Krieg gegen die Ukraine

So können Unternehmen und ihre Mitarbeitenden helfen

Mehr als 1,5 Millionen Menschen sind allein in den ersten zehn Tagen nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine laut UN-Angaben geflohen, um sich vor den Kriegshandlungen in Sicherheit zu bringen. Und für die Menschen im Kriegsgebiet ist die Lage  dramatisch. Das Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) weist auf vielfältige Möglichkeiten hin, wie Unternehmen und ihre Mitarbeitenden Geflüchteten sowie den Menschen vor Ort im Kriegsgebiet helfen können. Auch viele Behörden, Verbände und mehr stellen hilfreiche Informationen bereit, von denen wir einige hier zusammenfassen und regelmäßig aktualisieren.

Geldspenden an internationale Organisationen

Geldspenden sind in der aktuellen Lage ein sehr wichtiges Mittel, um humanitäre Hilfe zu leisten. Unternehmen können ihre Spenden steuerlich absetzen, sofern die steuerbegünstigte Organisation einen Sitz in Deutschland hat. Das ist beispielsweise bei den Organisationen Ärzte ohne Grenzen, Brot für die Welt, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie Katastrophenhilfe, Malteser, UNICEF, UNO Flüchtlingshilfe oder Save the Children der Fall. Das Deutschen Zentralinstitut für Sozialfragen (DZI), das vom DIHK unterstützt wird, hält eine Liste mit förderungswürdigen Hilfsorganisationen bereit und berät spendenwillige Unternehmen.

Unterbringungsmöglichkeiten anbieten

Darüber hinaus können sich Unternehmen und ihre Mitarbeitenden auch direkt engagieren. Es besteht schon jetzt Bedarf an kurzfristigen Unterbringungsmöglichkeiten für ankommende ukrainische Geflüchtete. Wer leerstehende Immobilien oder Betriebswohnungen kurz- oder längerfristig für Betroffene zur Verfügung stellen kann, wendet sich direkt an seine zuständige Gemeinde. Unternehmen können ihre Mitarbeitenden außerdem auf die Möglichkeit hinweisen, verfügbaren privaten Wohnraum zur Unterbringung bereitzustellen. Schnelle Hilfe bei der Vermittlung bieten beispielsweise das Elinor Network und die Organisation Zusammenleben Willkommen.

Corporate Volunteering

Unternehmen können Mitarbeitende darüber hinaus auch zu ehrenamtlichem Engagement im Rahmen von Corporate Volunteering oder der Sammlung von Sachspenden ermutigen. Hierfür wenden sie sich am besten an zuständige Organisationen vor Ort, um zu klären, welche Sachgüter und Unterstützungsleistungen tatsächlich benötigt werden – beispielsweise Arbeitseinsätze bei Aufnahmeeinrichtungen, Spenden von Kleidung oder Spielzeug und so weiter. Zentrale Ansprechpartner für Engagement im Privaten oder als Unternehmen sind der Verein UPJ sowie die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen. Gute Anlaufstellen für Geld- und Sachspenden sowie ehrenamtliches Engagement sind außerdem die Landesflüchtlingsräte.

Eigene Spendenaktionen oder Hilfslieferungen

Bei Unternehmen und Privatpersonen wächst die Anteilnahme und damit die Spendenbereitschaft. Aktionen wie die Sammlung von Sachspenden, Hilfsgütern und Geld versprechen schnelle und unbürokratische Unterstützung für die Betroffenen. Bei der Organisation von eigenen Spendenaktionen gibt es allerdings rechtlich einiges zu beachten. Der Händlerbund hat ein Merkblatt für Unternehmen erstellt, das auflistet, welche unterschiedlichen Spendenarten es gibt, ob Spenden auf einen bestimmten Zweck beschränkt werden können und eine Verpflichtung zur Ausstellung von Spendenquittungen besteht. Informationen, was Unternehmen und Organisationen beachten müssen, die Hilfslieferungen in die Ukraine schicken möchten, hat der Zoll zusammengestellt. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle setzt ein beschleunigtes Genehmigungsverfahren für Hilfsgüterlieferungen in die Ukraine um und hat hierzu ein Infoblatt erstellt. Hilfstransporte zur ukrainischen Grenze sind in Hessen zunächst bis einschließlich 26. Juni 2022 vom Sonn- und Feiertagsfahrverbot ausgenommen, wie das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen mitgeteilt hat.
Mit einem Schreiben vom 17. März 2022 hat das Bundesministerium für Finanzen sich zur steuerlichen Behandlung von Zuwendungen und anderen Unterstützungen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine geäußert. Es enthält neben Spendenerleichterungen unter anderem auch Ausführungen zur Unterbringung geflüchteter Personen sowie Arbeitslohnspenden.

