Der deutsche Einzelhandel 2024

Der Handel setzt immer stärker auf Multikanal-Vertrieb – zu diesem Ergebnis kommen das Forschungsinstitut ibi research an der Universität Regensburg und die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) in der neuen Studie "Der deutsche Einzelhandel 2024". Beteiligt waren 53 Industrie- und Handelskammern.
Auf Grundlage einer deutschlandweiten Befragung von über 2.100 Unternehmen erfasst sie die gegenwärtige Situation des Einzelhandels. Im Mittelpunkt stehen die Themen IT-Sicherheit, Nachhaltigkeit, Bürokratie und Unternehmensnachfolge. Zudem wirft die Studie einen Blick auf die Herausforderungen und Chancen der Branche.
Eine wichtige Erkenntnis dabei: Die Hälfte der deutschen Einzelhändler nutzt mittlerweile sowohl stationäre als auch Online-Vertriebskanäle (Multikanal-Händler). Das bedeutet eine Steigerung von 35 Prozent innerhalb von vier Jahren. Das stationäre Ladengeschäft bleibt dabei jedoch weiterhin der wichtigste Vertriebskanal.
Die wichtigsten Erkenntnisse der IHK-ibi-Handelsstudie 2024 für Thüringen beinhalten folgende zentrale Punkte:
  1. Vertriebswege und Digitalisierung:
    • Multikanal-Strategien gewinnen an Bedeutung: Der Anteil der Händler, die sowohl stationär als auch online verkaufen, ist auf 49 % gestiegen. Das liegt auf dem gleichen Niveau wie im Bundesdurchschnitt.
    • In den nächsten Jahren erwarten fast 70 % der Unternehmen (stark) steigende Umsätze über Online-Shops
    • Thüringer Unternehmen bewerten ihr Digitalisierungswissen mit einem Durchschnitt von 6,0 (Skala 1–10), etwas unter dem deutschen Schnitt (6,1).
    • Datenschutz und fehlende zeitliche Ressourcen gelten als größte Hindernisse bei der Digitalisierung.
  2. Ladendiebstahl
    • 44 % der Unternehmen mit einem stationären Ladengeschäft war in den letzten 12 Monaten von Ladendiebstahl betroffen (bundesweit sind es 54 %).
    • Im Vergleich zu 2023 sind die Zahlen bei 28 % gestiegen.
  3. Wirtschaftliche Situation, bürokratische Belastungen:
    • Konkurrenzdruck durch globale Marktplätze wie Amazon und Drittstaatenhändler wird von 70 % der Unternehmen als sehr negativ wahrgenommen.
    • Thüringer Händler fühlen sich stärker durch Bürokratie gebremst (Mittelwert 7,8) als der deutsche Durchschnitt (7,7).
    • Besonders belastend sind Anforderungen wie die GoBD und die Arbeitszeit- und Mindestlohndokumentation.
    • Hohe Energiekosten und sinkende Passantenfrequenz stellen zentrale Herausforderungen dar. 64 % der Händler leiden unter steigenden Energiekosten, 49 % unter sinkender Passantenfrequenz.
  4. Nachhaltigkeit:
    • Hohe Relevanz: Das Thema Nachhaltigkeit wird in Thüringen stärker gewichtet (Mittelwert 7,1) als im bundesweiten Durchschnitt (6,9).
    • Hürden: 70 % der Händler verbinden Nachhaltigkeit mit erheblichem Bürokratieaufwand sowie höheren Preisen und damit weniger Akzeptanz bei den Kunden.
  5. Unternehmensnachfolge:
    • Dringlichkeit: Für über ein Drittel der inhabergeführten Unternehmen in Thüringen steht innerhalb der nächsten zehn Jahre eine Nachfolge an. Bundesweit ist der Anteil mit 47 % noch deutlich höher.