Photovoltaik geht noch nachhaltiger

Scheinbar ausgediente Solarmodule landen oft im Schredder, obwohl sie nur wenig von ihrer ursprünglichen Leistungsfähigkeit eingebüßt haben. Die junge Better Sol GmbH aus Braunschweig möchte das ändern.
Photovoltaik ist in aller Munde und längst auch fast auf jedem Neubau. Balkonkraftwerke erleben einen Boom, und mittlerweile werden auch großflächige Solarparks, die sehr viel Energie liefern, immer popu­lärer. All das verwundert nicht, mutet doch die Tatsache, dass der Mensch in der Lage ist, aus der Kraft der Sonne elektrischen Strom zu gewinnen, noch immer wie ein Geschenk, ja beinahe wie ein kleines Wunder an, das es zu nutzen gilt.
Doch bei all der Begeisterung über eine Technologie, die das Potenzial hat, einen nicht unerheblichen Teil zur weltweiten Energieversorgung beizutragen, stellen sich auch ein paar Fragen. Zum Beispiel die, woher die PV-Module kommen und was nach ihrer Nutzung mit ihnen geschieht. Vor allem zu dem zweiten Aspekt hat sich auch die Gifhornerin Luisa Schulze so ihre Gedanken gemacht. Die junge Frau, die an der TU Braunschweig Nachhaltige Energietechnik studiert, hat im Juli dieses Jahres die Better Sol GmbH gegründet. Gemeinsam mit ihrem Co-Geschäftsführer Mirko Laube hat sich Schulze vorgenommen, PV-Modulen ein „Second Life“, also eine Anschlussverwendung nach der ersten Nutzung zu schenken und auf diese Weise Ressourcenverschwendung den Kampf anzusagen.

Wertvolle Rohstoffe gehen beim Recycling verloren

„Wir prüfen und kaufen gebrauchte Solarmodule und verkaufen diese dann über unseren Onlineshop an private und gewerbliche Kundinnen und Kunden“, beschreibt Schulze die Idee hinter Better Sol. Konkret bedeute dies, dass „wir die Solarmodule von großen Solarparks oder PV-Recyclern bekommen, die sie eigentlich entsorgen würden“. Entsorgen, das heißt im Falle der schwarzen Glasplatten faktisch Schreddern. Dabei könne zwar Glas und Aluminium weitgehend zurückgewonnen werden, erläutern die beiden Jungunternehmer, die wertvollsten in den Modulen verwendeten Materialien, Silizium und Silber etwa, gingen allerdings meist verloren. „Es gibt noch kein etabliertes Verfahren, das alle Rohstoffe zurückholt“, berichtet Schulze. Deshalb und natürlich auch mit Blick auf die Energie- und Klimabilanz der Anlagen sei es sinnvoll und geboten, gebrauchte Module „einen zweiten Nutzungszyklus absolvieren“ zu lassen, wie die Gründerin es ausdrückt. Vor dem Weiterverkauf werden die Module von Better Sol (bzw. derzeit noch von einem Kooperationspartner) in Bezug auf Optik, Sicherheit und Leistung geprüft und im Anschluss mittels einer Software, die Informatiker Laube eigens dafür entwickelt hat, evaluiert.

Beim Repowering werden leistungsstarke Module aussortiert

Alle fünf bis sieben Jahre führen Solarparks ein „aktives Repowering“ durch, berichtet Schulze, was nichts anderes heißt, als dass alte Solarpanele durch neue ersetzt werden. Grund dafür ist in erster Linie der Leistungsverlust der Module, der den Herstellern zufolge bei jährlich etwa 0,5 Prozent liege – nach sieben Jahren würden die Glasplatten bis zu vier Prozent ihrer Leistungsfähigkeit bei der Strom­erzeugung einbüßen. „Das heißt aber auch, dass die Module noch sehr gut funktionieren, wenn sie ausgetauscht werden“, folgert Schulze, die bei den Prüfungen außerdem festgestellt habe, dass in diesem Zeitraum de facto häufig deutlich weniger Leistung verloren ging. Better Sol kauft Module an, die jünger als 25 Jahre alt sind und noch über mehr als 80 Prozent ihrer Kapazitäten verfügen, mindestens aber noch 200 Watt Leistung bringen.
In seiner Halle in der Friedrich-Seele-Straße, in einem Gewerbegebiet im Südwesten Braunschweigs, lagert das Start-up derzeit zahlreiche gebrauchte Module aus der Schweiz, die sich in einem guten Zustand befinden – die Lieferung des ersten größeren Kunden.

Förderung durch das „Green Start-up“-Programm

Derzeit befinden sich die Preise für neu produzierte PV-Module ziemlich im Keller. Günstige chinesische Module fluten den Markt, heißt es, und die Lager seien voll. „Das spielt uns natürlich nicht unbedingt in die Karten“, räumt Luisa Schulze mit Blick auf die Verkaufserlöse durch gebrauchte Module ein. Doch die 26-Jährige weiß auch, dass sich die Preise beizeiten wieder stabilisieren werden. „Bis dahin gilt es, unsere Prozesskosten zu minimieren, damit wir da mithalten können“, erklärt der 28-jährige Laube.
Wie so häufig bei Start-ups, so verdient auch Better Sol in diesem frühen Stadium noch kein Geld. Für die nötige Liquidität sorgt dafür neuerdings eine Förderung durch das „Green Start-up“-Programm der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), um die sich Schulze und Laube mit Erfolg beworben haben – bei einem Pitch im April hinterließen sie mit ihrer Idee offenbar einen nachhaltigen Eindruck. Über zwei Jahre fließen nun insgesamt 125 000 Euro an die junge Firma, die derzeit auch die Braunschweiger Start-up-Akademie Wachstum und Innovation (W.IN) durchläuft. „Unser Plan ist, dass wir mit der Förderung unter anderem einen eigenen Teststand für die gebrauchten Module finanzieren und danach mit unseren Umsätzen auf eigenen Beinen stehen können“, skizziert Schulze, wie es mit der Better Sol GmbH in den kommenden zwei Jahren weitergehen soll.
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