Vorhang auf für die Nachfolge
Im Jahr 2023 übernahm Marvin Boettcher den Mondpalast von Wanne-Eickel. 2025 erhielt er dafür den Nachfolgepreis.NRW in der Kategorie „Kreativwirtschaft“.
Strahlender Gewinner: Marvin Boettcher leitet seit 2023 den Mondpalast in Wanne-Eickel
Von Anna Kalweit
Marvin Boettcher bringt nichts so schnell aus der Ruhe. Als der Theaterdirektor davon erfuhr, dass er von IHK NRW und der Bürgschaftsbank NRW mit dem Nachfolgepreis.NRW ausgezeichnet wird, kam ihm dann doch eine Träne. „Das war ein Moment der Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein“, erinnert sich Boettcher an das Telefonat im August. Dieser Weg begann bereits vor 16 Jahren. 2009 machte Boettcher erstmals Station in Wanne-Eickel. Mit gerade einmal 22 Jahren baute er die Kammerspielchen auf - sozusagen den Mini-Ableger des Mondpalastes. Doch für Studium und Beruf zog es ihn zunächst nach Hamburg und Dortmund. Der Kontakt zum damaligen Mondpalast-Inhaber Christian Stratmann brach nie ab. 2022 bot ihm Stratmann schließlich den Kauf des Theaters an.
„Selbstständig zu arbeiten und anderen ein berufliches Zuhause zu geben, konnte ich mir schon immer vorstellen. Mit Wanne-Eickel habe ich dann doch nicht gerechnet“, sagt Marvin Boettcher lachend. „Umso schöner, dass es doch so gekommen ist.“ Unterstützung beim Übergabeprozess erhielt Boettcher durch seinen Steuerberater, die Sparkasse Herne sowie die Förderberatung der IHK und der NRW.BANK. Ein gutes Jahr dauerte es, bis der Kaufvertrag unter Dach und Fach war. Eine lange Zeit für den tatendurstigen Theaterdirektor, der im Mondpalast vieles anpacken wollte.
Nach 20 Jahren führt Marvin Boettcher den Mondpalast in eine neue Ära
„Es gab ein paar Trends, denen wir entgegensteuern mussten“, erzählt Boettcher. So wurden beispielsweise der Betrieb der Tickethotline zugunsten der Online-Buchung heruntergefahren oder neue Formate auf der Bühne ausprobiert. Die Herausforderung dabei: die langgedienten Mitarbeitenden bei diesem Prozess des Wandels mitzunehmen. Das ist Marvin Boettcher gelungen: Alle Mitarbeitenden sind dem Unternehmen treu geblieben. Rückblickend ist er stolz darauf, dass ihm sowohl sein Team als auch die Gäste seines Volkstheaters die Treue gehalten haben. „Es ist toll, wie alle bei den Veränderungen mitgehen und diese annehmen.“ Seit letztem Jahr gebe es auch einen offiziellen Mondpalast-Fanclub.
Rosig war in den vergangenen zwei Jahren aber nicht alles. Die Schließung des RevuePalastes, seines zweiten Theaters, auf Zeche Ewald in Herten war für Boettcher ein Dämpfer. In dieser Phase fragte er sich oft, ob er mit der Nachfolge die richtige Entscheidung getroffen habe. „Aber am Ende des Tages bin ich dickköpfig und habe mich nicht davon unterkriegen lassen.“ Die Entscheidung, den RevuePalast an alter Stelle zu schließen und etwas Neues zu suchen, hat sich als goldrichtig erwiesen: Für nächstes Jahr ist die Neueröffnung im Herner Gysenbergpark geplant. Nach der medienwirksamen Übergabe der Baugenehmigung durch Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda stand Marvin Boettchers Handy nicht mehr still. „Dieser Zuspruch fühlt sich sehr gut an.“ Und was würde er denen raten, die auch mit dem Gedanken spielen, ein Unternehmen zu übernehmen? „Einfach machen – du hast nichts zu verlieren. Ich möchte mir niemals in der Rückschau meines Lebens die Frage stellen: ‚Was wäre, wenn du es getan hättest?‘.“ Auch wenn es sich manchmal so anfühle, sei man als Übernehmer nicht allein. Mitarbeitende, Gäste, Banken – alle haben ein Interesse, dass die Übernahme gelänge. Marvin Boettchers Weg ist das beste Beispiel dafür.
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