PM066: Wie Unternehmen sich auf den Ernstfall vorbereiten können

IHK Elbe-Weser gründet Arbeitskreis Security & Defence

Elbe-Weser-Raum (IHK). Cyberattacken können für Unternehmen existenzbedrohende Auswirkungen haben. Auch Spionage, Stromausfälle und die Folgen von Extremwetter gehören zu den Ereignissen, vor denen Betriebe sich wappnen sollten. Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine vor rund drei Jahren hat die Gefahrenlage weitere Dimensionen bekommen, die vielen noch nicht bewusst sind.
Um dieses Bewusstsein zu schaffen, mögliche Risiko-Szenarien zu diskutieren, Erfahrungen auszutauschen und von Experten Rat und Unterstützung zu bekommen, hat die IHK Elbe-Weser am 16. September den Arbeitskreis Security & Defence gegründet. 34 Unternehmerinnen und Unternehmer waren der Einladung der IHK in die Logistikschule der Bundeswehr in Garlstedt gefolgt, um sich mit dem Thema Resilienz vertrauter zu machen.
„Wir sind hier zusammengekommen, um uns in diesem Netzwerk die Fragen zu stellen, die man sich heute dringend stellen muss“, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Elbe-Weser, Siegfried Deutsch, in seiner Begrüßung. Das gelte für Unternehmen aller Branchen und Größenklassen.
Oberstleutnant Kai Prozeske, Leiter des Schulstabs der Logistikschule, schilderte die komplexen logistischen Prozesse, die es zu steuern gilt, will man Heer, Luftwaffe und Marine sowohl im Inland als auch im Einsatzgebiet optimal versorgen und die Verbindungsstelle beider Bereiche, die so genannte „Bridge“, ohne Reibungsverluste gestalten. Dabei gingen die Planungen weit über die Bundeswehr hinaus, so Kai Prozeske. „Das Ziel ist es, eine gesamtstaatliche Resilienz zu erreichen, dazu gehören auch zivile Organisationen wie das THW, die Feuerwehr, die Polizei und Rettungsdienste sowie Kommunen und die Privatwirtschaft.“
Siegfried Deutsch verdeutlichte die Konsequenzen, die daraus für Unternehmen entstehen können: „Vermutlich werden die meisten von Ihnen im Moment nicht wissen, welche und wie viele Mitarbeiter zum Beispiel beim THW oder als Reservisten tätig sind und im Ernstfall dann möglicherweise im Betrieb nicht mehr zur Verfügung stehen.“ Die niedersächsischen IHKs arbeiteten darum an einer politischen Lösung für das Datenschutzproblem. „Unser Ziel ist es, eine Regelung zu schaffen, die es Ihnen erlaubt, solche Informationen abzufragen, damit Sie zum Beispiel an bestimmten Stellen der Firma Redundanzen aufbauen können“, so Deutsch.
Jörg Peine-Paulsen vom niedersächsischen Verfassungsschutz bekräftigte in seinem Vortrag, dass schnelles Handeln notwendig sei. Laut Bitcom-Report seien die Schäden durch organisierte Kriminalität, Wirtschaftsspionage, Sabotage und ähnliches von 223 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf 267 Milliarden Euro in 2024 gestiegen. Stark zugenommen hätten auch analoge Angriffe wie Diebstahl physischer Dokumente, Abhören vor Ort und physische Sabotage sowie die Kriminalisierung der eigenen Mitarbeitenden. „Darum schauen Sie sich jetzt Ihre Prozesse an und erarbeiten Sie für die wichtigsten Notfallpläne. Denken Sie an Ihre Lieferketten, Ihre IT-Sicherheit, Ihre Stromversorgung. Wissen Sie, wie lange es dauert, eine Genehmigung für einen Treibstofftank zu bekommen, der Ihr Notstromaggregat antreibt? Wie lange halten Sie einen Blackout aus bis zur Insolvenz?“ Und er betonte: „Lassen Sie sich beraten, zum Beispiel von uns.“
In einer FAQ-Liste hat die IHK Elbe-Weser die wichtigsten Fragen, die Unternehmen sich stellen sollten, auf ihrer Website unter www.ihk.de/elbeweser/checkliste-krise aufgeführt. „Unser Ziel ist es, im Arbeitskreis Lösungen für diese Fragen zu diskutieren“, betonte Siegfried Deutsch. Weitere Interessenten sind darum willkommen und können sich bei Siegfried Deutsch oder bei Christian Knopp melden.