„Farshad ist ein absoluter Glücksgriff“

Auf der Suche nach Fachkräften halten sich viele Unternehmen noch zurück, Bewerber:innen aus dem Ausland ins Auge zu fassen. Der IT-Berater R.iT aus Bochum hat’s gewagt – und gewonnen. Unterstützung erhielt er dabei unter anderem von der Willkommenslotsin der IHK Mittleres Ruhrgebiet.
Von Sven Frohwein
Es klingt wie ein Ritterschlag. „Farshad ist ein absoluter Glücksgriff. Er brennt für den Job und die IT. Und er hat eine absolut überzeugende und seriöse Bewerbung abgeliefert.“ Das sagt Markus Rüping, Prokurist und Abteilungsleiter beim Bochumer IT-­Berater R.iT. Farshad Mahmoudi ist der erste Auszubildende des Unternehmens, der sich aus dem Ausland auf eine Ausbildungsstelle ­beworben hat. Der 24-Jährige ist seit Ende August vergangenen Jahres in Deutschland und trat seine Azubi-Stelle zum Fachinformatiker für Systemintegration am 1. September an. Wenn er von seinem Bewerbungsprozess erzählt, klingt es so, als hätte er sich nie etwas anderes gewünscht.
Drei Jahre lang hatte der junge Iraner sein Ziel fest im Blick: nach Deutschland kommen. Er hat Deutsch gebüffelt, sich in zahlreichen Internetforen über das Auswanderungsland seiner Wahl informiert, alle nötigen Anträge zusammengetragen und über die Zeit 50 Bewerbungen geschrieben. Und er ist sich sicher: „Viele Unternehmen haben abgesagt, weil sie bislang niemanden aus dem Ausland eingestellt haben.“ Farshad Mahmoudi sagt das in sehr gutem Deutsch, nur manchmal schleicht sich eine englische ­Vokabel ein, oder es fehlt ein deutsches Wort.
„Der bürokratische Aufwand ist nicht nur für die potenziellen Arbeitskräfte immens, auch unser Unternehmen war damit anfangs überfordert.“
Markus Rüping stimmt zu: „Der bürokratische Aufwand ist nicht nur für die potenziellen Arbeitskräfte immens, auch unser Unternehmen war damit anfangs überfordert.“ Anerkennung von Abschlüssen, Beantragung einer Aufenthaltsgenehmigung, Nachweis der Sprachkenntnisse – all das müssen Bewerber:innen auf den Weg bringen, bevor sie ­einen Fuß auf deutschen Boden setzen dürfen. Und gerade für kleinere Unternehmen ohne große Personalabteilung sind die Hürden auch nicht klein. „Deshalb scheuen viele Betriebe diesen Schritt“, sagt ­Malak El-Chkief, Willkommenslotsin der IHK Mittleres Ruhrgebiet. Sie half R.iT und Farshad Mahmoudi im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderten Projektes dabei, zusammenzukommen. „Ich habe Unternehmen dabei unterstützt, die Anträge auszufüllen, mit den nötigen Ämtern gesprochen und Termine klargemacht. Das geht dann etwas schneller“, sagt El-Chkief. Sie begleitet das Unternehmen und Farshad noch immer.
Der Job der Willkommenslotsin ist für die Unternehmen, die ihre Dienstleistung in Anspruch genommen haben, ein ­Segen. Und er kann den Unternehmer:innen und Personalabteilungen die Angst davor nehmen, ausländische ­Arbeits- und Fachkräfte einzustellen. Der Bedarf ist da: ­Allein im Bereich der IT-Wirtschaft sind laut Branchenverband ­Bitkom aktuell fast 150.000 Stellen unbesetzt – und die ­Situation wird sich weiter verschärfen. Mit Blick auf den gesamten ­Arbeitsmarkt in Deutschland sieht die ­Situation noch ­bedrohlicher aus. Geht die Generation der sogenannten ­Babyboomer in den kommenden Jahren in den Ruhestand, fehlen laut Bundesagentur für Arbeit pro Jahr 400.000 ­Arbeitskräfte, um den aktuellen Stand zu halten. Malak El-Chkief, die vor einem Dreivierteljahr ihre Arbeit bei der IHK Mittleres Ruhrgebiet aufgenommen hat, baut aktuell eine Datenbank auf, in der sie an ausländischen Fachkräften interessierte Unternehmen und mögliche Job-Kandidat:innen auflistet. „Im Moment betreuen wir in zwei Branchen sehr stark: in der Gastronomie und in der IT. Hier gibt es den größten Bedarf an Fachkräften“, sagt El-Chkief. Ihr Service: Sie führt das Erstgespräch mit potenziellen Bewerber:innen und trifft eine Vorauswahl. Erst dann kommt das suchende Unternehmen ins Spiel. „So ersparen sich die Firmen schon zu Beginn eine Menge Arbeit.“
„Wir würden gern noch viel mehr Menschen in Ausbildung bringen.“
Die scheut R.iT allerdings nicht. „Wir würden gern noch viel mehr Menschen in Ausbildung bringen“, sagt Markus Rüping, denn: „Wir bilden aus Überzeugung aus - da ist die Passung dann einfach deutlich größer!“ R.iT hat sein Karriereportal völlig neu aufgestellt – „und auch auf junge Menschen ausgerichtet, die mit dem Gedanken spielen, nach Deutschland zu kommen“, so Rüping. „Personal ist der größte Hebel, den wir haben, um unsere Dienstleistung zu erbringen!“ Die Ausrichtung auf das Ausland sei angesichts des größer werdenden Fachkräftemangels alternativlos. „Nur so können wir die ­Zukunft unseres Unternehmens auch dauerhaft sicherstellen“, ist Rüping überzeugt.
Und Farshad Mahmoudi? Ist sehr glücklich in seinem neuen Job: „Ich wurde hier herzlich willkommen geheißen und war von Anfang an Teil des Teams. Ich würde mich wieder so entscheiden.“
Mehr Infos zum Unternehmen: www.rit.de