Thomas Rau

Thomas Rau (1960) ist Architekt und Gründer von Turntoo und RAU. Turntoo und RAU arbeiteten als eine der ersten Unternehmen in den Niederlanden nach den Prinzipien der zirkulären Ökonomie.
Seit 1992 ist das Architekturbüro RAU tonangebend auf dem Gebiet des umweltbewussten Bauens und des gesunden Raumklimas. Das Architekturbüro schuf zahlreiche innovative Konzepte und entwickelte schon früh Vorgaben für ein klimaneutrales und energieeffizientes Bauen. Inzwischen ist RAU in den Niederlanden die unangefochtene Autorität auf dem Gebiet des plusenergetischen Bauens und der zirkulären Wertschöpfung in der Architektur.
Hier lesen Sie ein Interview, welches wir in Vorbereitung seines Vortrags auf dem Fuldaer Wirtschaftstag mit ihm geführt haben:

Herr Rau, in Ihrem Buch „Material Matters“ setzen Sie Wertschöpfung mit Wertvernichtung gleich und plädieren für Werterhaltung. Was genau steckt hinter diesem Gedanken?

Der Grundgedanke von Material Matters besteht darin, aufzuzeigen, dass es Alternativen zu unserer gegenwärtigen Art des Produzierens und Konsumierens gibt. Denn wenn eine Wertschöpfungskette systemisch mit Abfall endet, dann ist es eine Wertvernichtungskette. Daher müssen wir strukturell eine Werterhaltungskette in umgekehrter Richtung organisieren. Dahinter steckt der Gedanke einer vollständigen Reorganisation unseres Wirtschaftssystems, in dem wir nicht nur unseren Platz auf Erden neu bestimmen, sondern auch ein vollkommen neues Verhältnis zwischen Mensch und Planet schaffen. In diesem Wirtschaftsmodell ist der Konsument nicht länger Eigentümer, sondern Nutzer, Materialien besitzen Rechte und Abfall gehört der Vergangenheit an.

Sie gelten als Vordenker der Circular Economy. Was wären erste Schritte, um unsere Kreislaufwirtschaft nachhaltig zu stärken?

Eine Bewusstseinsentwicklung. Und zwar dafür, dass alles, was auf der Erde nicht wächst, endlich ist und dass eines Tages alle Ressourcen erschöpft sein werden, die unsere Lebensgrundlage bilden. Wir dürfen niemals vergessen, dass wir nur Gäste auf der Erde sind. Der Mensch lebt nur eine begrenzte Zeit auf diesem Planeten – doch die Folgen seines Handelns sind von ewiger Dauer.

Was können kleine und mittlere Unternehmen davon umsetzen?

In der Umkehrung zu denken: Würden wir alle Konsequenzen unserer eigenen Taten verantworten können? Mit anderen Worten: Würden wir gerne Kunde von uns selbst sein und alle Konsequenzen übernehmen wollen? Dazu und zum oben angesprochenen neuen Verhältnis habe ich eine Reihe von praktisch umsetzbaren Konzepten, die uns diesen Wandel erleichtern werden.

Was fällt Ihnen spontan zu Fulda ein?

„Praktikantenstelle“ vom ersten niederländischen König Willem I der Niederlanden van Oranje - Nassau.