Nachhaltigkeit

Die Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) steht an einem Wendepunkt, an dem Nachhaltigkeit nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit und zunehmend eine rechtliche Anforderung darstellt. Basierend auf dem aktuellen Themendossier „Nachhaltigkeit in der Kultur- und Kreativwirtschaft" und dem Monitoringbericht 2024 zeigt sich, dass die Branche sowohl Vorreiter als auch Adressat nachhaltiger Transformation ist.

Die KKW als Motor für nachhaltige Transformation

Wirtschaftliche Bedeutung und Wachstumspotenzial

Die Kultur- und Kreativwirtschaft hat sich zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig entwickelt, der 2023 einen Umsatz von 204,6 Milliarden Euro erwirtschaftete und damit 2,2 Prozent des gesamten deutschen Umsatzvolumens ausmacht. Mit rund 2 Millionen Erwerbstätigen erreichte die Branche einen neuen Höchststand und zeigt mit einem Wachstum von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr ihre Resilienz nach der Corona-Pandemie.

Vorreiterrolle bei nachhaltigen Geschäftsmodellen

Viele Unternehmen der KKW verstehen sich bereits als Social Entrepreneurs und setzen durch verschiedene Motivationen nachhaltige Praktiken um. Die Branche zeichnet sich durch einen hohen Grad an Innovation, Kreativität und ästhetischen Werten aus, wodurch sie durch kreative und kulturelle Ausdrucksformen neue Möglichkeiten für Upcycling und Design for Recycling aufzeigt. Die KKW kann mit ihrer Innovationskraft und Flexibilität rasch auf neue ökologische Herausforderungen reagieren und effektive Lösungen entwickeln.

Die vier Dimensionen der Nachhaltigkeit in der KKW

Ökonomische Nachhaltigkeit

Die ökonomische Nachhaltigkeit beschreibt die Erhaltung aller notwendigen Bedingungen und Ressourcen für die Produktion von Dienstleistungen oder Waren. Für die KKW bedeutet dies die Schaffung stabiler Arbeitsplätze und die Förderung fairer Arbeitsbedingungen, was nicht nur wirtschaftliche Stabilität fördert, sondern auch ein positives Image bei Fachkräften, Kunden und Investoren schafft.

Ökologische Nachhaltigkeit

Die ökologische Dimension ist für die KKW von entscheidender Bedeutung, da sie sich direkt auf die Wahrnehmung kreativer Produkte und Dienstleistungen auswirkt. In einer Zeit, in der Verbraucher zunehmend auf den ökologischen Fußabdruck von Produkten achten, ist es unerlässlich, dass Kreativunternehmen umweltfreundliche Praktiken integrieren. Der Einsatz in dieser Dimension ist sehr häufig Voraussetzung für den Erhalt von Fördergeldern.

Soziale Nachhaltigkeit

Die soziale Dimension ist besonders relevant für die KKW, da sie eng mit ihrer Fähigkeit verknüpft ist, kulturellen und sozialen Einfluss auszuüben. Als Motor für gesellschaftlichen Wandel kann die Branche durch soziale Nachhaltigkeit ihre Legitimität und gesellschaftliche Akzeptanz stärken. Diversität in den Teams und ein inklusives Arbeitsumfeld können kreative Prozesse bereichern und die Innovationsfähigkeit steigern.

Kulturelle Nachhaltigkeit

Die kulturelle Dimension der Nachhaltigkeit ist für die KKW von besonderer Relevanz, da sie unmittelbar mit der Identität und dem Kernauftrag dieser Branche verbunden ist. Die Bewahrung und Förderung kultureller Vielfalt ermöglicht es der KKW, neue Narrative zu entwickeln und historische Perspektiven zu bewahren, die essenziell für das Verständnis und die Entwicklung von Gesellschaften sind.

Das Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien

Das Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien (ANKM) stellt eine zentrale, spartenübergreifende Anlaufstelle für das Thema Betriebsökologie im Bereich Kultur und Medien dar. Das 2020 gegründete Netzwerk wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) gefördert und initiiert Pilotprojekte, die es begleitet, evaluiert und kommuniziert.

