Stimmung im Gastgewerbe laut IHK-Konjunkturumfrage trotz anhaltendem Kostendruck stabil

In der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt zeigt sich das Gastgewerbe in Nord-, Mittel- und Westthüringen trotz schwieriger Rahmenbedingungen vergleichsweise robust. Nach einer zufriedenstellenden Sommersaison bleibt die Lage stabil, auch wenn die Erwartungen für das Wintergeschäft verhalten sind. 31 Prozent der Betriebe bewerten ihre aktuelle Situation als gut – deutlich mehr als der branchenübergreifende Durchschnitt von 22 Prozent.
„Das Gastgewerbe zeigt eine bemerkenswerte Widerstandskraft – gerade angesichts der anhaltend hohen Kosten und der wirtschaftlichen Unsicherheiten“, betont Dr. Cornelia Haase-Lerch, Hauptgeschäftsführerin der IHK Erfurt. „Doch die Lage bleibt angespannt. Die Unternehmen müssen weiterhin mit hohem Energie- und Kostendruck umgehen, was Investitionen und Wachstum erheblich hemmt.“
Gedämpfte Erwartungen für den Winter
Die Aussichten für die kommenden Monate bleiben vorsichtig: Nur drei Prozent der Hoteliers und Gastronomen rechnen mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage, während 44 Prozent von einer Verschlechterung ausgehen. Der Kostendruck bleibt das zentrale Risiko – vor allem durch gestiegene Energie-, Lebensmittel- und Arbeitskosten. 70 Prozent der Befragten nennen hohe Energie- und Rohstoffpreise als zentrales Problem, 67 Prozent sehen in steigenden Löhnen eine erhebliche Belastung.

Investitionen bleiben auf Sparflamme
Trotz der angespannten Lage plant etwa jedes siebte Unternehmen (14 Prozent) im Gastgewerbe steigende Investitionsbudgets – ein Wert, der sich im branchenweiten Durchschnitt (16 Prozent) bewegt. Die Mehrheit der Betriebe konzentriert sich auf den Erhalt bestehender Strukturen und verzichtet derzeit auf größere Investitionen.
Fachkräfteengpässe spürbar, aber leicht abgeschwächt
Der Fach- und Arbeitskräftemangel bleibt eine strukturelle Herausforderung, wird aktuell jedoch von den Kostenfaktoren überlagert. 43 Prozent der Betriebe sehen darin ein Risiko – ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr (59 Prozent). Dennoch können 48 Prozent der Befragten können offenen Stellen längerfristig nicht besetzen, im Schnitt bleiben 2,8 Stellen unbesetzt. Besonders gefragt sind qualifizierte Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung (80 Prozent).
„Viele Betriebe stemmen den Personalmangel mit enormem Einsatz – oft auf Kosten der Belastung des vorhandenen Teams“, erläutert Olaf Seibicke, Direktor des Hotels „Der Lindenhof“ in Gotha und IHK-Vizepräsident. „Umso wichtiger ist es, dass Ausbildung wieder stärker in den Fokus rückt. Trotz sinkender Bewerberzahlen bilden viele Betriebe weiter aus – das verdient Anerkennung und Unterstützung.“
Mindestlohnerhöhung trifft die Branche hart
Die ab 2026 geltende Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 13,90 Euro – und 2027 auf 14,60 Euro – wird im Gastgewerbe als zusätzliche Belastung empfunden. Zwei Drittel der Betriebe planen Preisanpassungen, um die steigenden Personalkosten aufzufangen. Zudem müssen 62 Prozent auch höhere Lohngruppen anpassen.

Die detaillierten Branchenergebnisse (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 649 KB)sind in einer Präsentation zusammengefasst. Eine allgemeine Einschätzung zur Konjunkturumfrage inkl. ausgewählter Ergebnisse können Sie online auf der Website der IHK Erfurt einsehen.
Hintergrundinformationen zur Konjunkturumfrage:
Die IHK Erfurt befragt dreimal pro Jahr (zum Jahresbeginn, im Frühjahr und im Herbst) rund 650 Unternehmen aus Nord-, Mittel- und Westthüringen der Branchen Industrie, Bau, Verkehrsgewerbe, Handel, Gastronomie und Dienstleistungen zur aktuellen Geschäftslage sowie zu den Erwartungen und Plänen für die kommenden Monate. Die aktuellen Ergebnisse wurden zwischen dem 8. September und dem 2. Oktober 2025 erhoben. Die Rücklaufquote beläuft sich auf 33 Prozent.