Wer ist eigentlich Prof. Dr. Bastian Kindermann?

Seit Oktober 2024 ist Prof. Dr. Bastian Kindermann Professor für Unternehmensgründung und -nachfolge an der Technischen Universität Braunschweig. Mit dem Aufbau seiner Professur verfolgt er ein ambitioniertes Ziel: das Thema Entrepreneurship nicht nur akademisch zu verankern, sondern es auch stärker in die Region zu tragen. Dabei setzt er auf einen breiten, interdisziplinären Ansatz und eine klare gesellschaftliche Verantwortung.

Vom Silicon Fen nach Südamerika

Die Grundlage für Kindermanns heutige Arbeit bildet ein facettenreicher Werdegang. Besonders prägend war für ihn das Studium in Cambridge. Dort erlebte er unmittelbar, wie sehr kulturelle und disziplinäre Vielfalt kreative Prozesse fördert. Der Austausch in einem offenen, internationalen Umfeld sensibilisierte ihn früh für die Bedeutung von Diversität als Innovationsmotor. Nicht zufällig zählt das dort entstandene Innovationscluster „Silicon Fen“ heute zu den dynamischsten in Europa.
Nach dem Studium führte ihn der Weg nach Chile – nicht an die Universität, sondern mitten hinein in die Unternehmenspraxis. In der Holding eines großen Einzelhandelsunternehmens lernte er, wie Entscheidungen in der Realität getroffen werden: unter Zeitdruck, mit Verantwortung, oft ohne vollständige Informationen.
Zurück in Deutschland promovierte Kindermann an der RWTH Aachen. Dort begegnete er einer technologiegeprägten Welt, in der unternehmerische Verwertung häufig mitgedacht wird. Für ihn war damit schnell klar: „Erst im Zusammenspiel von technologischer Exzellenz und wirtschaftlichem Denken entfaltet sich das volle Innovationspotenzial.“

Unternehmertum als Haltung – nicht als Schlagwort

An der TU Braunschweig verfolgt ­Kindermann eine Mission: Unternehmertum vom Nischendasein befreien. Für ihn ist Entrepreneurship keine Domäne weniger Gründerinnen und Gründer mit Businessplan und Pitchdeck, sondern eine Denkweise, die überall gefragt ist – in Konzernen, im Mittelstand, im öffentlichen Sektor. Es geht um die Fähigkeit, Chancen zu erkennen, Verantwortung zu übernehmen und Neues voranzutreiben – unabhängig vom Umfeld.
Gerade das sogenannte Corporate Entrepreneurship, also unternehmerisches Handeln innerhalb bestehender Organisationen, fasziniert ihn. Gleichzeitig denkt Kindermann Unternehmertum nicht losgelöst von den großen Fragen unserer Zeit. Klimakrise, soziale Disparitäten, digitale Transformation – all das verlangt neue Antworten. Für ihn liegt darin eine Chance: den Gründungsgeist als Werkzeug für gesellschaftlichen Fortschritt etablieren. Der Ansatz der „Triple Bottom Line“ – wirtschaftlich, ökologisch und sozial tragfähiges Handeln – ist für ihn dabei mehr als ein theoretisches Modell. Es ist ein Kompass.
So sehr ihn die Praxis interessiert – Kindermann ist und bleibt Wissenschaftler. Und gerade in der unternehmerischen Welt, die oft von Unsicherheit geprägt ist, sieht er die Forschung als unverzichtbar. „Wissenschaft sorgt für Orientierung. Sie erkennt über das Anekdotische hinaus bestimmte Muster und hilft dabei, aus Erfahrungswissen systematische Erkenntnisse zu gewinnen“, so Kindermann.

Braunschweig als Möglichkeitsraum

Was ihn an Braunschweig begeistert, ist nicht nur die wissenschaftliche Exzellenz, sondern auch der Spirit. Die Region zeigt sich offen, kooperativ, neugierig. Viele Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft sind bereit, Neues zu wagen. Genau hier sieht ­Kindermann die Chance, Entrepreneurship zu verankern. Ein besonderes Anliegen ist ihm dabei, Studierende über die wirtschaftsnahen Fächer hinaus zu erreichen, insbesondere aus den Bereichen Maschinenbau, Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften – in ihnen schlummert nämlich unternehmerisches Potenzial, das es zu wecken gilt.
Und auch jenseits der Hörsäle fühlt sich Kindermann angekommen. Ob beim Joggen in der Natur rund um Riddagshausen oder beim Besuch des Staatstheaters – Braunschweig bietet für ihn nicht nur ein inspirierendes Arbeitsumfeld, sondern auch eine hohe Lebensqualität: „Diese besondere Kombination lockt hoffentlich bald neue Investoren und Innovationsinteressierte in die Region.“
jk
6/2025