Partner und Struktur des Aktionsnetzwerks

Zu dem Netzwerk zählen wichtige Akteure wie die Kulturpolitische Gesellschaft, der Deutsche Kulturrat, das Humboldt Forum, die Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH, der Deutsche Bühnenverein, die Energieagentur.NRW, die IHK Köln sowie die im Bereich Nachhaltigkeit und Kultur tätige Organisation Julie's Bicycle aus Großbritannien. Das Aktionsnetzwerk versteht sich als neutraler intermediärer Akteur zwischen Politik, Verwaltung und handelnden Unternehmungen.

Ziele und Aktivitäten

Das ANKM zielt darauf ab, Pioniere mit interessierten Akteuren zu vernetzen, bereits erfolgte Erfahrungen aufzubereiten und zugänglich zu machen sowie zukünftige Kooperationen und Pilotprojekte zu initiieren und zu begleiten. Die Kulturstaatsministerin fördert das Netzwerk in den ersten drei Jahren mit insgesamt bis zu 300.000 Euro. Als horizontale Schnittstelle zu relevanten Prozessen in Wissenschaft, Forschung, Umwelttechnik, Wirtschaftsförderung und der digitalen Start-up-Welt soll das ANKM perspektivisch erweitert werden.

Beratungsprogramm SIN

Gemeinsam mit der BKM und der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel hat das ANKM das Beratungsprogramm „SIN — Start in die Nachhaltigkeit für Kulturinstitutionen" geschaffen. Ziel ist die Schaffung von Kompetenzen, Strukturen und kollegialen Netzwerken zur Etablierung von „Green Culture"-Prozessen in der Kulturlandschaft.

Gesetzliche Auflagen und Verpflichtungen

Direkt verpflichtende Maßnahmen auf EU-Ebene

Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD): Diese EU-Richtlinie verpflichtet ab 2025 große Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden und ab 2026 kapitalmarktorientierte kleine und mittlere Unternehmen zur öffentlichen Nachhaltigkeitsberichterstattung. Aufgrund der kleinteiligen Struktur der KKW betrifft die CSRD nur einen Bruchteil der Unternehmen direkt, indirekt werden jedoch insbesondere solche Unternehmen betroffen sein, die in einer Lieferbeziehung mit berichtspflichtigen Unternehmen stehen.
Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG): Die EU-Richtlinie legt technische Anforderungen fest, die für mehr Barrierefreiheit in Apps oder auf Websites sorgen sollen und gilt für alle Unternehmen, die elektronische bzw. virtuelle Produkte und Dienstleistungen anbieten. Das Gesetz setzt die Vorgaben aus der EU-Richtlinie 2019/882 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. April 2019 über die Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen um, den sogenannten "European Accessibility Act" (EAA).
Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (ESPR): Diese EU-Verordnung gibt vor, dass Energie in der Produktion eingespart und Produkte wiederverwendbar, reparierbar oder länger haltbar gemacht werden sollen.
Digitaler Produktpass (DPP): Die Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (ESPR) ist bereits am 18. Juli 2024 offiziell in Kraft getreten. Der darin verankerte Digitale Produktpass wird schrittweise eingeführt, beginnend mit Batterien ab 1. Januar 2026, wo alle Elektrofahrzeug- und Industriebatterien einen eindeutigen Batteriepass mit QR-Code benötigen. Die vollständige Verpflichtung für den digitalen Batteriepass tritt am 18. Februar 2027 in Kraft. Weitere Produktgruppen wie Textilien und Reifen folgen ab 2027, mit einem vollständigen Arbeitsplan für 2025-2030, der rund 30 delegierte Rechtsakte vorsieht.

Bundesweite Regelungen

Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG): Dieses Gesetz dient der Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen und Umweltausbeutung in Lieferketten und gilt für Unternehmen mit mindestens 1000 Beschäftigten. Es verpflichtet zur Sorgfalt und Prüfung der eigenen Lieferkette sowie zur Berichterstattung darüber.
Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG): Dieses Bundesgesetz soll Diskriminierung jeglicher Art am Arbeitsplatz vorbeugen und gilt für alle Unternehmen sowie bestimmte Selbständige. Das AGG ist das deutsche Antidiskriminierungsgesetz und schützt Menschen vor Diskriminierung aufgrund des Alters, des Geschlechts, einer chronischen Erkrankung oder Behinderung, der Religion, der sexuellen Identität oder aus rassistischen oder antisemitischen Gründen.

