IHK-Konjunkturumfrage - Herbst 2025

Coburger Wirtschaft bleibt im Krisenmodus
„Noch immer zeichnet sich in der Coburger Wirtschaft keine nachhaltige Erholung ab. Zwar zeigen einzelne Indikatoren leichte Verbesserungen, doch die Stimmung bei den Unternehmen bleibt überwiegend schlecht. Gefragt nach den Risiken für ihre wirtschaftliche Entwicklung nennen zwei Drittel die Arbeitskosten, dicht gefolgt von der Inlandsnachfrage und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Der dringend notwendige wirtschaftliche Aufbruch ist nicht absehbar, stattdessen sieht es so aus, dass 2025 das dritte Rezessionsjahr in Folge wird. Es braucht endlich eine entschlossene Wirtschaftswende, so wie wir das aus dem Kreis der bayerischen IHKs vor wenigen Tagen in einem eindringlichen Schreiben an Ministerpräsident Dr. Markus Söder formuliert haben“, so IHK-Präsident Dr. Andreas Engel zur Einordnung der Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage zum Herbst 2025.
Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der sowohl die aktuelle geschäftliche Lage als auch die Geschäftserwartungen der Unternehmen im Wirtschaftsraum Coburg abbildet, ist leicht gestiegen um 2 Punkte und erreicht einen – nach wie vor unterdurchschnittlichen – Stand von 93. Der jüngste Indikatoranstieg geht im Wesentlichen darauf zurück, dass die Erwartungen an eine etwas bessere Geschäftslage aus der Konjunkturumfrage vom Frühjahr dieses Jahres sich in einzelnen Bereichen erfüllt haben.
Aktuelle Geschäftslage: „Noch immer zeichnet sich in der Coburger Wirtschaft keine nachhaltige Erholung ab. Zwar zeigen einzelne Indikatoren leichte Verbesserungen, doch die Stimmung bei den Unternehmen bleibt überwiegend schlecht. Gefragt nach den Risiken für ihre wirtschaftliche Entwicklung nennen zwei Drittel die Arbeitskosten, dicht gefolgt von der Inlandsnachfrage und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Der dringend notwendige wirtschaftliche Aufbruch ist nicht absehbar, stattdessen sieht es so aus, dass 2025 das dritte Rezessionsjahr in Folge wird. Es braucht endlich eine entschlossene Wirtschaftswende, so wie wir das aus dem Kreis der bayerischen IHKs vor wenigen Tagen in einem eindringlichen Schreiben an Ministerpräsident Dr. Markus Söder formuliert haben“, so IHK-Präsident Dr. Andreas Engel zur Einordnung der Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage zum Herbst 2025.
Erwartungen: Mit Blick auf die geschäftlichen Aussichten sind die befragten Unternehmer zurückhaltend. An eine Aufhellung glaubt nur eine Minderheit von 16 Prozent. Mit geschäftlichen Einbußen rechnen aktuell 21 Prozent der Befragten. 63 Prozent der Betriebe gehen davon aus, ihr Geschäftsniveau wenigstens halten zu können. Der Saldo aus günstigen und ungünstigen Geschäftserwartungen beträgt folglich minus 5 Punkte (Vorquartal -3 Punkte).
„Dies ist ein deutlicher Beleg, dass unsere Unternehmen nach wie vor kein Vertrauen in eine spürbare und nachhaltige Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds haben. In diesem Zusammenhang sollte folgende Angabe aus der Konjunkturumfrage den politisch Verantwortlichen besonders zu denken geben: Fast 80 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass am heimischen Standort ihre Beschäftigtenzahl aufgrund von Personalabbau sinken wird“, so Björn Cukrowski, Konjunkturbeauftragter der IHK zu Coburg.
„Mit Bildung der neuen Bundesregierung hatte die Wirtschaft – ebenso wie das ganze Land – auf einen deutlichen Aufbruch gehofft. Doch leider fällt die Bilanz nach den ersten Monaten eher enttäuschend aus. Es ist jetzt höchste Zeit, dass Wirtschaftspolitik in der Arbeit der Bundesregierung den notwendigen Stellenwert einnimmt, um den Wachstumsmotor wieder zum Laufen zu bringen. Ganz oben auf der Agenda muss die Rückkehr zu wirtschaftlicher Prosperität stehen. Dafür braucht es klare Schritte in Richtung Staatsmodernisierung sowie Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz der Wirtschaft. Gefordert sind mehr Veränderungsbereitschaft und echte Reformen! Um beispielsweise die Investitionszurückhaltung unserer Betriebe aufzulösen, braucht es dringend Strukturreformen: hin zu einer modernen, digitalen und leistungsfähigen Verwaltung, Bürokratieabbau und noch mehr Tempo bei Planungs- und Genehmigungsverfahren“, betont IHK-Präsident Dr. Engel.

