IHK-Konjunkturumfrage - Jahresbeginn 2025

Coburgs Wirtschaft bleibt unter Druck
„Zum Jahresbeginn bleibt die Stimmung in der Coburger Wirtschaft stark angespannt. Nach wie vor werden unsere Unternehmen durch hohe Energie- und Arbeitskosten, erhebliche Steuerlasten und die ausufernde Bürokratie ausgebremst. Zudem lahmt die Nachfrage nach ihren Produkten im In- und Ausland – dies ergibt für viele Betriebe mittlerweile eine toxische Mischung. Folglich schieben die Betriebe Investitionen weiter auf, mit verheerenden Folgen für eine florierende Volkswirtschaft, insbesondere mit Blick auf die vorgesehene ökonomische Transformation. Gleichzeitig zeigen die Rückmeldungen aus der Unternehmerschaft ihr Misstrauen in die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.“ Mit diesen Worten kommentiert IHK-Präsident Dr. Andreas Engel die Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage zum Jahresanfang 2025.
Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der sowohl die aktuelle geschäftliche Lage als auch die Geschäftserwartungen der Unternehmen abbildet, legte zwar um 2 Punkte zu und erreichte einen – nach wie vor weit unterdurchschnittlich – Stand von 86. Dieser Anstieg gründet sich allein auf die mittlerweile nicht mehr ganz so düsteren Geschäftsprognosen für den weiteren Jahresverlauf.
Aktuelle Geschäftslage: Von der anhaltend schwachen Dynamik des Konjunkturgeschehens sind sämtliche Wirtschaftsbereiche betroffen. Derzeit bezeichnen 20 Prozent der befragten Betriebe ihre Geschäftslage als gut, 47 Prozent sehen sie zumindest als befriedigend an – ein Drittel aller Unternehmen beurteilt seine Situation jedoch als schlecht. Der Saldo aus guten und schlechten Lagebewertungen beträgt -14 Punkte und ist damit nochmals weiter ins Negative abgerutscht (Vorquartal: -9 Punkte).
Erwartungen: Die Aussichten der Unternehmen auf die Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten sind weiter trüb. 32 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit geschäftlichen Einbußen, 52 Prozent gehen von gleichbleibenden Geschäften aus. An eine Aufhellung der Geschäftstätigkeit glauben nur 16 Prozent der Unternehmen. Die negativen Vorhersagen überwiegen damit zwar immer noch deutlich, der Blick nach vorn fällt aber nicht mehr so pessimistisch aus wie noch vor drei Monaten, per Saldo -15 Punkte (Vorumfrage: -23 Punkte). Die größten Risiken für ihre künftige Geschäftsentwicklung sehen die Unternehmen in der Inlandsnachfrage (67 Prozent), den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (66 Prozent) sowie den Arbeitskosten (58 Prozent). Angesichts der schwachen Konjunktur ist der Mangel an Fachkräften für Unternehmen derzeit ein geringeres Problem.
„Unsere Betriebe blicken weiterhin mit großer Sorge in die Zukunft. Was die Wirtschaft benötigt, sind Erleichterungen, Bürokratieabbau und endlich wieder Planungssicherheit. Eine verlässliche Politik und ein klarer Fokus auf wirtschaftliche Themen sind dringend notwendig, damit unsere Unternehmen in die Zukunft investieren können. Angesichts der wirtschaftlichen Lage können wir uns nach der Bundestagswahl keine lange Hängepartie leisten. Wir brauchen schnell Klarheit und einen Neustart in der Wirtschaftspolitik“, appelliert IHK-Präsident Dr. Andreas Engel.

Die Branchen im Einzelnen

Industrie gesamt

Aktuelle Lage: Coburgs Industrie, die auf Grund ihrer hohen Exportquote in besonderem Maße unter den deutschen Standortschwächen leidet, steckt weiter fest in der Krise. Die geschäftliche Lage der produzierenden Betriebe hat sich im Vergleich zur Herbstumfrage sogar nochmals verschlechtert. Aktuell berichten gerade einmal 12 Prozent der Hersteller von guten Geschäften. Über einen schlechten Geschäftsverlauf klagen dagegen 45 Prozent. Der Saldo aus positiven und negativen Rückmeldungen beträgt demnach -33 Punkte (Vorumfrage: -27 Punkte). Die Auftragseingänge sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland haben sich im Vergleich zur Vorumfrage kaum verändert und bleiben schwach, frühere Auftragsreserven sind mittlerweile größtenteils abgearbeitet. Die Kapazitätsauslastung wird von mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen als nicht ausreichend beurteilt.
Erwartungen: Der Ausblick der regionalen Industrie auf die künftige Geschäftsentwicklung fällt zwar nicht mehr ganz so pessimistisch aus wie noch im Vorquartal, dennoch dominiert weiterhin die Skepsis. 15 Prozent der Unternehmen gehen von einer Besserung in den kommenden Monaten aus (zuvor 4 Prozent). Hingegen erwartet weiterhin ein Drittel eine Verschlechterung des Geschäfts. Der Saldo sinkt damit um 11 auf -19 Punkte. Die Industrie rechnet auch künftig mit einer schwachen Nachfrage, ein kleiner Lichtblick könnte das Inlandsgeschäft sein, hier scheint die Zuversicht allmählich zurückzukehren. Die Investitionsabsichten bleiben schwach und die Beschäftigungspläne restriktiv – jeder Zweite plant künftig mit einer reduzierten Belegschaftsgröße. Ursache ist weniger der Fachkräftemangel (26 Prozent), sondern mit 74 Prozent überwiegend Personalabbau.