Quasi-verpflichtende und freiwillige Maßnahmen

Die „Quasi-Verpflichtung" zu Nachhaltigkeitsmaßnahmen ergibt sich aus gesetzlichen Vorgaben für andere Unternehmen, mit denen der eigene Betrieb zusammenarbeitet. Gerade das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist eine dieser Voraussetzungen, von deren Umsetzung auch klein- und mittelständische Unternehmen profitieren können.

Teilmarktspezifische Nachhaltigkeitsansätze

Die Kultur- und Kreativwirtschaft umfasst elf definierte Teilmärkte, die jeweils spezifische Nachhaltigkeitsherausforderungen und -potenziale aufweisen.
1. Musikwirtschaft: Green Events und nachhaltige Produktion
Die Musikwirtschaft, die 2024 einen Gesamtumsatz von 2,38 Milliarden Euro erreichte, steht vor besonderen Nachhaltigkeitsherausforderungen. Veranstaltungen und Festivals können zur Kreislaufwirtschaft beitragen, indem Abfall vermieden, auf Mehrfachverwendung von Utensilien geachtet und insgesamt CO2 eingespart wird. Das Reeperbahn Festival führt beispielsweise Klimabilanzen nach dem bundeseinheitlichen CO₂-Kulturstandard KBK&KBK+ durch. An Bedeutung gewinnen Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein, mit Initiativen zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks von Veranstaltungen.
2. Buchmarkt: Nachhaltige Produktion und Kreislaufwirtschaft
Im Buchmarkt stellen eine ressourcenschonendere Produktion von Büchern aus Papier und eine längere Nutzungsdauer zwei Grundsteine dar. Verlage wie Rheinwerk setzen verstärkt auf FSC-Papiere aus nachhaltiger Waldwirtschaft und umweltfreundliche Druckfarben auf pflanzlicher Basis. Die Ullstein Buchverlage nutzen seit vielen Jahren nahezu 100% FSC-Papiere für ihre Bücher. Bücher sind grundsätzlich nachhaltig, da sie überwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden und eine lange Lebensdauer haben.
3. Kunstmarkt: Nachhaltige Materialien und Transport
Der Kunstmarkt kann über nachhaltige Produktion sowie Reparatur und Restaurierung Materialverbräuche verringern, wobei die größten Potenziale in der Reduktion von Ressourcen bei großen Veranstaltungen und in der Reduktion von Kunsttransporten liegen. Auch das Thema Nachhaltigkeit hat den Kunstmarkt erreicht, da immer mehr Künstler und Galerien auf umweltfreundliche Materialien und Produktionsmethoden setzen.
4. Filmwirtschaft: Green Filming und nachhaltige Produktion
Die Filmwirtschaft entwickelt verstärkt Konzepte für nachhaltiges Filmemachen. Green Filming beschreibt den Prozess, ressourcenschonende und ökologisch nachhaltige Produktionsmethoden anzuwenden, um Filme so klimaneutral wie möglich zu produzieren. Das Label „green motion" für Filme wurde 2022 entwickelt, wobei 22 zentrale ökologische Standards für audiovisuelle Produktionen in Deutschland als Grundlage dienen. Seit Mitte 2023 gelten diese Standards als Voraussetzung für eine öffentliche Förderung audiovisueller Produktionen. Eine Tatort-Produktion verursacht beispielsweise im Schnitt rund 100 Tonnen Kohlenstoffdioxid.
5. Rundfunkwirtschaft: Green Broadcasting und nachhaltige Medienproduktion
Die ARD sieht sich als gemeinwohlorientierte Anstalt des öffentlichen Rechts zu nachhaltigem Handeln in besonderem Maße verpflichtet. Dies reicht von der Weiterentwicklung „grüner" Produktionsmethoden über die Reduzierung von Emissionen im Allgemeinen bis hin zu sozialen Aspekten wie der Herstellung von Chancengerechtigkeit in den Betrieben. Im November 2020 haben die neun Landesrundfunkanstalten der ARD sowie die Deutsche Welle mit ihrem ersten gemeinsamen Nachhaltigkeitsbericht eine umfassende Bestandsaufnahme ihres Engagements für ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit vorgelegt.
6. Darstellende Künste: Nachhaltige Produktion und Materialkreislauf
