18.10.2023

IHK-Konjunkturindex weiter auf Talfahrt

Die regionale Wirtschaft stemmt sich weiter gegen die Krisen. Branchenübergreifend bewerten zwar drei von vier Unternehmern die momentane Geschäftslage als gut bis befriedigend. Ein Viertel der Befragten spricht jedoch von einer schlechten Situation. Deutlich eingetrübt haben sich die Aussichten für die kommenden Monate: Nur noch 11 Prozent der Firmeninhaber rechnen mit einer günstigeren Entwicklung (Frühjahr 2023: 19 Prozent), 44 Prozent sind pessimistisch und gehen von einer weiteren Verschlechterung der Lage aus (Frühjahr 2023: 30 Prozent). Im Ergebnis fällt der Konjunkturklimaindex, in dessen Berechnung die Beurteilung der aktuellen Lage und die Erwartungen für die kommenden Monate einfließen, um 16 Punkte im Vergleich zum Frühjahr 2023 auf nun 84 Punkte – und landet weit unter dem langjährigen Durchschnitt von 105 Punkten.
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Die Liste der Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung wird immer länger. An der Spitze stehen nach wie vor die hohen Energiepreise: 76 Prozent der Unternehmer sehen darin eine Gefahr für die Konjunktur. Große Sorgen bereiten auch steigende Arbeitskosten. Fast zwei Drittel der Unternehmer (65 Prozent nach zuvor 61 Prozent) – ein neuer Höchststand seit Beginn der Risikoabfrage im Jahr 2012 – nennen diese als Geschäftsrisiko. Die demografische Entwicklung sorgt dafür, dass der Fachkräftemangel hoch bleibt (64 Prozent).
Die konjunkturellen Risiken und verfestigten Unsicherheiten schlagen sich in schwachen Investitionsabsichten nieder: Wollten im Frühjahr 2023 noch 62 Prozent der Unternehmen investieren, sind es aktuell nur noch 47 Prozent. Der Anteil derer, die ganz auf Investitionen verzichten, ist von 22 auf 27 Prozent gestiegen. Damit einhergehend fallen auch die Beschäftigungsplanungen deutlich zurückhaltender aus: Nur noch knapp jeder Zehnte beabsichtigt Neueinstellungen. Dem gegenüber stehen 20 Prozent, die Stellenkürzungen vornehmen müssen. Vor dem Hintergrund des immer wieder beklagten Fach- und Arbeitskräftemangels ist dies ein ernst zu nehmendes Signal.
Beim Blick auf das Geschäftsklima in den Branchen gibt es mehr Verlierer als Gewinner. So bewegt sich die Industrie in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Sowohl die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage als auch die Erwartungen für die kommenden Monate fallen im Vergleich zum Frühjahr 2023 deutlich schlechter aus. Unter starkem Druck steht auch die Bauwirtschaft, denn hohe Kosten und Zinssteigerungen wirken sich negativ auf die Geschäftslage aus. Saisonal bedingt ist der Blick auf die Wintermonate ebenfalls getrübt: Die Situation im Einzelhandel ist weiterhin von der überdurchschnittlich hohen Inflation und damit verbundener Konsumzurückhaltung der Verbraucher geprägt. Hoffnungen auf eine leichte Entspannung setzen die Händler auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft.
„Die Perspektive für die Unternehmen und Beschäftigung am Wirtschaftsstandort sinkt weiterhin dramatisch. Es gibt aktuell keine Anzeichen, dass dieser Abwärtstrend wieder umkehrt. Hohe Energiepreise, Arbeits- und Materialkosten, immense und weiter steigende bürokratische Belastungen und ein wirtschaftlich schwieriges Umfeld belasten die Unternehmen weiterhin ungebremst. Wir brauchen ein schnelles Umdenken hin zu wirtschaftsfreundlicheren Rahmenbedingungen, bei dem es keine Denkverbote geben darf. Zuletzt durchgesetzte Überregulierungen, wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder das Hinweisgeberschutzgesetz, sind auf den Prüfstand zu stellen, damit Unternehmen wieder Luft holen können. Die Unternehmen brauchen eine klare Entlastungsperspektive für Sicherheit und Planbarkeit bei wichtigen Entscheidungen und Investitionen“, betont die Hauptgeschäftsführerin der IHK Erfurt, Dr. Cornelia Haase-Lerch.

Die ausführlichen Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage finden Sie in der Präsentation zum Konjunkturbericht Herbst 2023 (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 644 KB).

Hintergrundinformationen zur Konjunkturumfrage:
Die IHK Erfurt befragt dreimal pro Jahr (zum Jahresbeginn, im Frühjahr und im Herbst) rund 700 Unternehmen aus Nord-, Mittel- und Westthüringen der Branchen Industrie, Bau, Verkehrsgewerbe, Handel, Gastronomie und Dienstleistungen zur aktuellen Geschäftslage sowie zu den Erwartungen und Plänen für die kommenden Monate. Die aktuellen Ergebnisse wurden zwischen dem 12. September und dem 4. Oktober 2023 erhoben. Die Rücklaufquote beläuft sich auf 35 Prozent.
Save-the-date: Konjunkturgespräch Gastgewerbe am 14.11.2023, 10:00 Uhr in der IHK Erfurt
Zur Einschätzung der Situation speziell im Gastgewerbe findet am 14. November 2023 ein gemeinsames Konjunkturgespräch der IHK Erfurt und des DEHOGA Thüringen statt. Bitte merken Sie sich den Termin bereits vor. Eine Presseeinladung mit detaillierten Informationen folgt rechtzeitig.