Wer ist eigentlich Dorothee Reinhardt?

Reinhardt verliert sich gerne in Ideenwelten, ohne den Blick für wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge zu verlieren. „Mich interessieren Menschen – warum sie handeln, wie sie handeln, und was sie antreibt“, sagt sie. Schon früh entstand bei ihr die Erkenntnis, dass sich betriebswirtschaftliche Struktur und künstlerische Ausdruckskraft nicht ausschließen müssen. Auslöser dafür war ihr Großvater, der Rechnungswesen und BWL unterrichtete. Was zunächst wenig inspirierend klang, entwickelte sich dank seiner Begeisterung zu einem zentralen Impuls in ihrer beruflichen Laufbahn.

Die Ausbildungszeit bei New Yorker erwies sich anschließend als wichtige Wegmarke. Sie beschreibt diese Jahre rückblickend als „herausfordernd, aber prägend“. In dieser Phase traf sie auch Laura Wittig – damals Mitstreiterin an der Berufsschule, später Mitgründerin der Agentur. Unmittelbar nach dem Abschluss wagten beide mit gerade mal 23 Jahren den Schritt ins Unternehmertum – getragen von Risikobereitschaft, Neugier und einem gewissen Maß jugendlicher Unbekümmertheit.

Dorothee Reinhardt beschreibt sich selbst als Führungskraft, die Menschen in den Mittelpunkt stellt. Sie legt Wert darauf, ihre Mitarbeitenden zu verstehen – nicht nur hinsichtlich ihrer Kompetenzen, sondern auch ihrer Bedürfnisse und Arbeitsweisen. „Gute Führung gelingt nur, wenn man weiß, was die Belegschaft antreibt“, betont sie lächelnd. Diese Grundhaltung überträgt sie auch auf ihre Arbeit im Marketing. Für sie beginnt jede erfolgreiche Strategie mit Empathie: dem Verständnis für Kundinnen und Kunden und deren Zielgruppen. Begriffe wie Nahbarkeit und Transparenz sind aus ihrer Sicht keine Trendthemen, sondern dienen als Voraussetzungen für langfristige Zusammenarbeit. Dass auf der anderen Seite wirtschaftliche Kennzahlen nicht außen vor gelassen werden dürfen, stellt sie nicht infrage: „Unternehmerischer Erfolg darf nicht im Widerspruch zu einem zwischenmenschlichen Miteinander stehen.“

Seit 2016 gehören die Braunschweiger Wirtschaftsjunioren zu den Konstanten ihres beruflichen Umfelds. Weit bevor sie den Posten der Vorstandsvorsitzenden für das Jahr 2025 übernahm, traf Reinhardt im Rahmen eines Mentorenprogramms auf Stefan Ebeling, der ihren Werdegang maßgeblich beeinflusste. Für sie steht dieser Moment exemplarisch für den Kern des Netzwerks: Kontakte, die weiterführen, Austausch, der trägt, und Menschen, die inspirieren.

Auch ihr Jahr als Vorsitzende hat daran nichts verändert. Die Grundidee der Wirtschaftsjunioren bleibt aus ihrer Sicht unverändert: neue Perspektiven durch unterschiedliche Mindsets, schnelle Unterstützung über Branchengrenzen hinweg und offene Gespräche über Chancen und Risiken im Markt. Die Geschäftsführerin beschreibt die Gemeinschaft als verlässliches Umfeld, in dem man nicht isoliert agieren muss. „Es geht vor allem um das Zurückgeben als auch das Erzielen gemeinsamer Wirkungen“, bekräftigt Reinhardt, die das Miteinander gewiss nicht als Plattform für private Bestrebungen begreift.

Wie auch viele andere Unternehmerinnen und Unternehmer beobachtet Dorothee Reinhardt eine zunehmend ­angespanntere Gesellschaft. Wirtschaftlich, politisch, sozial hänge vieles in der Schwebe. Was sie stört, ist der reflexhafte Fokus auf das ­Negative. Ihr Wunsch: mehr Mut zu konstruktiven Szenarien und weniger nostalgischer Rückwärtsblick. Für sie liegt die größte Stärke im Handeln im Hier und Jetzt – im Willen, neue Wege auszuprobieren und sich nicht von schwierigen Rahmenbedingungen lähmen zu lassen. „Zukunft darf wieder Freude machen“, lautet ihr Credo. Ein Satz, der ihre optimistische Grundhaltung gut beschreibt – und vielleicht auch erklärt, warum sie ihren Weg mit so viel Leidenschaft, Neugier und Beharrlichkeit verfolgt.

9/2025