03.11.2022
Konjunktur kühlt sich ab
Region Bodensee-Oberschwaben:
Energiekrise, Materialengpässe, weltweite Unsicherheiten: Mittlerweile schlagen sich diese Einflüsse auf die Wirtschaftslage in der Region Bodensee-Oberschwaben nieder. Die aktuelle Geschäftslage liegt trotz Verschlechterung gegenüber dem Frühjahr noch auf einem vergleichsweise guten Niveau, die Erwartungen dagegen brechen deutlich ein.
Energiekrise, Materialengpässe, weltweite Unsicherheiten: Mittlerweile schlagen sich diese Einflüsse auf die Wirtschaftslage in der Region Bodensee-Oberschwaben nieder. Die aktuelle Geschäftslage liegt trotz Verschlechterung gegenüber dem Frühjahr noch auf einem vergleichsweise guten Niveau, die Erwartungen dagegen brechen deutlich ein.
„Die Abkühlung kommt nicht überraschend, aber die Wirtschaftslage ist aktuell trotz allem noch stabil“, so Martin Buck, Präsident der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK), zu den Ergebnissen der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage*. Diese wurde von Ende September bis Mitte Oktober dieses Jahres durchgeführt.
Die Folgen des Krieges in der Ukraine bremsen die Erholung der Wirtschaft nach der Coronakrise demnach merklich aus. Die Umsätze der regionalen Unternehmen haben in den vergangen Monaten nachgegeben, was auch die Ertragslage drückt. Immerhin noch 42 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als gut, im Frühjahr waren das allerdings noch 55 Prozent. Weitere 50 Prozent sind zufrieden, acht Prozent beurteilen ihre Geschäftslage als schlecht – dies sind sogar etwas weniger als im Frühjahr. Dieser noch immer recht ordentlichen aktuellen Geschäftslage steht allerdings eine ungewisse Zukunft gegenüber: In diese blicken die Unternehmen überwiegend sorgenvoll und skeptisch.
„Bei den Risiken für die zukünftige Geschäftsentwicklung nehmen die Energiepreise existenzbedrohende Ausmaße an. Das gilt nicht mehr nur für die energieintensive Industrie, sondern für die ganze Breite der Wirtschaft“, so Buck. „Die von der Bundesregierung angekündigten Preisbremsen und Unterstützungsmaßnahmen sind deshalb ein wichtiges Signal, um mit den enormen wirtschaftlichen Belastungen umzugehen. Ohne Energie kann keine Wirtschaft laufen. Deshalb müssen wir alles daransetzen, das Energieangebot weiter zu steigern.“
Neben den erdrückenden Energiepreisen machen den Unternehmen weiterhin die hohen Preise für Rohstoffe zu schaffen. Auch die Nachfrage aus dem Inland wurde aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der hohen Inflationsrate zu einem weiteren Risikofaktor für die Unternehmen.
Lage gegenüber Frühjahr weiter verschlechtert
Die Erwartungen der regionalen Unternehmen waren schon im Frühjahr deutlich eingetrübt. Angesichts der großen Kostenbelastungen und stark einknickender Auftragseingänge stürzen sie jetzt regelrecht ab. Nur noch 15 Prozent der Unternehmen sind zuversichtlich, dass sich ihre Geschäftslage in den nächsten Monaten verbessern wird, 45 Prozent vermuten, die Geschäftslage würde gleich bleiben. 40 Prozent der Unternehmen jedoch rechnen mit einer Verschlechterung der eigenen Geschäftsentwicklung. Auch die Exportaussichten können die weitere Entwicklung nicht stützen.
Angesichts dieser negativen Vorzeichen werden die Investitionspläne zurückgefahren. Investitionsgründe bleiben Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und im Bereich der Digitalisierung. Maßnahmen zur Kapazitätserweiterung werden zurückgestellt. Ebenso fallen die Beschäftigungspläne zurückhaltender aus: Noch 18 Prozent der regionalen Unternehmen suchen weiteres Personal, 23 Prozent rechnen mit einem Rückgang der Beschäftigtenzahl. Die große Mehrheit, 58 Prozent, will ihren Personalbestand jedoch beibehalten. Der Beschäftigungsaufbau wird sich damit zwar verlangsamen, mit einem Rückgang der Beschäftigtenzahlen ist aber zunächst nicht zu rechnen, so die Einschätzung der IHK. Denn trotz des sich abschwächenden Konjunkturverlaufs ist der Fachkräftemangel mit 63 Prozent der Nennungen Geschäftsrisiko Nummer 2 über alle Branchen hinweg. „Das Halten unserer Fachkräfte sowie die Mobilisierung weiterer Potenziale sind unverändert von größter Wichtigkeit. Wir werden daher weiterhin entsprechende Maßnahmen durchführen, besonders zur Gewinnung von Auszubildenden. Dazu zählt beispielsweise die Aktion Sommer der Berufsausbildung oder die Gewinnung von Auszubildenden aus der Türkei“, so IHK-Präsident Buck abschließend.
Hintergrund-Info:
*An der Konjunkturumfrage „Herbst 2022“ haben sich 244 Unternehmen aus der Region Bodensee-Oberschwaben beteiligt. Die Befragung fand vom 26. September bis 14. Oktober 2022 statt. Bei der IHK-Konjunkturumfrage werden Unternehmen einerseits zu ihrer aktuellen Geschäftslage und der Entwicklung von Umsatz und Ertrag in den vergangenen vier Monaten befragt. Nach den Fragen zum Ist-Zustand der Unternehmen werden Fragen zur Einschätzung über die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten gestellt. Indikatoren für die Zukunft sind zum Beispiel die allgemeinen Erwartungen, die Auftragseingänge, die Umsatzerwartungen oder insbesondere in der Industrie die Exporterwartungen. Wichtige weitere Indikatoren für die Zukunft sind die Investitions- und Beschäftigungspläne der Unternehmen, die ebenfalls abgefragt werden. Die IHK-Konjunkturberichterstattung beginnt in der Regel mit der Beschreibung der aktuellen Lage und führt dann zu den Erwartungen und Plänen der Unternehmen in der Zukunft.
Medieninformation Nr. 125/2022