Handelsstudie 2024
Digitalisierung, Bürokratie und Fachkräftemangel belasten den Einzelhandel
Der deutsche Einzelhandel steht vor großen Herausforderungen: Technologische Veränderungen, Fachkräftemangel und umfangreiche bürokratische Vorschriften setzen die Branche zunehmend unter Druck. Dies belegt die aktuelle Handelsstudie 2024, die gemeinsam mit der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) durchgeführt wurde. In der Studie wurden Einzelhändler:innen unter anderem zu Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Cybersicherheit und Vertriebsstrategien befragt.
Digitale Vertriebskanäle auf dem Vormarsch
Ein zentrales Ergebnis: Das stationäre Ladengeschäft alleine verliert an Bedeutung. 58 Prozent der befragten Unternehmen setzen auf eine Multikanal-Strategie und kombinieren ihr stationäres Geschäft mit Online-Vertriebswegen. Besonders hoch ist dabei die Nutzung lokaler und regionaler Online-Marktplätze: 21 Prozent der Händler:innen im IHK-Gebiet sind dort bereits aktiv – deutlich mehr als in NRW (6 %) und bundesweit (4 %).
Große Hürden bei der Digitalisierung
Obwohl immer mehr Händler:innen digital aktiv werden, fühlt sich ein Drittel (33 %) der Befragten nicht ausreichend auf die Digitalisierung vorbereitet. Gründe dafür sind unter anderem fehlende zeitliche Ressourcen, hohe Investitionskosten und strenge Datenschutzbestimmungen. Entsprechend hoch ist der Bedarf an Weiterbildungsangeboten, beispielsweise zu digitalen Medien, Suchmaschinenmarketing (SEO/SEA) und Datenschutz.
Bürokratie als Wachstumsbremse
Neben dem Druck zur Digitalisierung stellt Bürokratie ein weiteres zentrales Problem dar: 82 % der befragten Unternehmen sehen in steigenden regulatorischen Anforderungen ein großes Hindernis für ihr Wachstum. Als größte bürokratische Belastungen gelten die Datenschutzverordnung (59 %), neue Kassenrichtlinien und Buchführungsgrundsätze (41 %) sowie das Verpackungsgesetz (38 %).
Fachkräftemangel und hohe Energiekosten
Zudem leidet der Einzelhandel unter dem anhaltenden Fachkräftemangel (51 %), steigenden Energiekosten (49 %) und einer sinkenden Passantenfrequenz (47 %). Diese Faktoren beeinträchtigen die Wettbewerbsfähigkeit im stationären Handel und erhöhen den Druck, sich zukunftsfähig aufzustellen.
Ausblick und Forderungen
Um den aktuellen Entwicklungen zu begegnen, fordert die Branche deutliche Vereinfachungen bei bürokratischen Prozessen und eine einheitliche Umsetzung europäischer Standards. Auch die „Digital Scouts“ und weitere Angebote der IHK helfen dabei, Unternehmen fit für die digitale Zukunft zu machen. Nur mit politischer Unterstützung und innovativen Lösungen kann der deutsche Einzelhandel langfristig wettbewerbsfähig bleiben.
Für eine gezielte Unterstützung bei den anstehenden Digitalisierungsschritten bietet die IHK mehrere Veranstaltungen an, die Händler:innen praxisnahe Einblicke und Lösungen für die Umsetzung in ihrem Betrieb vermitteln.
Die IHK Ruhr bietet mit Ihrer Webinar-Reihe Handelsimpulse Einblicke in die Digitalisierung und die Umsetzung neuster Verordnungen. Weitere Infos zu den Handelsimpulsen finden sie HIER.
Wichtige Zahlen aus der Umfrage auf einen Blick:
- 58 % der Unternehmen nutzen Multikanal-Strategien
- 33 % schätzen ihr Wissen über Digitalisierung als gering ein
- 82 % bewerten Bürokratie als großes Hindernis für ihr Wachstum
- Größte bürokratische Belastungen: Datenschutzverordnung (59 %), Kassenrichtlinie/Buchführungsgrundsätze (41 %) und Verpackungsgesetz (38 %)
- Geschäftslage geprägt von Fachkräftemangel (51 %), hohen Energiekosten (49 %) und sinkender Passantenfrequenz (47 %)