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Psychische Krisen: Hilfe für Azubis
Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und Sucht gehören zu den häufigsten Ursachen von Fehltagen. Das betrifft auch Auszubildende. Die psychologische Psychotherapeutin Brigitte Druschke hilft Ausbilder:innen, mit solchen Krankheitsbildern gut umzugehen, und bietet dazu ein Seminar im KompetenzWerk an.
Das Gespräch führte Christina Kiesewetter
© info@spitzlicht.de
Als Psychologin bieten Sie Gesundheitsförderung und Personalentwicklung in Unternehmen an. Für die IHK haben Sie einen Kurs speziell für den Umgang mit psychischen Erkrankungen bei Azubis konzipiert. Warum sollten Ausbilder:innen daran teilnehmen?
Die Vorstellung, dass unsere Berufseinsteiger gesund und leistungsbereit ihre Ausbildung beginnen und durchlaufen, erweist sich immer mehr als Utopie. Wieso? Die junge Generation wächst mit vielen Krisen auf; außerdem hat ihr die Corona-Pandemie wichtige Lernerfahrungen genommen, und so stellt sie ganz andere Sinnfragen an das Berufsleben. Da ist immer ein intensiver Austausch zwischen Azubi und Ausbilder gefragt, und der braucht Offenheit von beiden Seiten. Aber manchmal, wenn psychische Erkrankungen hinzukommen, hilft ein Gespräch allein nicht weiter. Da braucht es anderes Handwerkszeug und Fachwissen, um unterstützend und präventiv tätig sein zu können.
Was bekommen Ausbilder:innen in Ihrem Seminar an die Hand?
Gemeinsam schauen wir uns drei Schritte an. Zuerst fragen wir uns: Wie erkenne ich eine psychische Störung? Welche Anzeichen gibt es? Danach konzentrieren wir uns darauf, wie ein Gespräch bei psychischen Erkrankungen am besten geführt wird. Und im dritten Schritt richten wir den Blick nach vorn: Was kann man tun, um die Gesundheit des Azubis zu fördern? Welche Hilfen braucht es und wann hole ich Profis dazu? Es bleibt aber nicht bei der theoretischen Abhandlung dessen, ganz im Gegenteil. Wir machen immer wieder praxisnahe Übungen, damit das Seminar auch nachhaltig wirkt.
Sicherlich sagen Ihnen einige Ausbilder:innen, dass psychische Krisen bei Azubis nicht ihr Thema sind, oder?
Ja, das höre ich öfter und dann sage ich jedes Mal entschieden: Doch! Das ist Ihr Thema. Studien zeigen, dass jeder fünfte Mensch unter 18 Jahren Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen hat. Bei Azubis äußert sich das häufig über mehrere kürzere Fehlzeiten und nicht über eine längere Phase am Stück. Dadurch kommen die jungen Menschen schlechter im Betrieb an, sind verunsichert oder brechen ihre Ausbildung sogar ab. Viele Symptome betreffen auch unmittelbar die Arbeitsleistung, wie etwa Konzentrationsschwäche. Wenn sie allerdings frühzeitig Unterstützung bekommen, können sie Resilienz entwickeln und auf sich achten. Und wenn Azubis diese Erfahrung machen, haben Ausbilder:innen eine zuverlässige künftige Fachkraft für das Unternehmen gewonnen.
Kontakt
Leonie Schneider