01.02.2023

IHK-Konjunkturumfrage: Abwärtstrend vorerst gestoppt

Haase-Lerch: “Wirtschaftliche Lage weiter angespannt”

Der massive konjunkturelle Einbruch vom Herbst 2022 ist gestoppt. Zwar kämpfen die Unternehmen weiterhin mit hohen Preisen für Energie und Vorprodukte, mit gestörten Lieferketten sowie mit einem Mangel an geeignetem Personal – die schlimmsten Befürchtungen, die im Herbst 2022 Ängste vor einer massiven Rezession geschürt hatten, haben sich bisher jedoch nicht bestätigt.
„Der Konjunktur-Klimaindex, der die aktuelle Situation sowie die Erwartungen und Pläne für die nächsten Monate beschreibt, bewegt sich nach dem historischen Tiefpunkt im Herbst 2022 nun wieder in eine positive Richtung. Er steigt um 22 Punkte und erreicht jetzt 90 von 200 möglichen Punkten. Allerdings liegt er weiter deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 106 Punkten. Damit bleibt die wirtschaftliche Lage weiter angespannt“, informiert IHK-Hauptgeschäftsführerin Dr. Cornelia Haase-Lerch.
Hohe Energiepreise sowie die Unsicherheit künftiger Preisentwicklungen stellen weiterhin die größten Risiken für Unternehmen dar. Der Fachkräftemangel und die Höhe der Arbeitskosten bedingen einander und folgen in der Risikobewertung.
“Das ist ein klares Signal, dass die Wirtschaft mehr Geschwindigkeit und Substanz bei der Bewältigung der Fachkräftesituation benötigt. Zuwanderung in den Arbeitsmarkt muss einfacher und schneller gestaltet werden – das kann ein wichtiger Baustein einer neuen Willkommenskultur sein, die wir so dringend benötigen”, betont Haase-Lerch.
Helfen könne hierbei eine Zentralisierung von Ausländerbehörden im Freistaat und die Priorisierung wirtschaftlicher Zuwanderung. Auch der Abbau bürokratischer Vorschriften und steuerliche Entlastungen der Unternehmen müssten weiter Aufgabe von Politik sein. Das von der Bundesregierung ausgerufene Belastungsmoratorium genüge nicht. Vielmehr müsse die Regulierung der Unternehmen deutlich abgeschichtet werden.

Hintergrund

Branchenübergreifend werde die gegenwärtige Geschäftslage im Vergleich zur vorhergehenden Umfrage – also vom Herbst 2022 – sogar etwas besser eingeschätzt. 34 Prozent der Befragten bewerteten ihre momentane Situation mit gut, 41 Prozent äußerten sich zumindest noch befriedigend. 25 Prozent votierten mit „schlecht“. Von einer spürbaren konjunkturellen Erholung sei die Wirtschaft momentan aber noch weit entfernt. Nach wie vor rechnet mehr als ein Drittel der Befragten (39 Prozent) mit einer ungünstigeren Entwicklung. Der Anteil derer, die einen besseren Geschäftsverlauf erwarten würden, liegt nur bei 14 Prozent.
Die überwiegende Mehrzahl der Unternehmer (88 Prozent) würden weiterhin in den hohen Energiepreisen den größten Risikofaktor sehen. Auch wenn zuletzt die Preise für Rohöl und Erdgas seit ihren Rekordständen vom Sommer 2022 nachgegeben hätten, würden sie in absehbarer Zeit auf einem hohen Niveau und anfällig für abrupte und starke Schwankungen bleiben.
Das Investitionsklima habe sich im Vergleich zur vorhergehenden Umfrage leicht aufgehellt. Jeder Fünfte (21 Prozent) wolle in den kommenden Monaten investieren. Im Herbst 2022 wären es lediglich 14 Prozent gewesen. 44 Prozent planten weniger oder keine Investitionen zu tätigen. Die momentanen Rahmenbedingungen blieben für weitreichende finanzielle Entscheidungen sehr unsicher. 71 Prozent der Befragten würden als Hauptmotiv die Deckung des Ersatzbedarfs angeben. Eine immer größere Rolle spielten Investitionen in Energieeffizienz und -einsparmaßnahmen. Erweiterungsinvestitionen wollten nur 14 Prozent vornehmen. Zu Jahresbeginn 2022 planten noch 21 Prozent ihre Kapazitäten zu erweitern. 

Zur Konjunkturumfrage

Die IHK Erfurt befragt dreimal pro Jahr (zum Jahresbeginn, im Frühjahr und im Herbst) rund 700 Unternehmen aus Nord-, Mittel- und Westthüringen der Branchen Industrie, Bau, Verkehrsgewerbe, Handel, Gastronomie und Dienstleistungen zur aktuellen Geschäftslage sowie zu den Erwartungen und Plänen für die kommenden Monate. Die aktuellen Ergebnisse wurde zwischen dem 15. Dezember 2022 und dem 19. Januar 2023 erhoben. Die Rücklaufquote beläuft sich auf 42 Prozent.