21.07.2022

Schnelles und unbürokratisches Handeln ist jetzt besonders wichtig

IHK Erfurt: Energiekrise wird die Unternehmen noch lange beschäftigen

Die Wiederaufnahme der Gas-Lieferungen durch die deutsch-russische Gaspipeline Nord-Stream I lässt die Wirtschaft ein wenig aufatmen. Damit ist die Energiekrise zwar nicht gelöst, aber zumindest kurzfristig für die Unternehmen und Verbraucher abgewendet. “Wir können nur hoffen, dass die Lieferungen auf dem aktuellen Niveau konstant bleiben und möglicherweise wieder ansteigen. Für die Wirtschaft ist das ein wichtiges Signal, denn insbesondere die ostdeutschen Bundesländer sind von den hohen Energiepreisen besonders betroffen. Eine Verschlechterung der Lage und in Folge eine Rezession würden den Wirtschaftsstandort nachhaltig schwächen”, erläutert Dr. Cornelia Haase-Lerch, Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt.
Die Wirtschaft benötigt einen Schulterschluss aller politischen Entscheidungsträger in Land und Bund, um die Folgen der Energiekrise kurzfristig zu mildern und langfristig die Energiewende zum Erfolg zu führen. Besondere Bedeutung kommt dabei dem ‚Fuel-Switch‘ zu, also dem Brennstoffwechsel. Um einen Fuel-Switch rasch zu ermöglichen, müssen genehmigungsbedürftige Anlagen mit Erdgaseinsparpotenzial schnell und unbürokratisch, ohne langwierige Genehmigungsverfahren, für einen begrenzten Übergangszeitraum genehmigt werden. “Hohe bürokratische Hürden dürfen der Umstellung auf versorgungssichernde Alternativen nicht im Wege stehen. Denn es geht um das Überleben von Unternehmen, um die Sicherung von Arbeitsplätzen und unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt”, mahnt Haase-Lerch und fordert ein schnelles Handeln der politischen Akteure.
Auch Dieter Ortmann, Geschäftsführer der maxx solar & energie GmbH & Co. KG, verdeutlicht, dass die notwendige Energiewende durch hohe bürokratische Hürden ausgebremst wird. „Energie haben wir genug. Und die Bereitschaft von Unternehmen und Investoren auf alternative Energieformen wie Solar umzustellen ist sehr hoch. Nun müssen jedoch dringend und zeitnah verkrustete, bürokratische und baurechtliche Hürden beseitigt werden. Während die Installation einer Solaranlage maximal vier Wochen dauert, beträgt die Bearbeitungszeit aller auferlegten Regularien für eine Anlage bis zu 1,5 Jahre. Die Landespolitik kann die Firmen unterstützen, indem sie sich beim Bund für eine Deregulierung einsetzt und die regionalen Netzbetreiber maximal unterstützt.“
Auch wenn die aktuelle Wiederaufnahme der Gaslieferungen etwas Luft verschafft, appelliert die IHK-Hauptgeschäftsführerin an alle Unternehmen im Kammerbezirk, sich weiter mit dem Thema Energiereduzierung oder -umstellung auseinanderzusetzen.
Zum Thema “Brennstoffumstellung: Was ist genehmigungsrechtlich zu beachten?” führt die IHK Erfurt am 28. Juli 2022 ein Infowebinar durch. Weitere Infos und Anmeldung: https://www.ihk.de/erfurt/system/vst/424070?id=382624&terminId=656937