Die Branchen im Einzelnen

Industrie gesamt

Aktuelle Lage: Die Lage für Coburgs Industrieunternehmen bleibt angespannt. Die Branche leidet weiterhin unter einer schwachen Nachfrage, hohen Arbeits- und Energiekosten, bürokratischen Lasten sowie hohen Steuern. Zwar schätzen die befragten Unternehmen ihre aktuelle Lage per Saldo um 10 Punkte besser ein als noch zum Frühjahr, eine durchgreifende Stimmungsaufhellung ist damit aber nicht verbunden. Der Saldo aus positiven und negativen Rückmeldungen bleibt mit minus 19 Punkten weiterhin im negativen Bereich. Momentan berichten 10 Prozent der Betriebe von guten Geschäften (Vorumfrage 15 Prozent). Über einen schlechten Geschäftsverlauf klagen dagegen weiterhin 29 Prozent (Vorumfrage 44 Prozent). Mehr als die Hälfte der Produzenten bewertet die Lage als zufriedenstellend. Die Auftragseingänge haben sich im Vergleich zur Vorumfrage sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland kaum verändert und bleiben schwach, der Auftragsbestand wird von 44 Prozent der Unternehmen als zu klein beurteilt.
Erwartungen: Die Industrie bleibt bei ihrem vorausschauenden Blick auf die künftige Geschäftsentwicklung weiterhin zurückhaltend. Die Hoffnung auf eine schnelle Umsetzung der im Koalitionsvertrag angekündigten Reformen kommt nicht zum Tragen. Zahlreiche strukturelle Sorgen, wie z. B. hohe Energie- und Rohstoffpreise, drückende Arbeitskosten oder unsichere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und die sprunghafte US-Zollpolitik belasten die wirtschaftliche Entwicklung weiterhin. Nur 13 Prozent der Fabrikanten rechnen in den kommenden Monaten mit einer geschäftlichen Aufhellung. 61 Prozent erwarten unveränderte Geschäfte, 26 Prozent gehen hingegen von einer Eintrübung aus. Entsprechend dürfte die schwache Industriekonjunktur auch weitere Folgen für den Arbeitsmarkt haben.
Industrie im Einzelnen:
Maschinenbau
Aktuelle Lage: Die trübe Stimmung im Maschinenbau hält an. Noch immer fehlt die erhoffte Dynamik bei den Investitionen und damit in Neuaufträge für Maschinen und Anlagen. Stattdessen belasten nach wie vor Handelskonflikte, Bürokratie und steigende Kosten Coburgs exportorientierte Betriebe. Mittlerweile berichtet die Mehrheit der Befragten von einem zu kleinen Auftragsbestand. Entsprechend fallen die aktuellen Lageurteile aus: Ein Drittel der befragten Unternehmer ist unzufrieden und 67 Prozent bewerten sie als befriedigend.
Erwartungen: Die Aussichten auf die kommenden Monate haben sich per Saldo verbessert, bleiben aber mit minus 11 Punkten weiterhin im negativen Bereich (Vorumfrage -43 Punkte). 22 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit einer Geschäftsbelebung und 33 Prozent erwarten eine Verschlechterung der Geschäftslage. Erhebliche Risiken sehen die Maschinenbauer in einer weiteren Verschärfung von Handelskonflikten, neuen Zöllen und geopolitischen Eskalationen.
Automobilzulieferer und Vorleistungsgüterindustrie
Aktuelle Lage: Die trübe Stimmung im Maschinenbau hält an. Noch immer fehlt die erhoffte Dynamik bei den Investitionen und damit in Neuaufträge für Maschinen und Anlagen. Stattdessen belasten nach wie vor Handelskonflikte, Bürokratie und steigende Kosten Coburgs exportorientierte Betriebe. Mittlerweile berichtet die Mehrheit der Befragten von einem zu kleinen Auftragsbestand. Entsprechend fallen die aktuellen Lageurteile aus: Ein Drittel der befragten Unternehmer ist unzufrieden und 67 Prozent bewerten sie als befriedigend.
Erwartungen: Die Aussichten auf die kommenden Monate haben sich per Saldo verbessert, bleiben aber mit minus 11 Punkten weiterhin im negativen Bereich (Vorumfrage -43 Punkte). 22 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit einer Geschäftsbelebung und 33 Prozent erwarten eine Verschlechterung der Geschäftslage. Erhebliche Risiken sehen die Maschinenbauer in einer weiteren Verschärfung von Handelskonflikten, neuen Zöllen und geopolitischen Eskalationen.
Ge- und Verbrauchsgüterindustrie
Aktuelle Lage: Die Geschäfte der Ge- und Verbrauchsgüterproduzenten, zu denen insbesondere die Möbel- und die Spielwarenindustrie gehören, laufen weiterhin schleppend. Anhaltende Konsumzurückhaltung und die Verunsicherung über die wirtschaftliche Entwicklung belasten viele Unternehmen. Der Lagesaldo liegt mit minus 7 Punkten weiterhin im negativen Bereich. Allerdings bewerten die Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage zum zweiten Mal in Folge besser als in der jeweiligen Vorumfrage (Saldo -21 Punkte zum Frühjahr und -33 Punkte zum Jahresanfang). Von der Mehrheit der Branchenvertreter wird der derzeitige Auftragsbestand als ausreichend und von 40 Prozent als zu klein bezeichnet.
Erwartungen: Trotz leichter Verbesserung bleiben die Geschäftserwartungen der befragten Hersteller von Ge- und Verbrauchsgütern vor dem Hintergrund der anhaltend strukturellen Probleme und der Nachfrageschwäche per Saldo negativ. Eine deutliche Mehrheit von fast zwei Dritteln geht von einer Seitwärtsbewegung aus. Größte Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung sieht die Branche in den Arbeitskosten, der Inlandsnachfrage und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.