Industrie im Einzelnen:

Maschinenbau
Aktuelle Lage: Die konjunkturelle Lage im Maschinenbau stagniert auf niedrigem Niveau. Die Unternehmen sehen sich mit schwacher Binnennachfrage, geopolitischen Herausforderungen und sinkender Wettbewerbsfähigkeit konfrontiert. Infolgedessen sind kaum Impulse zu verzeichnen und die Auftragsbestände verharren mehrheitlich auf gerade noch ausreichendem Niveau. Nur ein Drittel der Branchenvertreter berichtet von voller Kapazitätsauslastung, in der Vorumfrage waren dies noch 50 Prozent.
Erwartungen: Mit einer spürbaren Besserung der Lage in den kommenden Monaten ist aktuell, trotz robustem Wachstum der Weltwirtschaft, nicht zu rechnen. Zu groß ist die Verunsicherung wegen der geopolitisch konfrontativen Lage und der strukturellen Probleme des Maschinenbaustandortes Deutschland. Folglich rechnen nur 17 Prozent der befragten Unternehmen mit einer Geschäftsbelebung und jedes zweite geht davon aus, dass sich die Geschäftslage verschlechtern wird.
Automobilzulieferer und Vorleistungsgüterindustrie
Aktuelle Lage: Die Lagebeurteilung der heimischen Automobilzulieferer und Vorleistungsgüterproduzenten bleibt weiter sehr angespannt und hat sich im Vergleich zur Vorumfrage nochmal verschlechtert. Zum wachsenden Problem für die Branche wird die Auftragslage, die zusätzliche Anpassungs- und Investitionsanforderungen mit sich bringt. Der Anteil der Befragten, die einen zu kleinen Auftragsbestand beklagen, ist auf 64 Prozent angestiegen (Vorumfrage: 50 Prozent), von nicht ausreichender Kapazitätsauslastung sprechen mittlerweile 59 Prozent (Vorumfrage: 46 Prozent). Folglich bewerten aktuell nur 14 Prozent ihre Geschäftslage als gut und jeder Zweite ist unzufrieden. Der Geschäftslagensaldo setzt damit seinen Abwärtstrend fort und sinkt um 8 auf -36 Punkte.
Erwartungen: Die Aussichten auf die wirtschaftliche Entwicklung im weiteren Jahresverlauf bleiben getrübt. Die Mehrheit der befragten Branchenvertreter geht von einer Seitwärtsbewegung aus, lediglich 5 Prozent erwarten eine Verbesserung. Vorleistungsgüterhersteller sorgen sich um die Inlandsnachfrage, gleichzeitig bleiben Energie- und Rohstoffpreise sowie unsichere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen die größten Risiken für die Geschäftsentwicklung.
(Polster-)Möbelindustrie
Aktuelle Lage: Die Möbel- und Gebrauchsgüterproduzenten befinden sich weiterhin in einem schwierigen konjunkturellen Fahrwasser. Sie leiden nach wie vor unter Wohnungsbau-Krise und Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Dennoch scheint die Talsohle durchschritten zu sein. Der Geschäftslagensaldo aus positiven und negativen Beurteilungen ist im Vergleich zur Vorumfrage um 14 auf -57 Punkte gestiegen. Für 71 Prozent ist der derzeitige Auftragsbestand weiterhin zu klein (Vorumfrage 100 Prozent).
Erwartungen: Auf die kommenden Monate blickt die Branche wieder optimistischer. Man hofft auf eine Fortsetzung der Erholung der Konsumstimmung und damit auch auf eine leichte Belebung der Möbelnachfrage. Jedes zweite der befragten Unternehmen geht von einer Verbesserung der Geschäftslage aus (Vorumfrage: 17 Prozent) und fast jedes fünfte erwartet eine Verschlechterung.

