PM084: Künstliche Intelligenz gegen Ladendiebstahl
IHK-Handelsausschuss diskutiert Lösungsansätze und stellt Forderungen an Politik
Elbe-Weser-Raum (IHK). Ladendiebstahl bleibt ein zentrales Problem für den Einzelhandel: Laut der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2025“ beliefen sich die Verluste durch Warenschwund im vergangenen Jahr auf 4,95 Milliarden Euro – ein Anstieg um drei Prozent gegenüber 2024. Einschließlich der Kosten für Prävention summiert sich der Schaden auf rund sieben Milliarden Euro jährlich.
Vor diesem Hintergrund diskutierten Experten am 29. Oktober im Handelsausschuss der IHK Elbe-Weser aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze. Dabei wurde deutlich: Ladendiebstahl ist nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein gesellschaftliches Problem. Wenn Delikte nicht angezeigt und anschließend wirksam verfolgt werden, leiden Vertrauen in Recht und Ordnung sowie die Integrität des Handels.
„Ladendiebstahl ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein reales Geschäftsrisiko und wachsendes Kriminalitätsfeld, das viele Betriebe existenziell trifft“, betont Kathrin Wiellowicz, Referentin für Handel und Stadtentwicklung bei der IHK Elbe-Weser. Der Handel müsse sich auf mehreren Ebenen schützen – durch individuelle Präventionsstrategien ebenso wie durch den Einsatz digitaler Technologien. „Gleichzeitig sollten Politik und staatliche Stellen ihrer Verantwortung konsequent nachkommen“, so Wiellowicz weiter. „Es ist nicht Aufgabe der Betriebe, die gesamte Sicherheitslast zu tragen. Wenn die Strafverfolgung hinter den steigenden Delikten zurückbleibt, werden Handel, Öffentlichkeit und das Vertrauen in den Rechtsstaat gleichermaßen belastet.“
Nach Angaben der Polizei ist die Zahl der registrierten Ladendiebstähle in Niedersachsen von 2023 auf 2024 zwar um zehn Prozent gesunken. Der gleichzeitige Anstieg der vom EHI geschätzten Schadenssummen zeigt jedoch, dass Diebstähle zunehmend professioneller und gezielter erfolgen. Häufig wird dabei nicht mehr nur vereinzelt gestohlen, sondern in großem Stil: Hochwertige Waren – etwa Markenartikel und Luxusgüter – sind dabei oft das Ziel der Diebe.
Neben bewährten Maßnahmen wie erhöhter Personalpräsenz, Schulungen, der Beauftragung von Sicherheitsdiensten und baulichen Vorkehrungen gewinnen digitale Technologien zunehmend an Bedeutung. Christoph Annemüller, KI-Experte bei Diebold Nixdorf, erläuterte vor dem Ausschuss: „Moderne KI-Systeme im Handel erkennen Muster in den Abläufen und entdecken Anomalien wie Fehler oder gezielte Manipulationen und Diebstähle. Sobald das erkannt wird, verhindern diese intelligenten Systeme dann präventiv und vollautomatisch den Umsatzverlust. Gleichzeitig helfen diese KI-Systeme dabei, betriebliche Abläufe zu verbessern, indem sie Schwachstellen aufzeigen und konkrete Handlungsempfehlungen geben. Diese Technologien bieten dem Handel einen entscheidenden Vorteil in Zeiten von Fachkräftemangel, steigenden Kosten und zunehmender organisatorischer Komplexität.“
Für die IHK Elbe-Weser steht fest: Nur das Zusammenspiel von Mensch und Technik kann nachhaltigen Schutz gewährleisten. „Prävention, technische Unterstützung und eine konsequente Anzeige und Strafverfolgung sind gleichermaßen notwendig, um Handelsunternehmen, Mitarbeitende sowie Kundinnen und Kunden wirksam zu schützen“, so Wiellowicz abschließend. „Das ist eine gemeinsame Verantwortung von Politik, Justiz, Polizei, Handel und Gesellschaft.“
Pressemitteilung Nr. 84
Stade, 5. November 2025
Stade, 5. November 2025
