PM094: IHK-Umfrage: Arbeits- und Fachkräftesicherung ist große Herausforderung
Betriebe wünschen sich weniger Bürokratie und mehr Flexibilität
Elbe-Weser-Raum (IHK). Das wirtschaftliche Umfeld hat sich branchenübergreifend verschlechtert, der Ausblick auf die kommenden Monate ist mau. Arbeits- und Fachkräfte werden in den Unternehmen zwischen Elbe und Weser dennoch gesucht – aber nicht immer gefunden. Der demografische Wandel wird die Suche in den nächsten Jahren noch schwieriger machen. Das zeigt die IHK-Konjunkturumfrage für das dritte Quartal 2024.
Sie bescheinigt, dass der Arbeits- und Fachkräftemangel zu den größten betrieblichen Herausforderungen gehört. Trotz der wirtschaftlichen Schwächephase sind bei den Arbeitsagenturen im Elbe-Weser-Raum noch rund 6.500 offene Stellen im Bestand gelistet. Doch das Matching wird schwieriger. „Branchenübergreifend beklagen 55 Prozent der Unternehmen, dass sie Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung haben“, berichtet Henrik Gerken, Volkswirt der IHK Elbe-Weser. „Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich damit der Anteil der Unternehmen mit Schwierigkeiten verdoppelt.“
Duale Ausbildung im Fokus
Die Unternehmen suchen in erster Linie Personen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung, gefolgt von Fachwirten, Meistern oder Menschen mit anderen Weiterbildungsabschlüssen. An dritter Stelle kommen die Arbeitskräfte ohne Berufsausbildung. Im Vergleich zur Umfrage aus dem Vorjahr hat sich deren Anteil deutlich erhöht. „Wir haben nicht nur Fachkräfteengpässe, sondern in vielen Bereichen einen generellen ‚Kräftemangel‘“, so Gerken. Erst dann kommen die Akademiker. „Die duale Ausbildung und sich daran anschließende Fortbildungen sind also eine echte Alternative zum Studium und bieten sehr gute Karrierechancen“, ergänzt Dirk Immen, Leiter der Abteilung Aus- und Weiterbildung der IHK.
Die Fach- und Arbeitskräftesicherung ist nicht nur eine gegenwärtige Herausforderung, sondern wird auch in den nächsten Jahren zur Belastungsprobe. Sechs von zehn Unternehmen sehen ihre künftige Entwicklung durch einen Arbeits- und Fachkräfteengpass gefährdet. Für den Elbe-Weser-Raum prognostiziert das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN), dass die Anzahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter (20 bis 65 Jahre) im Zeitraum bis zum Jahr 2042 zwischen 4,7 und 12,9 Prozent abnehmen wird. Je nach gewählter Berechnungsvariante sind das zwischen 22.700 und knapp 62.000 potenziellen Arbeits- und Fachkräften, die dem Arbeitsmarkt fehlen werden.
Rahmenbedingungen verbessern
Um die Situation zu verbessern, müsse an verschiedenen Stellschrauben gedreht werden, sind sich Gerken und Immken einig. Zwei Drittel der Unternehmen plädieren für einen konsequenten Bürokratieabbau, um Betriebe und Arbeitskräfte zu entlasten. Denn wenn Informations- und Dokumentationspflichten geringer ausfallen, bleibt den Beschäftigten mehr Zeit für das eigentliche Kerngeschäft.
Darüber hinaus setzt jedes zweite Unternehmen auf die Stärkung der beruflichen Bildung. Hierfür ist es wichtig, die berufsbildenden Schulen zu stärken. „Kurze Wege vom Betrieb in die Schule – insbesondere in Flächenregionen – sowie eine zeitgemäße Ausstattung der Berufsschulen zahlen auf die Attraktivität der dualen Ausbildung ein“, so Immken.
Aus Sicht der Betriebe ist es zudem wichtig, dass die Politik folgende Rahmenbedingungen angeht: mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten, stärkere Anreize für ältere Beschäftigte, über das Renteneintrittsalter hinaus dem Arbeitsmarkt erhalten zu bleiben, sowie schnelle und schlanke Verfahren für internationale Fachkräfte. „In dieser Hinsicht freuen wir uns, dass das Land Niedersachsen mit der Errichtung der zentralen Ausländerbehörde im kommenden Jahr eine langjährige IHK-Forderung endlich umsetzt“, so Gerken.

Pressemitteilung Nr. 94
Stade, 2. Dezember 2024
Stade, 2. Dezember 2024