Konjunkturbericht Jahresbeginn 2025
Die südbadische Wirtschaft steckt weiter in einer Strukturkrise. Vor allem die Industrie leidet unter schlechten Standortbedingungen und einem anhaltenden Auftragsmangel, so dass sie sich zunehmend gezwungen sieht Anpassungsreaktionen vorzunehmen. Dabei konnten größere Härten in den vergangenen Jahren zunächst noch über Instrumente wie den Abbau von Zeitarbeit, Abfindung älterer Mitarbeiter oder Kurzarbeit sozial abgefedert werden. In den letzten Monaten häufen sich jedoch auch Meldungen über Stellenabbau und Insolvenzen, so dass die anhaltende konjunkturelle Stagnation sich auch mehr und mehr auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar macht.
Der Index der Geschäftslage verharrt am südlichen Oberrhein im Vergleich zum Herbst unverändert bei 7 Punkten und damit weit unter seinem zehnjährigen Mittelwert von 33 Punkten. 29 Prozent der Unternehmen geben noch eine gute Geschäftslage an, bei 21 Prozent ist diese schlecht. Während die Lageeinschätzung in den verschiedenen Branchen des Dienstleistungssektor noch überwiegend positiv ist und sich sogar leicht verbessert hat, herrscht in Industrie und Bauwirtschaft wie zuletzt Katerstimmung.
Beim Ausblick auf die kommenden zwölf Monate sind sich die Branchen jedoch einig: er wird wie schon im Herbst überwiegend negativ bewertet. Der Index der Geschäftserwartungen bleibt mit -15 Punkten tief im negativen Bereich, auch wenn er im Vergleich zum Herbst immerhin 2 Punkte gutgemacht hat. Gerade einmal 11 Prozent der Unternehmen am südlichen Oberrhein schauen optimistisch in die Zukunft. 26 Prozent rechnen mit einer weiteren Verschlechterung der Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten.
Interessant ist nach fünf Jahren der wirtschaftlichen Stagnation auch der Blick auf den Arbeitsmarkt. Lange war dieser vor allem geprägt durch die Sorge um den Fachkräftemangel. Dieser bleibt angesichts des demografischen Wandels auch relevant – immerhin für 46 Prozent ist er ein Risiko der eigenen wirtschaftlichen Entwicklung. Nun allerdings rückt auch die Arbeitslosigkeit wieder stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. So hat sich die Zahl der Arbeitslosen im Kammerbezirk in den vergangenen vier Jahren um fast 6.000 Menschen und damit um rund 27 Prozent erhöht. Es steht zu befürchten, dass dies noch nicht das Ende dieser unerfreulichen Entwicklung ist. Befragt nach ihren Beschäftigungsplänen können sich nur noch 8 Prozent der Unternehmen einen Stellenzuwachs vorstellen, jedes vierte Unternehmen plant, Stellen abzubauen. Der Index der erwarteten Beschäftigung verliert 4 Punkte und steht mit -17 Punkten nun so tief wie seit dem ersten Jahr der Covid-19-Pandemie nicht mehr.
Weitere Information zu einzelnen Branchen finden Sie im Konjunkturbericht anbei.