Praktikums-, Ausbildungs- oder Arbeitsplätze bereitstellen

Sollten Geflüchtete nicht kurzfristig wieder in ihre Heimat zurückkehren können oder wollen, leisten Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Integration, wenn sie Praktikums-, Ausbildungs- oder Arbeitsplätze stellen. Hier gilt es jedoch, sich zuvor gut über die Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen zu informieren. Die EU-Staaten haben sich darauf geeinigt, Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine schnell und unkompliziert aufzunehmen. Am 9. März 2022 ist in Deutschland die sogenannte Ukraine-Aufenthalts-Übergangsverordnung in Kraft getreten, die die legale Einreise und den Aufenthalt ukrainischer Staatsangehöriger und anderer Drittstaatsangehöriger im Zusammenhang mit der kriegerischen Auseinandersetzung unbürokratisch ermöglicht. Eine Erwerbstätigkeit muss von der Ausländerbehörde erlaubt werden. Das Bundesinnenministerium hat den Ländern dringend empfohlen, bereits bei Erteilung der Aufenthaltserlaubnis, auch wenn noch kein konkretes Beschäftigungsverhältnis in Aussicht steht, in den Aufenthaltstitel einzutragen, dass die Beschäftigung erlaubt ist. Personen mit einer Aufenthaltserlaubnis zum vorübergehenden Schutz in Deutschland können zudem Leistungen der Beratung und Vermittlung nach dem SGB III durch die Agenturen für Arbeit erhalten. Genauere Infos dazu liefern das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und das Land Hessen. Das Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge bietet Betrieben Beratung unter anderem bezüglich rechtlicher Themen und der Voraussetzungen, die für die Beschäftigung von Geflüchteten erfüllt sein sollten, unterstützt bei Antragsverfahren, vermittelt Kontakte zu Geflüchteten und vieles mehr. Was Unternehmen bei der Rekrutierung von ukrainischen Geflüchteten beachten können, haben wir auf einer eigenen Seite zusammengefasst. Hilfreiche Infos für geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer hat das Bundesministerium auf dem Portal Germany4Ukraine bereitgestellt. Auch viele Landkreise und Kommunen bieten mittlerweile auf ihrer Website Infos für Geflüchtete, vielfach auch in Ukrainisch, an. Infos zu ausbildungs- oder berufsvorbereitenden Förderinstrumenten für geflüchtete Menschen aus der Ukraine hat die Bundesagentur für Arbeit zusammengesellt.
Aktion #WirtschaftHilft
Viele Unternehmen helfen, indem sie Unterkünfte für Flüchtlinge bereitstellen, Transporte mit Hilfsgütern organisieren und vieles mehr. Wenn Sie Hilfsaktionen planen oder sich in anderer Form engagieren, teilen Sie dieses Engagement über die sozialen Medien unter den Hashtags #WirtschaftHilft und #UnternehmenVerantwortung, um mehr Reichweite für die Unterstützung Ihrer Aktionen zu gewinnen und um andere zum Mithelfen zu motivieren. Die DIHK hat gemeinsam mit weiteren Spitzenverbänden der Wirtschaft eine zentrale Website zu #WirtschaftHilft angelegt.

Hilfsaktionen aus der Region

Im Folgenden listen wir Hilfsaktionen aus der Region Rhein-Main-Neckar, die uns zugetragen wurden.
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn Sie eine Hilfsaktion planen, können Sie uns gerne per Mail an ihk24red@darmstadt.ihk.de darüber infomieren.

