Wichtige Impulse beim IHK-Wirtschaftsempfang in Bochum

500 Gäste, eindringliche Appelle und festliche Stimmung: Das war der Wirtschaftsempfang 2025 der IHK Mittleres Ruhrgebiet im Bochumer Showpalast „Rouge“. Gastredner des Abends war Prof. Dr. Carlo Masala. Der renommierte Politikwissenschaftler und Sicherheitsexperte beleuchtete in seinem Vortrag die aktuelle weltpolitische Lage vor dem Hintergrund der US-Wahl, des Ukraine-Kriegs und einer Zeit neuer politischer Bündnisse.
Masala ging in seiner Rede vor allem auf die veränderte geopolitische und weltwirtschaftliche Lage ein. Sein eindringlicher Appell: „Wir müssen Europa als Innovations- und Produktionsraum wiederentdecken.“ Viel zu lange habe man sich darauf verlassen, wichtige Waren aus China und anderen Ländern zu beziehen, habe Produktionskapazitäten für Medikamente und andere Verbrauchsgüter abgebaut und verlagert. Mit der zunehmend protektionistisch agierenden Haltung der Weltmächte China und USA werde es umso wichtiger, gegenzusteuern und die Stärke des europäischen Wirtschaftsstandortes wiederzuentdecken. „Es muss einfacher und günstiger werden, in Europa zu produzieren“, so Masala.
Billiges Gas, chinesischer Exportmarkt, US-amerikanischer Schutz: Diese drei Garanten des wirtschaftlichen Erfolgs in Deutschland werde es so nicht mehr geben, sagte Sicherheitsexperte Masala. Die internationale Ordnung stehe vor massiven Umwälzungen. Umso erstaunlicher sei es, dass der aktuelle Bundestagswahlkampf diese Veränderungen kaum thematisiere. „Wie erhalten wir unseren Wohlstand? Wie positionieren wir uns in diesem neuen internationalen System? Darauf muss die neue Bundesregierung eine Antwort haben“, so Masala. „Wir werden in einer Welt leben, in der Krisen miteinander verknüpft werdensich gegenseitig beeinflussen.“ Politik müsse deshalb immer wieder neu abwägen und sich entsprechend ausrichten.
"Mit den Erfahrungen der Vergangenheit können wir immer weniger die Probleme der Zukunft lösen."
Auch Philipp Böhme, Präsident der IHK Mittleres Ruhrgebiet, richtete seinen Blick sorgenvoll auf die Zukunft: „Wir leben in einer Zeit der Polykrisen, die auf unsere politischen und gesellschaftlichen Systeme einwirken. Mit den Erfahrungen der Vergangenheit können wir immer weniger die Probleme der Zukunft lösen.“ Böhme betonte: „Wir brauchen eine ganz neue Flexibilität und Offenheit, gleichzeitig Entschlossenheit und Zuversicht, um als Wirtschaft sicher durch diese Zeit zu navigieren.“ Böhme wünscht sich für die Zukunft mehr Respekt und Dialog in politischen Diskussionen. „Wir müssen wieder weg von einem Schlagabtausch der Meinungen, wie wir ihn auf Social Media erleben.“
Politik müsse Antworten finden auf zahlreiche Fragen: „Wie geht bezahlbare und verträgliche Klima- und Umweltpolitik? Wie erhalten wir ein geeintes und gestärktes Europa? Wie stellen wir innere und äußere Sicherheit in unserem Land wieder her?“ Am Ende seiner Rede gab sich IHK-Präsident Böhme trotzdem zuversichtlich: „Die Herausforderungen sind groß. Aber wissen Sie, was größer ist? Unser Potenzial.“ Das Mittlere Ruhrgebiet sei nie eine Region des Abwartens. „Hier wird gehandelt.“