Bildung und Beruf

Stark in der Aus- und Weiterbildung

Eine der zentralen Aufgaben der IHKs ist die Organisation der Beruflichen Bildung. Sie registrieren Ausbildungsverträge und kümmern sich um Zwischen- und Abschlussprüfungen. Zudem beraten die IHKs Unternehmen, Azubis und Angestellte rund um die Aus- und Weiterbildung. So legen sie den Grundstein für berufliche Erfolge.
Die IHKs ermitteln im Kontakt mit den Unternehmen neue Qualifikationsanforderungen der Wirtschaft und setzen eine zukunftsorientierte Ausgestaltung der rund 250 IHK-Berufe sowie über 70 bundeseinheitlichen IHK-Weiterbildungen in Gang. Die IHKs organisieren zudem die Zwischen- und Abschlussprüfungen in der beruflichen Bildung.

Über 741.000 Azubis betreut

Die IHKs betreuen derzeit über 741.000 Azubis. Von den rund 25.000 Prüfungsausschüssen in der Ausbildung wurden rund 99.000 Zwischen- und rund 286.000 Abschlussprüfungen abgenommen. Corona-bedingt ist die Zahl der Azubis deutschlandweit im Jahr 2020 deutlich zurückgegangen. Aufgrund niedrigerer Bewerberzahlen und schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen konnten viele Unternehmen Ausbildungsplätze nicht besetzen – besonders im Bereich von Hotel- und Gastronomie. Die IHKs haben mit umfangreichen Aktionen gegengesteuert, um Azubis und Betriebe dennoch zusammenzuführen – mit virtuellen Speed-Datings, digitaler Berufsorientierung und Online-Ausbildungsmessen. So wurden 2020 in IHK-Berufen immerhin rund 264.000 neue Ausbildungsverträge unterzeichnet.
Die duale Ausbildung ermöglicht es Unternehmen, frühzeitig die passenden Fachkräfte zu qualifizieren – mit großem Erfolg: Die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland ist vor allem deshalb mit unter 6 Prozent die niedrigste in der gesamten Europäischen Union, in Frankreich beträgt die Quote hingegen 19 Prozent, in Spanien 32 Prozent.

117.000 Weiterbildungsprüfungen abgenommen

Auch im Bereich Weiterbildung hat die Corona-Pandemie deutliche Spuren hinterlassen. Insbesondere aufgrund von Corona-bedingten Schutzmaßnahmen konnten viele Angebote nicht wie geplant durchgeführt werden. Insgesamt wurden 2020 rund 117.000 Prüfungen abgelegt.

182.000 Unternehmen bilden in IHK-Berufen aus

Insgesamt bildeten im Jahr 2020 über 182.000 Betriebe in IHK-Berufen aus. Wer ausbilden will, muss neben der fachlichen auch die persönliche Eignung mitbringen. Die IHKs prüfen Ausbildende und vermitteln Lehrgänge. Wenn ein Unternehmen nicht alle Ausbildungsbereiche eines Berufes abdecken kann, organisieren die IHKs Verbundausbildungen zwischen verschiedenen Betrieben.
Einbezogen werden die IHKs auch, wenn die Ausbildungszeit verkürzt oder verlängert werden soll. Gibt es während der Ausbildung Unstimmigkeiten zwischen Ausbildungsbetrieb und Azubi, vermitteln die IHKs Gespräche und bieten bei Bedarf paritätisch besetzte Schlichtungsstellen an, die teure Gerichtsverfahren vermeiden.

Günstige Ausbildungsgebühren durch Solidarfinanzierung

Die Ausbildungsgebühren betragen im Durchschnitt 1 Prozent der gesamten Ausbildungskosten.
So lagen die Eintragungs- und Prüfungsgebühren 2020 für Kaufleute für Büromanagement bei durchschnittlich 331 Euro, für Einzelhandelskaufleute bei 300 Euro und für Industriemechaniker/-innen bei 395 Euro.
Die Gebühren sind bei nahezu allen IHKs nicht kostendeckend; der Deckungsgrad liegt im Durchschnitt bei gut 50 Prozent.
Stattdessen wird ein Teil der Kosten durch die Beiträge aller Unternehmen und damit auf dem Wege der Solidarfinanzierung gedeckt. Denn der Nutzen der dualen Ausbildung kommt der gesamten Wirtschaft zugute: Auch Unternehmen, die nicht selbst ausbilden, profitieren von gut ausgebildeten Fachkräften.
Der Bereich Aus- und Fortbildungen ist ein wichtiger Teil der Arbeit der IHKs, das zeigt sich auch an den entsprechenden Personal- und Sachaufwendungen: Im Durchschnitt lag der Anteil für diesen Bereich an den Gesamtaufwendungen einer IHK zuletzt bei knapp 22 Prozent.