Dienstleistung

Versicherungs- und Finanzgewerbe
Aktuelle Lage: Das regionale Versicherungs- und Finanzgewerbe steht aktuell besser da als viele andere Branchen und zeigt sich gegenüber der gesamtwirtschaftlichen Unsicherheit weiter robust. Insbesondere die Schaden- und Unfallversicherung sorgt auf Grund rückläufiger Schadenzahlen und bereits erfolgten Beitragsanpassungen dafür, dass sich die Beurteilung der Geschäftslage weiter verbessert. Aktuell berichten fast zwei Drittel der befragten Branchenvertreter von guten Geschäften und 12 Prozent sind unzufrieden.
Erwartungen: Für die kommenden Monate erwartet die Mehrheit der befragten Unternehmensvertreter eine Seitwärtsbewegung, keiner rechnet mit einer Verschlechterung. Die weiterhin große Unsicherheit in Geopolitik und Wirtschaft dämpft vor allem die Erwartungen im Neugeschäft und erschwert langfristige Sparentscheidungen Verbraucher.
Unternehmensnahes Dienstleistungsgewerbe
Aktuelle Lage: Im unternehmensnahen Dienstleistungsgewerbe hat sich das Konjunkturklima im Vergleich zur Vorumfrage verbessert. Die Branchenvertreter verzeichnen bei ihren Auftragseingängen, Umsätzen und Erträgen einen vorsichtigen Aufschwung. Aktuell bewerten 36 Prozent der Dienstleister ihre geschäftliche Lage als gut, 18 Prozent hadern hingegen mit ihrer Situation. Der Geschäftslagensaldo ist von minus 5 im Frühjahr auf 18 Punkte gestiegen.
Erwartungen: Die Aussichten der Branche auf die kommenden Monate haben sich weiter stabilisiert. Inzwischen glauben wieder 50 Prozent der befragten Betriebe an eine geschäftliche Aufhellung. Jeder Zehnte rechnet jedoch mit einer geschäftlichen Eintrübung. Besonders die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Arbeitskosten machen den Betrieben im unternehmensnahen Dienstleistungsgewerbe zu schaffen und werden am häufigsten als Geschäftsrisiko genannt.

