Checkliste für den Krisen- oder Katastrophenfall

Die Konfliktlage in Europa und der Welt ist durch die russische Invasion in der Ukraine deutlich intensiviert worden. Das Thema Sicherheitspolitik hat einen neuen Stellenwert bekommen. Doch auch wenn Deutschland bislang nicht offiziell Konfliktpartei ist, so steht unser Land doch bereits im Kreuzfeuer der asymmetrischen Kriegsführung. Sabotage, Spionage und Cyberangriffe sind nur einige Risiken, für die man vorsorgen sollte. Daneben gibt es aber auch andere Katastrophen- oder Krisenfälle ohne konkreten Bezug zu aktuellen Konflikten, die aber erhebliche Auswirkung auf das Unternehmen und den Geschäftsbetrieb haben können (zum Beispiel der flächendeckende Stromausfall in Spanien und Portugal oder Extremwetterereignisse).

Was man vorab wissen sollte

Bei der Vorbereitung auf den Ernstfall gibt es keine allgemeingültige Blaupause. Welche Maßnahmen für den einzelnen Betrieb die richtigen und wichtigen sind, kommt auf viele Faktoren an, die von Unternehmen zu Unternehmen stark variieren können. Deshalb können wir Ihnen hier auch keine einfache Liste mit “10 Tipps” oder etwas vergleichbarem präsentieren. Stattdessen möchten wir Sie als Unternehmer mit beispielhaften Fragen dazu anregen, sich über die eigene Situation Gedanken zu machen und daraus Maßnahmen abzuleiten.

Fragen zum Standort

  • Liegt mein Betrieb in der Nähe zu einem militärischen Standort, Umschlagplatz o. ä.?
  • Nutzt mein Unternehmen Infrastruktur, die auch regelmäßig für militärische Zwecke gebraucht wird (Häfen, Brücken, etc.)?
  • Ist mein Betriebsgelände grundsätzlich gegen unbefugtes Betreten etc. gesichert?
  • Verfügt mein Unternehmen über eine eigene Energieversorgung (Solar, Windkraft o. ä.) und reicht diese für die Aufrechterhaltung des Betriebs oder zumindest von Beleuchtung und Sicherheitsmaßnahmen?

Fragen zur Belegschaft

  • Weiß ich, wer von meinen Mitarbeitenden welchen Pass hat und damit ggf. in einem anderen Land zu Verteidungs- oder Hilfsdiensten o. ä. herangezogen werden könnte.
  • Weiß ich, welche Mitarbeiter Reservisten oder Mitglieder von freiwilligen Hilfsorganisationen (Feuerwehr, THW, etc.) sind? Wie gehe ich damit um, wenn sie (auch zeitweise) dem Unternehmen nicht mehr zur Verfügung stehen.
  • Wie kann ich meine Mitarbeiter im Krisenfall schnell auch privat erreichen? Habe ich eine Alarmierungskette eingerichtet, um bei Krisen- oder Zwischenfällen alle Verantwortlichen zu informieren?
  • Sind die Mitarbeitenden ausreichend für Themen wie Datensicherheit und Betriebsschutz sensibilisiert und geschult?

Fragen zur Geschäftsführung

  • Wie habe ich unsere Lieferkette abgesichert?
  • Wie bin ich auf Sabotage und Hackerattacken vorbereitet? Habe ich ausreichend Versicherungsschutz und Backups?
  • Kann mein Unternehmen es verkraften, wenn die Unternehmensführung für eine gewisse Zeit ausfällt oder nicht erreichbar ist? Gibt es Vertretungsregeln, Vollmachten, Notfallpläne usw.?
  • Brauche ich für bestimmte Prozesse einen analogen Bypass, um im Notfall auch ohne digitale Systeme weiter handlungsfähig zu sein?

Fragen zur Rolle des Unternehmens

  • Weiß ich, ob ich direkt oder indirekt zur kritischen Infrastruktur gehöre?
  • Bin ich Teil einer Zulieferkette der Rüstungs- und oder Sicherheitsbranche?
  • Verfüge ich mit meinem Unternehmen über Kapazitäten, Know-how oder Technologien, die im Konfliktfall relevant werden könnten?
  • Habe ich die Kontaktdaten der lokalen Sicherheitsbehörden und Hilfsorganisationen, um mich im Bedarfsfall schnell zu vernetzen und Unterstützung zu bekommen?