Der Mensch macht den Unterschied

Berufsorientierung, Ausbildung und Weiterbildung sind in Zeiten von Corona keine leichte Sache, aber machbar, wie die folgenden Beispiele aus dem Erzgebirge zeigen. Denn alle Beteiligten haben erkannt, wie wichtig die Fachkräftesicherung für die Zukunft der Region ist.

Von Christian Wobst
Mehr als 1000 Weiterbildungsangebote auf mehr als 250 Seiten – das neue Weiterbildungsprogramm der Industrie- und Handelskammer, das im Dezember druckfrisch erscheinen wird, wird sich sehen lassen können.
„Uns ist es wichtig, dass wir mit unseren Weiterbildungsangeboten die Firmen voranbringen“,
Die Referentin Weiterbildung bei der Regionalkammer Erzgebirge der Industrie- und Handelskammer Chemnitz, plant und organisiert mit ihren Kolleginnen eine Vielzahl an Tagesseminaren, Lehrgängen und firmeninternen Weiterbildungen im Erzgebirge.

Davon hat jüngst auch wieder die WESOBA Werkzeugbau - Sondermaschinenbau GmbH in Schwarzenberg profitiert. „Aus dem Team heraus entstand der Wunsch nach einer Weiterbildung im Bereich Vertrieb und Einkauf.”
“Im Weiterbildungskatalog der IHK haben wir ein entsprechendes Angebot gefunden, das auf unsere speziellen Anforderungen im Unternehmen angepasst worden ist“,
sagt Vertriebsleiter Christian Pfaff.

Das 86 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählende Unternehmen nutzt regelmäßig die verschiedensten Weiterbildungsformate, die größte Qualifizierungsmaßnahme findet aber noch immer während der Arbeit statt.
„Im Maschinenbau spielt das Erfahrungswissen eine große Rolle. Unsere gestandenen Werkzeugmacher geben jeden Tag ihre Erfahrungen an die jüngeren Kollegen weiter“, sagt Christian Pfaff. Bei anderen Themen, wie etwa dem Vertrieb, wird auf Angebote von Dienstleistern zurückgegriffen.


IHK unterstützt Unternehmen bei Weiterbildungen

Wichtig ist Christian Pfaff dabei, dass er kein Angebot von der Stange erhält, sondern die Qualifizierung individuell auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten ist. Andrea Nestler kann das gut nachvollziehen:
„Bei individuellen Weiterbildungen legen wir Wert darauf, dass der Dozent im Vorfeld mit dem Unternehmen, das weiterbilden möchte, ins Gespräch kommt, damit im Kurs dann auch die Themen angesprochen werden, bei denen wirklich Bedarf besteht.“
Selbstverständlich sind Andrea Nestler und ihre Kolleginnen auch die richtigen Ansprechpartner, wenn das Unternehmen nur vage weiß, dass seine Beschäftigten fit gemacht werden müssen, um auch in Zukunft mit der Konkurrenz mithalten zu können. „In einem ersten Schritt schauen wir uns deshalb den schon vorhandenen Wissenstand der Mitarbeiter an. In Abhängigkeit von dem Ziel, das ein Unternehmen erreichen möchte, ergibt sich dann der Bedarf“, sagt Andrea Nestler. Um den Firmen vor Ort passgenau helfen zu können, sei mitunter viel Kommunikation per Mail oder Telefon notwendig, aber: „Bisher haben wir noch immer für jede Firma die passende Weiterbildung gefunden.“
Je nach Thema werde diese als Präsenz- oder Onlineveranstaltung angeboten. „Gerade im Bereich der Außenwirtschaft, wo es sehr viele Weiterbildungen gibt, weil sich die Anforderungen regelmäßig ändern, ist es zum Beispiel sinnvoll, eine Weiterbildung als Präsenz anzubieten, wenn es zum Beispiel um das Thema Zollpapiere und die Verwendung zollrelevanter Formulare geht. Denn da muss man meistens ganz genau hinsehen“, sagt Andrea Nestler.

Bei anderen Themen sorgt die Onlineversion dann wiederum für ein höhere Nachfrage, weil das Angebot auch für Unternehmen attraktiv wird, deren Mitarbeiter ansonsten einen längeren Anfahrtsweg zum Ort der Weiterbildung hätten in Kauf nehmen müssen.
Christian Pfaff und seine Kollegen aus dem Vertrieb haben sich bewusst für eine individuelle Inhouse-Schulung entschieden, schließlich gibt es gerade in diesem Bereich Themen, die man in einem größeren Seminar ungern mit den Mitarbeitern eines Mitbewerbers teilt.
Intern wiederum werde nicht nur gegenüber der Geschäftsführung, sondern auch gegenüber den Kollegen aus anderen Abteilungen über den Inhalt der Weiterbildung gesprochen – und so der wichtige Wissenstransfer sichergestellt.

Über eine mangelnde Bereitschaft der Beschäftigten, während der Arbeitszeit die Schulbank zu drücken, können sich weder Christian Pfaff noch Andrea Nestler beklagen. Viele Unternehmen haben erkannt, dass sie nur mit ständiger Qualifizierung der Belegschaft am Ball bleiben können.
“Und wenn dann die Idee für eine Weiterbildung aus dem Team kommt, ist die Motivation natürlich besonders hoch“,
sagt Vertriebsleiter Christian Pfaff.