Bundesweite Vermittlung per Lehrstellenbörse

Diese Aufwendungen sind auch die Basis für weitere IHK-Services: So unterstützt die IHK-Organisation junge Menschen bei der Lehrstellensuche mit der bundesweiten IHK-Lehrstellenbörse unter der Adresse  www.ihk-lehrstellenboerse.de.
Sie bringt Jugendliche und Unternehmen zusammen und stellt zu jeder Zeit im Jahr rund 45.000 aktuelle IHK-Lehrstellenangebote und -gesuche von Jugendlichen bereit.

IHK-FOSA zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse

Ein zweites Beispiel ist die Beteiligung der IHKs bei Verfahren zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen. Die IHK-Organisation hat eine gemeinsame Stelle in Nürnberg geschaffen, die IHK-FOSA (Foreign Skills Approval,  www.ihk-fosa.de), um die Verfahren effizient zu gestalten.
Im Jahr 2020 wurden dort 6.328 Anträge gestellt; 2.265 Antragsteller erhielten eine volle Gleichwertigkeit und 1.817 eine teilweise Gleichwertigkeit. Die individuelle Beratung zum Anerkennungsverfahren findet vor Ort in der einzelnen IHK statt.

IHKs unterstützen Integration von Geflüchteten

Die IHKs übernehmen Verantwortung bei der Integration von Geflüchteten. Sie engagieren sich im Rahmen von zahlreichen Projekten und Kooperationen mit Partnern. Die IHKs bringen dabei insbesondere ihre Kompetenzen in den Bereichen Ausbildung und Weiterbildung ein. Bundesweit sind zudem 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort aktiv. Ein breites Beratungs- und Unterstützungsangebot für Unternehmen und Geflüchtete wurde geschaffen. Konkret unterstützt die IHK-Organisation vor allem bei der Vermittlung in Praktika, Einstiegsqualifizierung und Ausbildung sowie bei der Kompetenzerfassung. Die IHKs haben im Jahr 2020 und 2021 ihr Angebotsspektrum an die Anforderungen der Coronapandemie angepasst und größtenteils digitalisiert.

Treibende Kraft in der Kooperation von Schule und Wirtschaft

Inzwischen steht der Ausbildungsmarkt unter dem Vorzeichen der demografischen Entwicklung: Die IHKs setzen sich deshalb dafür ein, die Berufsorientierung an den Schulen zu verbessern. Sie helfen insbesondere dabei, jeder interessierten Schule einen Partnerbetrieb zu vermitteln. So können möglichst viele Jugendliche gut auf den Start in eine Ausbildung vorbereitet werden.

IHKs prüfen Sach- und Fachkunde

Jenseits der Aus- und Weiterbildung im engeren Sinne führen die IHKs auch mit rund 126.000 Teilnehmenden Sach- und Fachkundeprüfungen durch, zum Beispiel für Versicherungsvermittlerinnen und -vermittler, Gefahrgutbeauftragte oder für den Güterkraftverkehr. Gewerbetreibende müssen diese Prüfungen erfolgreich absolvieren, um ihren Beruf ausüben zu dürfen. Aufgrund der erschwerten Bedingungen durch die Pandemie ist die Zahl der Sachkundeprüfungen 2020 gesunken.
Für die Ausübung bestimmter Tätigkeiten beispielsweise im Bewachungsgewerbe und – in einigen Bundesländern – auch im Gaststättengewerbe muss hingegen eine Unterrichtung bei der IHK besucht werden. Im Jahr 2020 haben gut 34.000 Personen an einer solchen Unterrichtung teilgenommen.
Freiwilliges Engagement der IHK-Mitglieder wird auch in den Prüfungsausschüssen für Sach- und Fachkundeprüfungen und im Rahmen von Unterrichtungen großgeschrieben. Hier waren vergangenes Jahr insgesamt mehr als 5.200 Ehrenamtliche tätig.