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Neues Leben in alter Feuerwache
Nachdem die Brandbekämpfer ihr altes Domizil in der Wittener Innenstadt geräumt hatten, machte sich eine Investorengemeinschaft an den Umbau der Alten Feuerwache. Das historische Gebäude ist jetzt eine Multi-Use-Immobilie, mit Büros, einer Tanzschule, einem Café und einer Schreinerwerkstatt. Und für die Stadt Witten ein echter Glücksgriff.
Unten Schreinerei und Café, oben Büros und Mehrzweckräume: die Alte Feuerwache Witten erstrahlt in neuem Glanz. Fotos: Holger Jakoby/IHK
Von einem Dornröschenschlaf kann in diesem Fall keine Rede sein. Stattdessen haben sich der alte Eigentümer und die Investorengemeinschaft im vergangenen Jahr die Klinke in die Hand gegeben. Die Rede ist von der Alten Feuerwache in Witten, zentral gelegen an der Hauptstraße, ein bisschen versteckt zwischen den Mietshäusern, die die zentrale Meile in der Innenstadt säumen.
„Als wir mitbekommen haben, dass die Stadt einen Investor für das historische Gebäude und das Gelände sucht, haben wir nicht lange gezögert und ein Angebot abgegeben“, sagt Henry Beierlorzer. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Gabriele Heidner und seinem Freund und Geschäftspartner Philip Asshauer erhielt der Wittener den Zuschlag, sanierte das einzigartige Ensemble und entwickelte es zu einem Ort für junges Wohnen, kooperatives Arbeiten, Freizeit und nachbarschaftliche Begegnung weiter. So, wie er es bereits für eine Stiftung in der KoFabrik in Bochum umgesetzt hatte, nur diesmal in privater Initiative.
Dort, wo früher die Wittener Feuerwehrautos auf ihren Einsatz warteten, ist Co-Investor Philip Asshauer mit seiner Schreinerei Holz&Raum eingezogen. Von den ehemals acht Rolltoren sind nur zwei geblieben. „Ziemlich praktisch“ sind die laut dem Schreiner, der seine Werkstatt im Erdgeschoss der ehemaligen Wache betreibt. Ansonsten dominiert viel Glas die Gebäudefront. Asshauer gefällt’s. „Wir fühlen uns richtig wohl mit so viel Licht.“ Und für die Besucher:innen des Areals sei es spannend zu sehen, wie hier gearbeitet werde.
Zögerte nicht lang, das einzigartige Ensemble in der Wittener Innenstadt zu entwickeln: Henry Beierlorzer.
Zurzeit lässt sich nur erahnen, wie das Café einmal aussehen soll. Draußen wird fleißig gearbeitet. „Wir bauen eine provisorische Terrasse für das Café“, sagt Philip Asshauer. Provisorisch? „Wir werden den Innenhof auch noch umgestalten“, ergänzt Henry Beierlorzer. Bis dahin soll auf dem Areal noch eine Menge geschehen. Auf der Freifläche vor der Alten Feuerwache soll ein kleines Studentenwohnheim mit 26 Plätzen entstehen; die alten Garagen am Rande des Hofes müssen dafür ebenfalls weichen. Ende 2026 soll dann alles fertig sein, die Stadt Witten wird den verbindenden öffentlichen Weg zu einem kleinen Quartiersplatz gestalten und die ersten Bewohner:innen sollen einziehen dürfen. Auch Hans Hierweck, Regionalbetreuer der IHK Mittleres Ruhrgebiet, gefällt die Idee hinter der Alten Feuerwache: „Die Wiederbelebung der Alten Feuerwache in Witten in ein perfektes Beispiel dafür, wie produzierendes Gewerbe und Dienstleistungen in der Innenstadt gestärkt werden können - und alter Immobilienbestand auf behutsame Weise umfunktioniert werden kann."
Bei der Führung durch die ehemalige Feuerwache stechen vor allem zwei Dinge ins Auge: Der Schlauchturm des Hauses blieb nahezu unberührt. Nur eine dicke Glasplatte trennt das Erdgeschoss von den restlichen Stockwerken, die großen Lamellen in den Fensterrahmen wurden an zwei Seiten gegen Glas getauscht. „Damit kommt tagsüber mehr Licht in den Turm, und nachts ist er auch in der Nachbarschaft gut sichtbar.“ Beierlorzer und Asshauer haben eine Lichtinstallation eingebaut, die den Ort, an dem früher die Feuerwehrschläuche zum Trocknen aufgehängt wurden, in der Dunkelheit illuminiert.
Co-Investor Philip Asshauer betreibt in der Alten Feuerwache seine Schreinerei.
Nur der alte Fußbodenbelag ist Echtholz gewichen. Und eine Gemeinschaftsküche haben die Investor:innen dem Bürogebäude spendiert. Denn die sorge für eine Stärkung des Miteinanders. „Hier können sich unsere Mieterinnen und Mieter austauschen. Und vielleicht ergibt sich daraus ja auch ein gemeinsames Projekt für das Quartier“, so Beierlorzer. Dieser Gemeinschaftsgedanke ist es, der Beierlorzer und Asshauer antreibt. Und der soll auch gefeiert werden, wenn am 10. Mai große Einweihungsparty ist. „Wir freuen uns schon darauf und laden alle Nachbarn dazu ein.“
Mehr Infos zum Projekt: www.altefeuerwache-witten.de