Zukunftsstandort Salzgitter – Turbo der niedersächsischen Energiewende

Podiumsdiskussion der IHK Braunschweig beim Energieversorger Avacon

In Salzgitter soll jetzt der Turbo gezündet werden – für einen starken, klimaneutralen Wirtschaftsstandort. Wie das gelingen kann, diskutierten auf Einladung des Industrieausschusses der IHK Braunschweig am Abend des 1. März Vertreter aus Politik und Wirtschaft unter dem Titel „Zukunftsstandort Salzgitter – Turbo der niedersächsischen Energiewende“ vor rund fünfzig geladenen Unternehmerinnen und Unternehmern unterschiedlicher Branchen aus der Region beim Energieversorger Avacon.
An der Podiumsdiskussion beteiligten sich neben Ulrich Grethe, Vorsitzender der Geschäftsführung Salzgitter Flachstahl GmbH, Marten Bunnemann, Vorsitzender des Vorstands der Avacon AG, Sven Streiff, Vorsitzender des IHK-Industrieausschusses und Geschäftsführer der Streiff und Helmold GmbH, auch Christoph Bratmann, Landtagsabgeordneter und wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag, Dr. Ulrike Witt, Leiterin des Amtes für regionale Landesentwicklung Braunschweig, und Salzgitters Wirtschaftsdezernent Jan Erik Bohling.
Mitinitiator der Diskussionsrunde und Vorsitzender des IHK-Industrieausschusses Sven Streiff erläutert den Hintergrund der Veranstaltung: „Die aktuelle Energiekrise zeigt uns, welche Auswirkungen Abhängigkeiten auf energieintensive Unternehmen haben können. Für die Sicherung unseres starken Industrie- und Wirtschaftsstandorts benötigen wir langfristige Preisstabilität und Planungssicherheit. Dies können wir insbesondere dadurch erreichen, dass wir unsere Abhängigkeiten von externen Energieressourcen reduzieren, indem wir eigene Versorgungskapazitäten aufbauen.“

Wasserstoff ist ein wichtiger Energieträger der Zukunft

Einen wesentlichen Beitrag für eine sichere und gleichzeitig klimaneutrale Energieversorgung kann nach Auffassung der Diskussionsteilnehmer der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Niedersachsen leisten, der perspektivisch mittels Elektrolyse aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, sogenannter grüner Wasserstoff.
Für Wasserstoff kommen vor allem Anwendungsfelder infrage, die nicht direkt auf erneuerbaren Strom umgestellt werden können, wie zum Beispiel die Chemie- und Stahlindustrie, aber auch den Schiffs- und Flugverkehr. Vor dem Hintergrund der ab 2026 verpflichtend umzusetzenden kommunalen Wärmewende kann Wasserstoff außerdem zur klimaneutralen Versorgung des energieintensiven Gebäudesektors beitragen. Damit übernimmt Wasserstoff eine Schlüsselfunktion in der Energiewende.

Salzgitter ist der ideale Standort für die Wasserstoffwirtschaft

„Auch wenn die Entwicklung einer grünen Wasserstoffwirtschaft ein mehrere Jahrzehnte andauernder Transformationsprozess sein wird, ist es wichtig, die hierfür notwendigen Technologien jetzt auf den Weg zu bringen“, betont Marten Bunnemann, IHK-Vollversammlungsmitglied und Vorstandsvorsitzender der Avacon AG. Großes Entwicklungspotenzial für den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft am Industriestandort Salzgitter sieht auch der Wirtschaftsdezernent von Salzgitter Jan Erik Bohling: „In Salzgitter finden wir ideale Voraussetzungen vor, um Erneuerbare Energien und Wasserstofferzeugung sektorübergreifend aber regional zu denken. Hier vor Ort gelingt uns gemeinsam mit Partnern aus Politik und Wirtschaft der Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft durch regionale Insellösungen, die sich zunehmend zu einem Gesamtsystem verbinden lassen werden.“
Mit dem Wasserstoff-Campus in Salzgitter wurde eine zentrale Plattform geschaffen, um die verschiedenen Akteure und Netzwerke in der Region bestmöglich und effizient zu bündeln und hier weitere Synergien zu schaffen und gemeinsam an dem Ziel nachhaltig-ökologischer Wasserstofftechnologien und dem verringerten CO2-Ausstoß in der Wirtschaft zu arbeiten.
Dass der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in Salzgitter längst keine Zukunftsmusik, sondern bereits gelebte Realität ist, zeigt das im letzten Jahr gestartete Innovationsprojekt „Windwasserstoff Salzgitter“: Die Salzgitter AG, der Wasserstofflieferant Linde und der Energieversorger Avacon haben im vergangenen Jahr den Betrieb einer industriellen Wasserstoffproduktion auf Basis von Strom aus Windkraft gestartet und sind damit einen wichtigen Schritt auf dem Weg in die Dekarbonisierung der Stahlindustrie gegangen.

Planungssicherheit und geeignete Investitionsbedingungen erforderlich

„Um diesen Weg weitergehen zu können, benötigen die Unternehmen neben politischer Unterstützung Planungssicherheit und die passenden Investitionsbedingungen. Dazu gehört ein einfaches, technologieoffenes Regelwerk, das innovative Unternehmen zu Akteuren der Energiewende macht“, sagte Sven Streiff. Einig waren sich zudem alle darin, dass ausreichend personelle Ressourcen und die weitere Digitalisierung von Prozessen auf Behördenseite erforderlich seien, um die Generationenaufgabe der Transformation zu einer klimaneutralen Gesellschaft erfolgreich stemmen zu können.
Stand: 02.03.2023