Handel

Einzelhandel
Aktuelle Lage: Im unternehmensnahen Dienstleistungsgewerbe hat sich das Konjunkturklima im Vergleich zur Vorumfrage verbessert. Die Branchenvertreter verzeichnen bei ihren Auftragseingängen, Umsätzen und Erträgen einen vorsichtigen Aufschwung. Aktuell bewerten 36 Prozent der Dienstleister ihre geschäftliche Lage als gut, 18 Prozent hadern hingegen mit ihrer Situation. Der Geschäftslagensaldo ist von minus 5 im Frühjahr auf 18 Punkte gestiegen.
Erwartungen: Die Aussichten der Branche auf die kommenden Monate haben sich weiter stabilisiert. Inzwischen glauben wieder 50 Prozent der befragten Betriebe an eine geschäftliche Aufhellung. Jeder Zehnte rechnet jedoch mit einer geschäftlichen Eintrübung. Besonders die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Arbeitskosten machen den Betrieben im unternehmensnahen Dienstleistungsgewerbe zu schaffen und werden am häufigsten als Geschäftsrisiko genannt.
Großhandel
Aktuelle Lage: Schwache Rückmeldungen zur aktuellen Geschäftslage kommen vom Coburger Großhandel. Die Branche kann sich der anhaltenden Konjunkturflaute nicht entziehen. Entsprechend zögerlich fällt das Bestellverhalten ihrer Kunden aus. So leidet der produktionsbezogene Großhandel unter der immer noch trägen Industriekonjunktur, den konsumnahen Großhandel trifft die fortdauernde Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Nur 8 Prozent der Grossisten bewerten ihre Lage als gut und die Hälfte als schlecht. Der Saldo rutscht damit auf minus 42 Punkte ab (Vorumfrage: -29 Punkte).
Erwartungen: Die Hoffnung auf eine Normalisierung des Geschäftsverlaufs ist bei den Großhändlern wieder etwas gewachsen, es dominiert aber weithin die Skepsis. So bezeichnen immer noch 27 Prozent der befragten Branchenvertreter ihre geschäftlichen Aussichten für die kommenden Monate als schlecht. Von einer gleichbleibenden Entwicklung gehen inzwischen 55 Prozent aus. Bessere Geschäfte erwarten dagegen nur 18 Prozent der Grossisten.

Tourismus

Aktuelle Lage: Schwache Rückmeldungen zur aktuellen Geschäftslage kommen vom Coburger Großhandel. Die Branche kann sich der anhaltenden Konjunkturflaute nicht entziehen. Entsprechend zögerlich fällt das Bestellverhalten ihrer Kunden aus. So leidet der produktionsbezogene Großhandel unter der immer noch trägen Industriekonjunktur, den konsumnahen Großhandel trifft die fortdauernde Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Nur 8 Prozent der Grossisten bewerten ihre Lage als gut und die Hälfte als schlecht. Der Saldo rutscht damit auf minus 42 Punkte ab (Vorumfrage: -29 Punkte).
Erwartungen: Die Hoffnung auf eine Normalisierung des Geschäftsverlaufs ist bei den Großhändlern wieder etwas gewachsen, es dominiert aber weithin die Skepsis. So bezeichnen immer noch 27 Prozent der befragten Branchenvertreter ihre geschäftlichen Aussichten für die kommenden Monate als schlecht. Von einer gleichbleibenden Entwicklung gehen inzwischen 55 Prozent aus. Bessere Geschäfte erwarten dagegen nur 18 Prozent der Grossisten.