Das Welcome Office Bochum ist erfolgreich angelaufen

Das Welcome Office Bochum ist erfolgreich angelaufen: Über 400 Beratungsgespräche haben IHK-Anerkennungsberater Frank Chuchrak und seine Kolleg:innen seit der Eröffnung am 31. März schon führen können.
Von Sven Frohwein
In den kommenden Jahren werden Hunderttausende Babyboomer in Rente gehen, und es fehlt der Nachwuchs, diese Lücken zu schließen. Ohne Arbeits- und Fachkräfte aus dem Ausland wird der demografische Wandel unsere Wirtschaft mit voller Wucht treffen. Deutschland ist ein Einwanderungsland, doch von Willkommenskultur ist vielerorts wenig zu spüren. Bochum hält dagegen: Seit dem 31. März 2025 gibt es in der Stadt das Welcome Office Bochum. Das Gemeinschaftsprojekt der Stadt Bochum, der Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet, der Handwerkskammer Dortmund und der Arbeitsagentur Bochum bietet Menschen aus dem Ausland, die in der Stadt leben und arbeiten möchten, die Möglichkeit, alle nötigen Amtsgänge auf unkomplizierte Art zu erledigen. Und dank der IHK bekommen sie bei der Anerkennung beruflicher Qualifikationen schnelle Hilfe.
„Eine solche Einrichtung ist vorbildlich. Dank des Welcome Office können wir die von uns ausgewählten Bewerber:innen viel schneller bei uns in Arbeit bringen.“
Jeden Mittwoch wird das Welcome Office zum One-Stop-Shop: Alle Dienstleistungen der Einrichtung können bei einem Termin abgearbeitet werden. Für arbeitssuchende Ausländer:innen bedeutet das: kein unnötiges Warten, keine weiteren Behördengänge – und damit eine deutliche Zeitersparnis. Der Service steht auch Unternehmen zur Verfügung, die Bewerber:innen aus dem Ausland schnell in Arbeit bringen möchten. So wie Alexander Wilker, ­Abteilungsleiter Ausbildungsmanagement beim Evangelischen Verbund Augusta Ruhr. Der Träger zahlreicher ­Gesundheitseinrichtungen mit Sitz in Herne ­bildet Krankenpfleger:innen z. B. aus Indien aus. ­Wilker weiß die Vorteile des Welcome Office zu ­schätzen: „Eine solche Einrichtung ist vorbildlich. Dank des Welcome Office können wir die von uns ausgewählten Bewerber:innen viel schneller bei uns in Arbeit bringen.“ Wilker würde sich eine ­solche Einrichtung auch in Herne und anderen Ruhrgebietsstädten wünschen: „In anderen Städten muss ich mehrere Termine machen, mehrere Tage investieren; hier bekomme ich alles bei einem Termin vor Ort erledigt.“
„Wir haben hier schöne Übergangsmomente. Wir können schnell ins andere Büro, um Dinge auf dem kurzen Dienstweg zu klären.“
Für Dominik Kluba, den Leiter des Welcome Office, sind Statements wie dieses ein Beweis dafür, dass sich die ­Mühen der vergangenen Wochen und Monate gelohnt ­haben. Der Bedarf ist da: Allein in Bochum sind laut aktuellen ­Zahlen der Bundesagentur für Arbeit 30.000 ­Arbeitsplätze unbesetzt. Die 400 Beratungsgespräche, die Kluba und seine Kolleg:innen seit der Eröffnung geführt haben, sind trotzdem ein Erfolg. Zahlreiche Ausländer:innen konnten in Arbeit gebracht werden – und das, „obwohl man für das Ausländerrecht in Deutschland eigentlich ein Jurastudium benötigt“, wie Martin Westerhoff von der Ausländerbehörde der Stadt Bochum scherzhaft anmerkt. Bürokratie werde in Deutschland noch immer großgeschrieben. Deshalb sei es so wichtig, „dass wir hier alle zusammensitzen“, so Westerhoff. Dominik Kluba ergänzt: „Wir haben hier schöne Übergangsmomente. Wir können schnell ins andere Büro, um Dinge auf dem kurzen Dienstweg zu klären.“
Keine langen Telefonate, keine schriftlichen Anfragen, ­deren Antworten Tage auf sich warten lassen: Der gute ­Anlauf des Welcome Office hat sich bereits herumgesprochen. „Wir ­erhalten mittlerweile zahlreiche Anfragen anderer Kommunen und Kreisverwaltungen. Sie möchten sich bei uns umschauen und vor Ort erfahren, wie wir das hier machen“, sagt Dominik Kluba. Doch das allein reiche nicht, meint Dr. ­Robin ­Köhler-Kelzenberg vom Arbeitgeberservice der Bochumer Agentur für Arbeit. „In den Unternehmen muss die Erkenntnis reifen, dass es ohne ­Arbeits- und Fachkräfte aus dem Ausland nicht geht.“
Und noch eine Hürde, die genommen werden muss: In Deutschland gibt es allein über 60 Stellen zur Anerkennung ausländischer Ausbildungs- und Berufsqualifikationen. Die richtige zu ­finden, könne da schon mal zum Hindernislauf werden, weiß Frank ­Chuchrak, als neuer Anerkennungsberater der IHK Mittleres Ruhrgebiet fester Bestandteil des ­Welcome-Office-Teams. „Eine schnelle Anerkennung ist auch eine Form der ­Willkommenskultur. Für uns ist es deshalb ­besonders wichtig, dass wir den Menschen zügig helfen können.“
Auch Dieter Decker von der JNW Cleaning Solutions GmbH kann das bestätigen. Das Maschinenbauunternehmen aus Bochum wollte einen Ghanaer, mit dem Decker seit Jahren ­vertrauensvoll auf Baustellen in Katar zusammenarbeitet, nach Deutschland ­holen. „Es hat ein gutes halbes Jahr gedauert, dann war unser Mann hier.“ Ohne das Welcome Office, davon ist Decker überzeugt, hätte das deutlich länger gedauert.