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Freie Wahl in Sachen Fitness
Im Ringen um die besten Arbeitskräfte locken immer mehr Unternehmen mit attraktiven Benefits. Das Braunschweiger Start-up movearound eröffnet Firmen einen bunten Strauß an Sportangeboten, den sie an ihre Mitarbeitenden weitergeben können.
Eine Möglichkeit der riesigen Auswahl an Sportangeboten der Region: Bouldern im Greifhaus Braunschweig.
© movearound GmbH
Nach mehr als drei ereignisreichen und gewiss nicht immer einfachen Jahren ist Roman Böhm noch immer mit Leib und Seele Unternehmer. „Auch wenn es harte Zeiten gab: Ich würde nichts anderes machen wollen“, erklärt der Gründer der movearound GmbH mit Nachdruck. Und warum auch? Seit einigen Monaten nimmt seine junge Firma wieder richtig Fahrt auf.
Die Corona-Phase war hingegen brutal für das Start-up. Während der Lockdowns waren Fitness- und Yoga-Studios, Schwimmbäder und andere Sportstätten geschlossen, keiner wusste, wie oder wann es weitergeht, und die Angst vor Infektionen machte öffentliche (Indoor-)Sportanlagen nicht unbedingt zum Sehnsuchtsziel. Für ein junges Unternehmen, das eine Plattform für Firmensport anbietet, war es eine Zeit der Ungewissheit und der Zweifel.
Die Nachfrage ist da, gefühlt jedes Unternehmen beschäftigt sich mit dem Thema Mitarbeiter-Benefits
Eine Plattform für Firmensport? Böhm erklärt, was es mit movearound auf sich hat. „Wir kooperieren mit verschiedensten Sport- und Fitness-Anbietern und bieten deren Dienstleistungen als eine Mitgliedschaft an. Somit hast du Zugang zu den verschiedensten Sportangeboten“, erläutert der 33-Jährige. Seine Kunden sind Unternehmen, die dieses attraktive Sportpaket ihren Angestellten als Benefit zur Verfügung stellen oder sich an den Kosten zumindest beteiligen. In Zeiten des Fachkräftemangels werde laut Böhm eine Frage für Firmen schließlich immer wichtiger: „Was biete ich meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern?“
Roman Böhm, Gründer der movearound GmbH
© Christoph Matthies
Wer mit movearound zusammenarbeitet, so viel scheint klar, ist im Bereich Sport gut aufgestellt, offeriert er seinen Angestellten und Job-Interessenten doch eine riesige Auswahl an Sportangeboten der Region. Über 200 seien es mittlerweile, sagt der Geschäftsführer. Ein Blick in die App des Start-ups zeigt sie alle auf einer Karte, die Fitness-Tempel, Boulder-Hallen und Yoga-Studios, die Rehazentren, Kampfsport- oder Tanzclubs, die moveraound allesamt mit einer einzigen Mitgliedschaft abdeckt. Die Nutzer haben so die Freiheit, ganz unterschiedliche Sportangebote auszuprobieren und zu nutzen – flexibel, so oft sie wollen und ohne Vertragsbindung. Und die Unternehmen haben im besten Fall zufriedene und gesunde Mitarbeitende.
Mittlerweile auch Partner außerhalb der Region
Der Braunschweiger Gründer, der seine Geschäftsidee im Jahr 2019 im borek.digital-Accelerator erstmals vorstellte, preist nicht nur die sportliche Vielfalt, sondern auch die örtliche Ungebundenheit an, die sein Angebot ermöglicht. Es gab Zeiten, erzählt der leidenschaftliche Eishockeyspieler, wo er in Braunschweig wohnte, in Wolfsburg arbeitete und in Salzgitter studierte. Gern hätte er sich damals an mehreren Standorten fit gehalten – eben immer da, wo er sich gerade aufhielt. Dass dies nicht möglich war, inspirierte ihn für seine Idee des „All-in-one-Package“, einer Mitgliedschaft, die unterschiedliche Sportarten an verschiedenen Orten zwischen Harz und Heide – und darüber hinaus – umfasst. Mittlerweile kann movearound auch Sportpartner in Leipzig, Halle, Magdeburg, Kassel und Hannover vorweisen. Die meisten aber sind in der Region Braunschweig-Wolfsburg zu finden. „Ich würde das Ganze gern national ausrollen“, stellt Böhm klar. „Dafür braucht es aber Kapital oder Investoren und das entsprechende Personal.“ Derzeit weiß er nur eine festangestellte Mitarbeiterin an seiner Seite.
© Christoph Matthies
Als Böhm im Oktober 2019 die movearound GmbH gründete, schien einer Erfolgsgeschichte nichts im Wege zu stehen. Die NBank förderte ihn für acht Monate, mit der Finanzspritze konnte beispielsweise die App entwickelt werden. Mit dem Trafo Hub hatte er zudem die perfekte Heimat für sein Start-up gefunden. „Hier findest du alles, was du brauchst“, schwärmt er vom Networking-Vorteil des Co-Working-Space in der Braunschweiger Sophienstraße. Am 1. März 2020 legte mit dem IT-Mittelständler Netzlink dann auch schon der erste movearound-Kunde los – doch drei Wochen später trat der erste Corona-Lockdown in Kraft, und der Aufwärtstrend stoppte abrupt. „Plötzlich gab es keinen Markt mehr dafür, es herrschte viel Unsicherheit“, sagt der Gründer rückblickend und ergänzt: „Das war wohl eines der krassesten Learnings, die man als Gründer haben kann.“
Große Nachfrage und wachsender Kundenstamm
Doch das Pandemie-Timeout ist Geschichte, längst geht es bei movearound wieder voran. Rund zwei Dutzend Unternehmen zählt er mittlerweile zu seinen Kunden, darunter den Zwei-Mann-Handwerksbetrieb ebenso wie die Öffentliche Versicherung Braunschweig, die vor kurzem erst, im April 2023, die movearound-Membership an den Start brachte. Vor allem kleine und mittelständische Betriebe hat Böhm als Kunden im Visier. Das größte Unternehmen mit movearound-Sportabo ist seit September 2022 das Städtische Klinikum Braunschweig mit seinen rund 4700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Der Gründer glaubt, dass seinem Start-up nun eine Phase des gesunden und nachhaltigen Wachstums bevorstehe. „Die Nachfrage ist da, gefühlt jedes Unternehmen beschäftigt sich mit dem Thema Mitarbeiter-Benefits“, schildert er seine Erfahrungen. Auch deshalb sieht er sich derzeit nach personeller Verstärkung um, die dabei helfen soll, einerseits neue Sport- und Fitnesspartner an Bord zu holen und auf der anderen Seite Unternehmen als Neukunden zu gewinnen. „Der strategische Vertrieb fängt bei uns jetzt erst richtig an“, betont Roman Böhm voller Tatendrang. Jetzt soll sich auszahlen, dass er, Sportler, der er nun mal ist, die Flinte nicht ins Korn warf, als es ganz schwierig wurde. Von Verdruss ist nach der langen Durststrecke jedenfalls nichts zu spüren.
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