„Der wichtigste Schritt: Einfach anfangen!“

Die RegMed Innovation GmbH ist eines der jüngeren Coburger Start-ups, gegründet 2024. Gegenstand des Unternehmens: Entwicklung, Produktion und Vertrieb von Technik und Behandlungssets für die Veterinärmedizin, mit Fokus auf Behandlung von Pferden. Tom Smets ist einer der Gründer und Geschäftsführer des Familienbetriebs. Im Interview blickt er zurück auf die ersten Schritte als Unternehmer und hat Hinweise für ebenfalls Gründungswillige.

Unsere Wirtschaft: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Arthrose bei Pferden mit Stammzellen zu behandeln und was hat Sie motiviert, daraus ein Unternehmen zu machen?

Tom Smets: Die Idee, Stammzellenbehandlungen für Tiere und Menschen weiterzuentwickeln, entstand an Weihnachten 2022 während eines Familiengesprächs. Mein Bruder berichtete von seiner Doktorarbeit und wir stellten fest, dass es zwar sehr viel Forschung und auch schon erste Anwendungen gibt, aber noch keine massentaugliche Lösung. Im Verlauf des Jahres 2023 entwickelten wir die ersten Prototypen, um ein Produkt für alle zu ermöglichen. Im Juli 2023 reichten wir eine PCT-Patentanmeldung ein, um unsere Lösung nachhaltig zu schützen. Anfang 2024 sprach ein Bekannter uns an und fragte, ob wir seinem Pferd helfen könnten. Zu diesem Zeitpunkt wurde uns klar, dass wir mit unserem Konzept Pferden in der DACH-Region schneller und pragmatischer helfen können als Menschen. In Gesprächen mit renommierten Tierärzten und verschiedenen Pferdebesitzern wurde uns klar: Der Bedarf ist enorm, denn es gibt so viele Pferde, die leiden und denen wir helfen können. Deshalb haben wir uns erstmal auf Pferde spezialisiert. Seitdem konzentrieren wir uns bei RegMed vollkommen darauf, bis Ende 2025 über Tierärztinnen und Tierärzte hochwertige Behandlungen für Arthrose, Bänder- und Sehnenprobleme und generelle Bewegungsprobleme bei Pferden anzubieten.

Was macht Ihr Verfahren einzigartig und warum haben Sie ein Patent angemeldet?

Unser Verfahren wurde ursprünglich für die Humanmedizin entwickelt, aber dann speziell für Pferde unter Berücksichtigung des gewohnten Umfeldes der Patienten weiterentwickelt. Die Behandlung ist ohne Narkose möglich, sie benötigt kein externes Labor und lässt sich mobil beim Pferd durchführen. Diese Kombination aus Anwenderfreundlichkeit und Praxisnähe macht das Verfahren einzigartig. Die Anmeldung der PCT-Patentanmeldung war für uns ein konsequenter Schritt, um die Entwicklungsergebnisse und das künftige Potenzial für Tiere und Menschen zu schützen. Das ist eine Investition in die Langfristigkeit unseres Familienunternehmens.

Wie schwierig war es, Investoren oder Finanzierungspartner zu gewinnen?

Wir hatten von Beginn an einen sehr engagierten Investor, der neben Kapital auch berufliche Erfahrung und sein Netzwerk einbringt. Generell sind Investoren in Deutschland bei technologieintensiven Projekten eher zurückhaltend und investieren oft erst nach nachweisbarem Erfolg. Weil wir als Familienunternehmen langfristig denken, wollten wir keine Venture Capital Partner, die vorrangig auf einen schnellen Exit setzen und die Eigentumsstruktur von Anfang an stark verwässern. Finanzierung innovativer Technologien bleibt herausfordernd, aber mit Bootstrapping, dem richtigen Partner und klarer Vision ist es möglich.

Welche Hürden hatten Sie bei der Gründung?

Gründungen bringen immer Hindernisse mit sich. Bürokratisch gab es Herausforderungen etwa bei der Anmeldung von diversen Sachen und bei Formularen. Von der anfänglichen Schwierigkeit, eine Geschäftsadresse zu finden, bis hin zur Unmöglichkeit, ein Geschäftskonto zu eröffnen, weil einige Banken kein Interesse hatten bzw. die Eröffnung eines Geschäftskontos unfassbar schwer machten. Am Ende wurde es eine motivierte Bank hier aus der Region. Es ist faszinierend, wer direkt bei der Anmeldung der Firma die Hand aufhält und Beiträge oder Gebühren verlangt, ohne zuvor überhaupt geholfen zu haben oder ohne, dass man dessen Dienste nutzt. Persönlich war die größte Belastung die Langsamkeit vieler Abläufe. Man wollte immer schneller sein als Dritte abliefern konnten. Solche Erfahrungen gehören zu jedem Gründungsprozess, sie lassen sich aber mit Ausdauer und guten Partnern meistern.

