arbeitsmarktexperte Dr. Tobias Zimmermann ist promovierter Politologe, Arbeitsmarktexperte und verantwortet als Head of Insights & Creation die StepStone Forschung zu Arbeit und Arbeitsmarkt.
Sein Motto lautet: „Die Arbeit von Morgen ist unsere heutige Aufgabe.“ Er ist seit 2018 bei StepStone, tritt für das globale e-Recruiting-Unternehmen regelmäßig als Speaker zu den unterschiedlichsten Themen in Erscheinung, ordnet als Experte aktuelle Entwicklungen und Ergebnisse für die Presse ein,  ist Meinungsblogger (StepThoughts) und Podcaster (StepStone snackbar). Er hat von 2013 bis 2016 als Stipendiat der Heinrich Böll Stiftung an der Universität Münster zu digitaler Kommunikation geforscht und gelehrt und ist ebenfalls seit 2013 im Bereich der Unternehmenskommunikation tätig.

Hier lesen Sie ein  Interview, welches wir in Vorbereitung seines Vortrags auf dem Fuldaer Wirtschaftstag mit ihm geführt haben:

Herr Dr. Zimmermann, welche Schnittmengen sehen Sie bei den Themen Resilienz und moderner Personalführung?

Moderne Personalführung benötigt angesichts einer immer komplexeren Arbeitswelt und immer selbstbewussteren Arbeitnehmenden ein gehöriges Maß an Resilienz. Darüber hinaus gehört zu guter Führung, die psychische und physische Widerstandsfähigkeit der Mitarbeitenden zu stärken – denn nur resiliente Teams werden mit dem zunehmenden Anpassungs- und Wettbewerbsdruck sowie dem erstmal steigenden Workload zurechtkommen. Resilienz gehört definitiv zu den Future Skills, ist aber nur eine Eigenschaft von mehreren, die eine gute Führungspersönlichkeit auszeichnen.

Was sind aktuell die drei gängigsten Benefits, die Bewerbenden imponieren?

Ich bin kein Freund von pauschalen Tipps zu Top- Benefits. Ob ich mehr Wert auf Workation oder betriebliche Kinderbetreuung lege, hängt sehr stark von meiner individuellen Lebenssituation ab. Unternehmen, die sich flexibel heterogenen Bedürfnisprofilen anpassen können, sind daher klar im Vorteil. Um in einem Arbeitsmarkt mit mehr offenen Stellen denn je Erfolg zu haben, sollten Unternehmen zuallererst ihre Bewerbungsprozesse genau unter die Lupe nehmen. Erstens gibt es mittlerweile enorme Qualitätsunterschiede, die Kandidat:innen sofort bemerken und zweitens haben Bewerber:innen meist die Auswahl zwischen mehreren attraktiven Angeboten. Für wen werden sie sich da wohl entscheiden? Unternehmen, die mit einem effizienten und transparenten Bewerbungsprozess punkten, können sich aktuell große Vorteile verschaffen. Dafür müssen sie konsequent digitalisieren und automatisieren, damit ihre Recruiter sich auf das konzentrieren können, was sie am besten können: Das Zwischenmenschliche.

Was ist bei Stellenausschreibungen ein absolutes No-Go?

Falsche oder übertriebene Versprechungen gehen gar nicht. Ja, es geht darum, den Job zu ‚verkaufen‘. Aber wie sollen Vertrauen und Bindung entstehen, wenn von Anfang an nicht mit offenen Karten gespielt wird? Authentizität ist einer der wesentlichen Eckpfeiler einer erfolgreichen Arbeitgebermarke. Ich empfehle darüber hinaus größtmögliche Transparenz, beim Gehalt und beim Prozess. Wann soll eine Entscheidung fallen? Wie viele Schritte sind vorgesehen? Was erwartet die Bewerbenden?

Welchen Stellenwert nimmt Diversität bei KMU ein? Was bedeutet das für die Personalpolitik der Zukunft?

Jetzt beginnt die Ära der Arbeiterlosigkeit. Obwohl in Deutschland nie mehr Menschen erwerbstätig waren, gibt es so viele unbesetzte Stellen wie nie. Von nun an wird die Erwerbsbevölkerung schrumpfen. Das heißt für alle Unternehmen, sie können es sich nicht leisten, bestimmte Zielgruppen von vornherein auszuschließen. Wer es frühzeitig schafft, überzeugende Angebote, etwa für ältere Arbeitnehmende oder internationale Fachkräfte zu schaffen, hat jetzt noch die Gelegenheit, sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.

Was fällt Ihnen spontan zu Fulda ein?

Ich habe kürzlich in einem meiner Lieblingspodcasts die Geschichte des Bonifatius hören dürfen. Seitdem freue ich mich noch mehr auf meinen Besuch.