RuhrFaktor Mobilität 2022

Ein Blick in die Zukunft, auf die Gegenwart, in die Region und auf Europa: Der IHK-Experten-Talk RuhrFaktor Mobilität 2022 überwand zeitliche und räumliche Grenzen, um von Best Practices zu lernen und eigene Ideen zu erproben. 
Wo früher Kohle die Region antrieb, wird heute auf innovative Ideen und Lösungen gesetzt: Unter dem Förderturm des Deutschen Bergbau-Museums Bochum diskutierten Expert:innen aus Wirtschaft und Forschung, Vertreter der Städte im Kammerbezirk sowie Besucher:innen, was und wie sich das Ruhrgebiet der Zukunft mobilisiert – verkehrstechnisch und wirtschaftlich. 
Fakt ist: Die aktuell stark autozentrierte Mobilität in der Region verursacht ökologische, gesundheitliche und soziale Kosten. Wie die Gesellschaft in 30 Jahren nachhaltiger mobil sein könnte, analysierte Prof. Dr. Michael Roos, Lehrstuhlinhaber für Makroökonomik an der Ruhr-Universität Bochum, im Auftrag der IHK Mittleres Ruhrgebiet. Die Studie “Mobilität im Mittleren Ruhrgebiet 2050” (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 2465 KB) zeichnet drei mögliche Szenarien für die Zukunftsmobilität in der Region: die technologische, die humanistische und die graduelle Evolution. Mehr als Zukunftsmusik, denn Ziel der Studie ist, Politik, Verwaltung und der Gesellschaft Ansätze zur proaktiven Gestaltung der Mobilitätswende zu liefern. 

Praxisübungen als Anstoß für den Wandel


”Machen statt reden” ist auch das Prinzip der MobilitätsWerkstatt, die Christiane Auffermann, stellvertretende Hautgeschäftsführerin der IHK Mittleres Ruhrgebiet, im Zuge der Veranstaltung vorstellte. Die MobilitätsWerkstatt, ein Baustein des IHK-Arbeitsprogramms “Kurs Zukunft 2022-2026”, verfolgt den Ansatz, dass nachhaltiger Wandel durch Mitgestaltung der Stakeholder und Praxistests angestoßen wird – mit wirtschaftlichen Impulsen als Nebeneffekt. Wie könnte das aussehen? Zum Beispiel wie das Projekt “BundleUp”. Die stadt- und klimagerechte Letzte-Meile-Lösung vernetzt durch anbieterübergreifende Paketabholstationen Online- und stationären Handel. Die gebündelte Last-Mile-Logistik könnte so den Lieferverkehr reduzieren und die Innenstädte beleben. 

Europäische Vorbilder für die Region


Aber muss das Rad immer neu erfunden werden? “Nein”, findet Lukas Tomberg, wissenschaftlicher Mitarbeiter am RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung e.V. in Essen.  Ob Basel, Barcelona oder Paris – viele europäische Metropolen haben bereits Mobilitätsprojekte erfolgreich umgesetzt, die den Autoverkehr reduzieren und Füßgänger:innen wie Radfahrer:innen mehr Raum im Stadtbild einräumen. Best Practices, von denen sich die Region inspirieren lassen kann. 

Die Gartenstadt: Vorfahrt für den Radverkehr


Vorbildprojekte schafft das Mittlere Ruhrgebiet allerdings auch in den eigenen Reihen. Thorsten Rupp, Fachbereichsleiter Tiefbau und Verkehr, und Ulrich Syberg, Vorsitzender des Ausschusses für Planung und Stadtentwicklung, von der Stadt Herne stellten das Verkehrsprojekt in der Gartenstadt vor. Im Oktober 2022 eröffnete im Bezirk Eickel die erste Fahrradzone der Stadt. Heißt: Der Fahrradverkehr hat in dem 18 Straßen umfassenden Stadtteil Vorfahrt. Motorisiert dürfen nur Anlieger:innen in der Fahrradzone verkehren – und dann auch nur maximal mit Tempo 30. Vorerst läuft das Verkehrsexperiment ein Jahr. Bei Erfolg könnte die Gartenstadt zur Blaupause für weitere Fahrradzonen in Herne werden.