Konjunkturbericht der IHK Erfurt: Stimmung weiter gedämpft, Erwartungen zurückhaltend

Die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt für den Herbst 2025 zeigt: Eine spürbare Erholung der Wirtschaft ist weiterhin nicht in Sicht. Zwar bewerten die Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage leicht positiver als noch im Frühjahr, doch die Aussichten für die kommenden Monate bleiben verhalten. Der Konjunkturklimaindex sinkt um fünf Punkte auf 78 Zähler und liegt damit deutlich unter dem langjährigen Mittelwert von 102 Punkten. Investitionen und Beschäftigungsaufbau bleiben auf niedrigem Niveau – zu groß ist der Druck durch steigende Kosten, zunehmende Bürokratie und anhaltende politische Unsicherheiten. Die IHK Erfurt fordert daher konkrete Entlastungen, schnellere Verfahren und verlässliche Rahmenbedingungen, damit Unternehmen wieder stärker investieren und Wachstum anstoßen können.

Zurückhaltende Lageeinschätzung

Branchenübergreifend bewerten 22 Prozent der befragten Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage positiv, 36 Prozent negativ – eine nur leichte Verbesserung gegenüber der Frühjahrsbefragung. Belastungsfaktoren sind nach wie vor hohe Kosten, schwache Nachfrage und ein hoher bürokratischer Aufwand. Auch geopolitische Unsicherheiten, etwa in der US-Handelspolitik, wirken sich dämpfend aus.
Beim Blick nach vorn überwiegt die Vorsicht: Nur 9 Prozent der Unternehmen erwarten eine Verbesserung, 38 Prozent rechnen mit Rückgängen. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) geht von einer stabilen Geschäftslage aus. Die Erwartungen an eine schnelle wirtschaftliche Belebung haben sich damit weiter abgeschwächt.

Wirtschaft braucht verlässliche Rahmenbedingungen

Ein kräftiger Aufschwung ist derzeit nicht absehbar. Dies ist nicht nur das Ergebnis bestehender Unsicherheiten im internationalen Handel – etwa durch die US-Zollpolitik – sondern insbesondere fortbestehender struktureller Probleme im Inland.
„Unsere Unternehmen nehmen eine Aufbruchstimmung wahr – von Modernisierungs- und Wachstumsagenda, Bürgergeld- und Unternehmenssteuerreform, EU-Omnibusverfahren bis hin zur Investitionsoffensive –, doch im unternehmerischen Alltag sind die Maßnahmen noch wenig spürbar“, sagt Dr. Cornelia Haase-Lerch, Hauptgeschäftsführerin der IHK Erfurt. „Für einen Wachstums- und Innovationsschub braucht es deutlich bessere Standortbedingungen: weniger Bürokratie, bezahlbare Energie, Entlastung bei den Arbeitskosten sowie Planungssicherheit. Von dem gezielten Einsatz der Investitionsmittel in die Infrastruktur könnten echte Wachstumsimpulse ausgehen. Doch dafür müssten Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt und Prioritäten klar benannt werden. Jetzt kommt es darauf an, den Worten auch Taten folgen zu lassen – nur so gewinnen Unternehmen das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Politik zurück und investieren in den Wirtschaftsstandort.“

Risiken bleiben hoch

Die größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung sehen die Unternehmen weiterhin in den hohen Energie- und Rohstoffpreisen (70 Prozent), den Arbeitskosten (67 Prozent) sowie den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (63 Prozent). Auch die Nachfrageschwäche im Inland bleibt ein zentrales Risiko (61 Prozent). Der Fachkräftemangel verliert leicht an Gewicht, wird aber noch von 43 Prozent als problematisch eingeschätzt.

Arbeitsmarkt unter Druck

Die Beschäftigungsplanungen der Unternehmen bleiben zurückhaltend: Nur 6 Prozent wollen in den nächsten Monaten zusätzliche Mitarbeitende einstellen, während 29 Prozent mit einem geringeren Personalbedarf rechnen. Die konjunkturelle Schwäche zeigt damit erste Spuren am Arbeitsmarkt – aus Sicht der IHK Erfurt ein klares Signal, dass gezielte Impulse zur Stärkung der Wirtschaft notwendig sind.

Investitionen mit Vorsicht

Etwas mehr Unternehmen planen Investitionen, doch bleibt das Niveau niedrig. 16 Prozent rechnen mit steigenden, 24 Prozent mit sinkenden Investitionen, 25 Prozent tätigen derzeit gar keine. Schwerpunkte liegen auf Ersatzbeschaffungen (85 Prozent) und Rationalisierungen (26 Prozent). Erst danach folgen Produktinnovationen, Kapazitätserweiterungen und Umweltschutzmaßnahmen.

Branchenergebnisse: Industrie und Bau besonders belastet

Das Stimmungsbild in den Branchen bleibt uneinheitlich: Die Industrie leidet unter schwacher Nachfrage, hohen Arbeits- und Energiekosten sowie bürokratischen Hürden. Auch die Bauwirtschaft steht unter Druck, insbesondere mit Blick auf die Wintermonate. Im Einzelhandel bleibt die Konsumzurückhaltung spürbar. Trotz bevorstehenden Weihnachtsgeschäfts rechnet die Mehrheit der Händler nicht mit einer spürbaren Verbesserung der Lage.
Hintergrundinformationen zur Konjunkturumfrage:
Die IHK Erfurt befragt dreimal pro Jahr (zum Jahresbeginn, im Frühjahr und im Herbst) rund 650 Unternehmen aus Nord-, Mittel- und Westthüringen der Branchen Industrie, Bau, Verkehrsgewerbe, Handel, Gastronomie und Dienstleistungen zur aktuellen Geschäftslage sowie zu den Erwartungen und Plänen für die kommenden Monate. Die aktuellen Ergebnisse wurden zwischen dem 8. September und dem 2. Oktober 2025 erhoben. Die Rücklaufquote beläuft sich auf 33 Prozent.

Save-the-date: Konjunkturgespräch Gastgewerbe am 28.10.2025, 10:00 Uhr in der IHK Erfurt:

Zur Einschätzung der Situation speziell im Gastgewerbe findet am 28. Oktober 2025 ein gemeinsames Konjunkturgespräch der IHK Erfurt und des DEHOGA Thüringen statt. Bitte merken Sie sich den Termin bereits vor. Eine Presseeinladung mit detaillierten Informationen folgt rechtzeitig.