Wirtschaft fördert Spitzen-Absolventinnen und -absolventen aus der Region
Mehr als 3.400 junge Menschen haben in diesem Jahr im IHK-Kammerbezirk ihre Ausbildung abgeschlossen. 38 davon standen im Mittelpunkt bei der diesjährigen Förderpreisverleihung der IHK-Stiftung Südlicher Oberrhein. Bei dem Festakt im Europa-Park in Rust haben Persönlichkeiten aus der Wirtschaft Preise im Wert von insgesamt 99.000 Euro gestiftet. Das Preisgeld soll den Absolvent:innen helfen, im Beruf durchzustarten.
Die 99.000 Preisgeld kommen von 30 Stifterinnen und Stiftern. „Ein Förderpreis in dieser Größenordnung ist in Deutschland einzigartig“, sagte Eberhard Liebherr, der Präsident der IHK Südlicher Oberrhein. Zu Beginn seiner Festrede gedachte der Präsident Gisela Sick. Die Stifterin, die gemeinsam mit ihrem Mann in Waldkirch Wirtschaftsgeschichte geschrieben hat, ist wenige Tage vor ihrem 102. Geburtstag gestorben. „Sie war nicht nur eine erfolgreiche Unternehmerin, sie war auch eine große Förderin junger Menschen in Ausbildung“, sagte Liebherr. Seit 2002 gibt es die Gisela und Erwin Sick Stiftung, die auch in diesem Jahr zwei Förderpreise vergeben hat.
„So viele Preise brauchen einfach einen eigenen Abend!“
Die Idee des Förderpreises ist rund 40 Jahre alt. Zu den Initiatoren gehörte der damalige IHK-Präsident und spätere Freiburger Ehrenbürger Eugen Martin. Anfangs war der Stifterkreis noch recht überschaubar. Auch die Preise waren im Rahmen der IHK-Absolventenfeier schnell vergeben. Doch mit der Zahl der Stiftenden wuchs auch die Zahl der Preisträger:innen, sodass aus der Verleihung eine eigene Veranstaltung wurde. „So viele Preise brauchen einfach einen eigenen Abend! Und es dürfen gerne noch mehr Preise werden“, sagte Liebherr, der die anwesenden Stifterinnen und Stifter ermutigte, in der Öffentlichkeit von ihrem Engagement zu erzählen.
„Alle reden vom Fachkräftemangel und was die Politik dagegen tun muss“, fuhr der IHK-Präsident fort, „doch als Unternehmerinnen und Unternehmer können wir selbst etwas tun, indem wir den Nachwuchs fördern und die Ausbildung attraktiv machen“. Neben dem Dank an die Stifter:innen sprach Liebherr auch ein Kompliment an die anwesenden Vertreter:innen der Ausbildungsbetriebe und Berufsschulen aus: Im Hinblick auf die besonderen Leistungen der Preisträger:innen „muss hier vieles richtig gut gelaufen sein“.
Verleihung der IHK-Förderpreise 2024.
© Markus Schwerer/IHK SO
Die Höhe der einzelnen Förderpreise lag zwischen 1.500 und 5.000 Euro. Die Unterstützung ist zweckgebunden und muss in die Weiterentwicklung der jungen Menschen fließen. Die Preisträger:innen kommen aus der Industrie, dem Handel, der Gastronomie und aus dem Dienstleistungsgewerbe. Unter den 38 Ausgezeichneten waren mit Mediengestalterin Eileen Fahrner (BZ-Medien-Förderpreis), Industriemechaniker Alexander Müller (Erich Becker-Förderpreis) und Restaurantfachmann Peter Reutlinger (Franz Keller-Förderpreis) drei der insgesamt neun Bundesbesten, die bereits am 15. Oktober bei der IHK-Abschlussfeier „Meilenstein 2024“ geehrt wurden.
Doch Noten waren nicht alles, worauf es den Stifter:innen ankam. Bei ihrer Auswahl spielte auch soziales Engagement eine große Rolle. So berichteten im Gespräch mit der Kölner Moderatorin Anne Rück mehrere Preisträger:innen von ihren Ehrenämtern bei der Feuerwehr oder dem DRK. Einzelhandelskaufmann Alesio Nigro (Hermann Frese Förderpreis) erzählte von seinem jahrelangen Engagement beim Food Sharing: „Ich habe bei meiner Arbeit gesehen, wie viele Lebensmittel täglich in der Tonne landen. Daran wollte ich etwas ändern.“
„Durchhalten und Zusammenhalten!“
Bei anderen Preisträger:innen wurden die erschwerten Startbedingungen berücksichtigt. Bauzeichnerin Pia Bonath (Förderpreis der EDEKA Südwest) musste sich einer Operation unterziehen und bewältigte einen Großteil ihrer Ausbildung an Krücken. Andere überwanden mit Erfolg Sprachbarrieren, etwa die in Polen geborene Einzelhandelskauffrau Sarah Estera Dzida, die in akzentfreiem Deutsch erzählte, wie ihr der Kontakt zu den Nachbarskindern und deutsches Fernsehen beim Ankommen geholfen hätten. Ihr Motto lautet: „Man muss sich öffnen und darf sich nicht verstecken!“ Die gebürtige Iranerin Zahra Azadi hat erfolgreich die Ausbildung als Elektronikerin abgeschlossen. Auf die Frage, was für sie der größte Kulturschock in Deutschland gewesen sei, antwortete sie: „Die deutsche Direktheit. Hier werden einem Dinge oft direkt ins Gesicht gesagt.“ Im Iran sei dies anders. Dzida und Azadi erhielten den Integrations-Förderpreis der Volksbank Freiburg.
IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Dieter Salomon bezeichnete die duale Ausbildung als deutsches Erfolgsmodell und stellte sie auf eine Stufe mit einem Studium. Auch Stifter Wolfgang Poppen, Verleger der BZ-Medien, der selbst mit einer Lehre als Drucker ins Berufsleben gestartet war, warb für diesen Weg: „Ich kann nur jedem empfehlen, einen grundsoliden Beruf zu erlernen und sich dann weiterzubilden.“ Stifterin Renate Sick-Glaser, die die Tradition ihrer Eltern fortführt, gab noch einen Rat, der im Beruf, aber auch im Leben gilt. Gerade, wenn es einmal nicht so läuft – in Krisenzeiten –, komme es auf zwei wesentliche Eigenschaften an: „Durchhalten und Zusammenhalten!“
(22.11.2024)