Wer hat Sie auf Ihrem Weg unterstützt?

Die größte Unterstützung kommt von der eigenen Familie und unserem Investor. Auf lokaler Ebene haben uns die Wifög Coburg, die IHK Coburg und das Team von Creapolis Coburg sehr geholfen. Sie begleiteten die Produktentwicklung, während wir durch letztere unsere ersten Mitarbeitenden fanden. Beratungsangebote und Förderprogramme sind besonders in späteren Phasen wertvoll, wenn man weniger Zeitdruck hat. In der Frühphase empfanden wir manche Förderbedingungen als wenig praktikabel, da Entscheidungen oft lange dauerten und man erst danach mit der Entwicklung beginnen durfte. Deshalb war für uns pragmatische Unterstützung vor Ort besonders wichtig. Nicht zuletzt ist die tägliche Recherche im Internet bei konkreten Fragen hilfreich.

Unternehmertum heißt immer auch Unsicherheit. Gab es Momente, in denen Sie gezweifelt haben – und wie sind Sie damit umgegangen?

Grundsätzlich wollte ich schon immer unternehmerisch tätig sein. Momente, in denen ich gezweifelt habe, gab es eher, wenn man auf Dritte warten musste, zum Beispiel auf Lieferanten, die im Urlaub waren, wodurch einfach Zeit verloren ging. Das Wichtigste ist, immer Alternativen parat zu haben. Gerade am Anfang kann man viel Stress vermeiden, wenn man noch Alternativen bei Lieferanten hat. Ein weiterer kritischer Moment am Anfang war, als seitens öffentlicher Stellen auch keine finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt wurde und dadurch das gesamte Projekt gefährdet war. Dann haben wir uns als Familie an einen Tisch gesetzt und beschlossen: Wenn uns keiner unterstützen möchte, machen wir halt komplettes Bootstrapping (Eigenfinanzierung) bei einem solchen innovativen Produkt und skalieren es schrittweise hoch.

Was reizt Sie persönlich am Unternehmersein am meisten?

Ich bin schon immer jemand gewesen, der bereit war, den Status quo zu hinterfragen, und der immer schon diverse Ideen und Visionen ausheckte, wie man etwas besser machen könnte. Im Laufe meiner Zeit am Gymnasium wurde mir klar, dass es nur als Unternehmer möglich ist, etwas zu erschaffen und Innovationen und Ideen umzusetzen. Als die Idee von RegMed aufkam, war mir klar, dass ich mit dem Projekt Menschen und Tieren helfen möchte. Als wir uns dann auf Pferde fokussierten, gab es für mich nichts Wichtigeres, als unsere Vision für die Gesundheit von Pferden und in Zukunft auch von weiteren Tierarten sowie – mit entsprechenden Partnern - Menschen in die Tat umzusetzen. Der Reiz war also schon immer da und ich denke, dass man nur als Unternehmen seine Ideen so richtig in die Tat umsetzen und am Ende etwas erschaffen kann, wovon alle profitieren können. Ideen hat jeder Mensch im Kopf, das Schwierige ist es, diese in die Tat umzusetzen.

Welche Tipps würden Sie anderen Gründern geben, die ebenfalls mit einer innovativen Technologie an den Markt gehen wollen?

Das sagt zwar jeder, aber es ist der wichtigste erste Schritt: Einfach anfangen!
Wir haben einige Male die falsche technische Lösung gewählt und festgestellt, dass es noch nicht so funktioniert, wie wir es wollten. Manchmal mussten wir auch einen Schritt zurückgehen, um zwei Schritte vorwärtszumachen. Aus all den Höhen und Tiefen der letzten Jahre würde ich sagen: Testen Sie früh, testen Sie oft und lernen Sie aus jedem Versuch. First Principle Thinking hilft, Annahmen zu hinterfragen. Präsentieren Sie Ihre Vision und bringen Sie bei Pitches ein greifbares Demonstrationsobjekt mit, denn Menschen brauchen etwas in der Hand, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Zu guter Letzt, was auch womöglich unser inoffizielles Motto ist: Think big! Fehlschläge gehören dazu, aber „Failure is not an option”. Einfach weitermachen!