Unser Nachbarland Polen bittet um Hilfe

Im Zentrum der Flüchtlingsbewegung steht Polen, wo in weniger als zwei Wochen über 1,5 Millionen Flüchtlinge eingetroffen sind. Dies entspricht weitaus mehr Menschen, als 2015 in einem vergleichbaren Zeitraum von Syrien nach Deutschland kamen. Trotz der enormen Bemühungen der Gesellschaft und der lokalen Regierungen ist das Land aktuell nicht in der Lage, die ukrainischen Flüchtlinge in so kurzer Zeit adäquat zu versorgen. Mehrere Stadtverwaltungen und regionale Mitgliedsunternehmen haben sich bereits hilfesuchend an die Auslandshandelskammer (AHK) Polen gewandt. Dringend benötigt werden folgende Hilfsgüter:
  • Feldbetten
  • Matratzen
  • Decken
  • Schlafsäcke
  • Kissen und Bettwäsche
  • Powerbanks, Taschenlampen, Wasserkocher
  • Lebensmittel (Konserven, Instantprodukte wie Suppen, Brei, Milchpulver, Kaffee, Tee, Babynahrung etc.)
  • Einweggeschirr
  • Hygiene- und Körperpflegeartikel (Windeln für Kinder und Erwachsene, Feuchttücher, Desinfektionsmittel etc.)
Da ein Zustrom von weiteren Hunderttausenden Flüchtlingen erwartet wird, werden die oben genannten Artikel in beliebiger Menge benötigt. Wenn Sie Hilfe organisieren möchten, nehmen Sie Kontakt mit der AHK Polen auf:
Anna Chojnacka
Mitglied der Geschäftsführung
Regionalisierung und Mitgliedschaft
Tel.: +48 22 53 10 518
E-Mail: a.chojnacka@ahk.pl

Noch besser ist es, wenn sich Unternehmen, die Hilfe leisten wollen, direkt an einen der folgenden Ansprechpartner wenden (auf Englisch):
WARSZAWA (WARSCHAU)
Urząd Miasta Stołecznego Warszawy
Naczelnik Wydziału Współpracy z Zagranicą
Hr. Piotr Paradowski
Email: p.paradowski@um.warszawa.pl
Tel.: +48 22 44 32 220
WROCŁAW (BRESLAU)
Urząd Miejski Wrocławia
Dyrektor Biura Współpracy z Zagranicą
Fr. Ewa Gołąb-Nowakowska
Email: bwz@um.wroc.pl
Tel.: +48 71 777 82 61
POZNAŃ (POSEN)
Urząd Miasta Poznania
Email: dzialamy@caritaspoznan.pl
Tel.: +48 61 646 33 44
KATOWICE (KATTOWITZ)
Urząd Miasta Katowice
Zastępca Naczelnika Wydziału Obsługi Inwestorów
Fr. Magdalena Kolka
Email: Magdalena.Kolka@katowice.eu
Tel.: +48 32 259 39 47
Mobile: + 48 691 502 621
GDAŃSK / POMERN (DANZIG)
Urząd Marszałkowski Województwa Pomorskiego
Dyrektor Regionalnego Ośrodka Polityki Społecznej
Fr. Katarzyna Weremko
Email:  k.weremko@pomorskie.eu
Tel.: +48 58 32 68 574
Mobile: +48 502 757 350

„Luftbrücke Moldau“ holt geflüchtete Ukrainer nach Deutschland

Am 25. März 2022 ist der erste Flug aus einer vom Auswärtigen Amt koordinierten „Luftbrücke“ zwischen Moldau und Deutschland in Frankfurt am Main angekommen. An Bord waren 130 ukrainische Geflüchtete, weitere Flüge sollen folgen. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hatte bei ihrem Besuch in der Republik Moldau Mitte März zugesagt, insgesamt 2.500 Geflüchtete aus der Ukraine, die sich in Moldau aufhalten, auf deren Wunsch nach Deutschland zu holen. Seitdem wurde mit Hochdruck an dieser Aktion gearbeitet. Begrüßt wurden die Geflüchteten unter anderem von Außenministerin Baerbock, Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Kirsten Schoder-Steinmüller, Präsidentin der IHK Offenbach am Main und des Hessischen Industrie- und Handelskammertages (HIHK).
Viele Unternehmen aller Größen und Branchen engagieren sich aktuell mit Sach- und Geldspenden, Unterkünften und mehr, loben sowohl der HIHK als auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Die „Luftbrücke Moldau“ sei eine großartige Leistung der Bundesregierung und eine Aktion, die Unterstützung verdient habe. Unternehmen, die Geflüchteten aus der Ukraine unkompliziert helfen und die „Luftbrücke“ mit einem finanziellen Beitrag unterstützen möchten, können sich für weitere Informationen an Katharina Wittke vom DIHK wenden: wittke.katharina@dihk.de