Dienstleistung

Versicherungs- und Finanzgewerbe
Aktuelle Lage: Lohnsteigerungen bei Verbrauchern und Zinssenkungen sorgen für eine zufriedenstellende Geschäftslage im regionalen Versicherungs- und Finanzgewerbe. Zudem macht sich in der Schaden- und Unfallversicherung das Abklingen der Inflation langsam positiv bemerkbar. Gedämpft wird die Stimmung durch die gesamtwirtschaftliche Lage. Aktuell berichtet die Hälfte der befragten Branchenvertreter von guten Geschäften, keiner der Befragten ist unzufrieden.
Erwartungen: Für die kommenden Monate erwarten die befragten Unternehmensvertreter eine Eintrübung der Geschäftslage. Wesentlicher Risikofaktor ist aus Sicht der Unternehmen die anhaltend hohe wirtschaftliche und politische Unsicherheit. Insbesondere das Finanzgewerbe rechnet mit einem weiteren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen und in Folge mit mehr Zahlungsausfällen.
Unternehmensnahes Dienstleistungsgewerbe
Aktuelle Lage: Im unternehmensnahen Dienstleistungsgewerbe hat sich das Konjunkturklima im Vergleich zur Vorumfrage leicht eingetrübt. Der Branche fehlen die Aufträge der heimischen Industrie- und Gewerbekunden. Aktuell bewerten 30 Prozent der Dienstleister ihre geschäftliche Lage als gut, 39 Prozent hadern hingegen mit ihrer Situation. Der Geschäftslagensaldo ist von -5 im Herbst auf -9 Punkte gefallen.
Erwartungen: Die Aussichten für die kommenden Monate sind, verbunden mit der Hoffnung auf ein anziehendes Geschäftsumfeld, vorsichtig optimistisch. 32 Prozent der Branchenvertreter rechnen mit einer Verbesserung der Geschäfte, 23 Prozent mit einer Verschlechterung. Der Saldo steigt im Vergleich zur Vorumfrage von 0 auf 9 Punkte in den positiven Bereich.

Handel

Einzelhandel
Aktuelle Lage: Die Stimmung der Einzelhändler zu Jahresanfang bleibt gedämpft. Die Konsumneigung der Handelskunden zum Weihnachtsgeschäft ist zwar etwas angestiegen, eine nachhaltige Erholung des Konsumklimas ist allerdings nach wie vor nicht in Sicht. Die Verunsicherung der Verbraucher angesichts zahlreicher schlechter Nachrichten aus der Wirtschaft sitzt tief und die in den zurückliegenden Jahren stark gestiegenen Lebenshaltungskosten haben das verfügbare Einkommen der Konsumenten erkennbar geschmälert. Aktuell bewerten 8 Prozent ihre Geschäftslage mit gut, jeder Vierte ist unzufrieden und 67 Prozent der befragten Branchenvertreter empfinden sie als befriedigend.
Erwartungen: Auf die kommenden Monate blickt die Branche wenig optimistisch. Die schwache Nachfrage bereitet den Betrieben große Sorgen. Unter den Verbrauchern wächst die Unsicherheit, auch mit Blick auf die teilweise angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt, was zu einer Verlagerung vom Konsumieren hin zum Sparen führt. 25 Prozent der befragten Unternehmen erwarten in den kommenden Monaten eine ungünstigere Geschäftsentwicklung, mit besseren Geschäften rechnen lediglich 8 Prozent der Händler.
Großhandel
Aktuelle Lage: Leicht verbessert hat sich die geschäftliche Situation bei Coburgs Grossisten, dies muss aber in Relation zum niedrigen Vorumfragewert gesehen werden. Auch der Großhandel kann sich der anhaltenden Konjunkturflaute nicht entziehen. Entsprechend zögerlich fällt das Bestellverhalten seiner Kunden aus. So leidet der produktionsbezogene Großhandel unter der trägen Industriekonjunktur, den konsumnahen Großhandel trifft die immer noch verbreitete Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Aktuell berichten 14 Prozent der Unternehmensvertreter von guten Geschäften, genau so viele sind aber auch unzufrieden. Der Saldo hat sich damit seit Herbst von -25 auf 0 Punkte verbessert.
Erwartungen: Die Aussichten auf die Geschäftsentwicklung der Großhändler in den kommenden Monaten trüben sich wieder ein, die Pessimisten (43 Prozent) überwiegen erneut deutlich gegenüber den Optimisten (14 Prozent).

Tourismus

Aktuelle Lage: Die Stimmung der regionalen Hoteliers und Gastronomen hat sich im Vergleich zur Vorumfrage eingetrübt. Steigende Kosten, die erhöhte Mehrwertsteuer und sinkende Umsätze belasten die Branche schwer. 19 Prozent (Vorumfrage 24 Prozent) der befragten Unternehmensvertreter bewerten ihre Lage als gut, 38 Prozent sind unzufrieden und 43 Prozent erachten sie als befriedigend. Der Saldo fällt im Vergleich zur Vorumfrage um 19 auf nunmehr -19 Punkte. Umsatzrückgänge sind sowohl bei Tagestouristen und Urlaubsreisenden als auch bei Geschäftsreisenden zu verzeichnen. Die durchschnittliche Zimmerauslastung in den letzten 6 Monaten betrug 43 Prozent (Vorumfrage. 47 Prozent).
Erwartungen: Saisonbedingt blickt die Branche auf die kommenden Monate pessimistisch. Sorgen bereiten zudem weiter steigende Kosten, insbesondere mit Blick auf den Personaleinsatz und Lebensmittel. Lediglich 14 Prozent der befragten Unternehmer erwarten bessere Geschäfte, 29 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus, 61 Prozent erwarten steigende Übernachtungs- und Verzehrpreise.