Produktionen in den Darstellenden Künsten sind immer mit einem Material- und Ressourceneinsatz für Requisite, Technik oder Bühnenbild verbunden. Hinzu kommt die notwendige Mobilität für Gastspiele, die ebenfalls mit einem hohen CO2-Verbrauch einhergeht. Der Bundesverband Freie Darstellende Künste entwickelt einen Maßnahmenkatalog für eine Selbstverpflichtung zur nachhaltigen Produktion. Das Berliner Theatertreffen startet Projekte mit dem Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit, um den CO2-Fußabdruck zu minimieren und ein Netzwerk für Nachhaltigkeitsthemen im Theater zu gründen. Das Projekt „Performing Arts – Performing Future" dokumentiert Good Practice Beispiele und entwickelt Handreichungen für nachhaltige Produktionen.
7. Designwirtschaft: Circular Design und nachhaltiges Produktdesign
Die Designwirtschaft, die 2023 einen Anteil von 10 Prozent am Gesamtumsatz der KKW ausmachte, implementiert verstärkt Prinzipien der Kreislaufwirtschaft. Das Konzept der Circular Economy zielt auf Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz ab, wobei drei Prinzipien beachtet werden: Wiederverwendung, Recycling und Regeneration. Unternehmen wie Circular.fashion entwickeln digitale Designtools mit zentralen Informationen, die Unternehmen nutzen können, um recyclingfähige Produkte zu entwickeln.
8. Architekturmarkt: Vorreiter der Kreislaufwirtschaft
Der Architekturmarkt gilt als einer der Vorreiter mit dem höchsten Anwendungsgrad in der Kreislaufwirtschaft. Kreislauforientiertes Bauen bedeutet, den gesamten Bauprozess zu überdenken – von der Off-Site-Bauweise und Modulbauweise bis hin zur Recycelbarkeit von Gebäuden. Unternehmen wie ZIRKULAAR Architektur setzen zirkuläres Bauen hochwertig um, wobei ihre Architektur aus hochwertigen, langlebigen und rückbaubaren Bauteilen besteht. Zirkuläre Architektur ist messbar und spart nachweislich Emissionen ein.
9. Pressemarkt: Nachhaltigkeitsjournalismus und Green Media
Der Pressemarkt entwickelt verstärkt Formate des Nachhaltigkeitsjournalismus. Einer der Hauptzwecke des Nachhaltigkeitsjournalismus besteht darin, die Öffentlichkeit über drängende Umweltprobleme wie den Klimawandel, das Artensterben, Umweltverschmutzung und Ressourcenknappheit zu informieren. FUNKEs Westdeutsche Allgemeine Zeitung startete 2023 Deutschlands erstes „Klima-Volontariat", das klassische Volontariats-Ausbildung mit speziell auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz zugeschnittenen Stationen kombiniert. Im Nachhaltigkeitsjournalismus konzentriert sich die Berichterstattung auf langfristige Lösungen, welche die Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft in Einklang bringen.
10. Werbemarkt: Green Marketing und nachhaltige Werbung
Der Werbemarkt setzt das Thema Nachhaltigkeit verstärkt auf die Agenda. Mit „GreenGRP" existiert eine Nachhaltigkeits-Initiative, der sich bereits viele Medienhäuser und Verlage angeschlossen haben, unter anderem der Axel-Springer-Vermarkter Media Impact, der Außenwerber Ströer oder auch der Audiovermarkter RMS. Über einen GreenGRP-Rechner können Werbetreibende ermitteln, wie groß der CO2-Fußabdruck einer Kampagne ist. REWE verabschiedete sich 2023 vom gedruckten Papier-Prospekt und spart dadurch mehr als 73.000 Tonnen Papier, 70.000 Tonnen CO2, 380 Millionen kWh Energie und 1,1 Millionen Tonnen Wasser pro Jahr.
11. Software-/Games-Industrie: Green IT und nachhaltiger Energieverbrauch
Die Software-/Games-Industrie erwirtschaftete 2023 den höchsten Umsatz unter den Teilmärkten der KKW. Obwohl die Gaming-Branche mittlerweile größer als die Film- und Musikindustrie zusammen ist, findet das Thema Nachhaltigkeit innerhalb der Szene kaum Beachtung. Dabei erhöht der steigende Rechenbedarf in den Bereichen Spieleproduktion, Bereitstellung und Datenspeicherung den Stromverbrauch und damit die Umweltbelastung. PC-Spieler verbrauchten allein 2015 weltweit schätzungsweise 75 Milliarden Kilowattstunden Strom, wobei der aktuelle jährliche Stromverbrauch zwischen 90 und 100 Milliarden kWh liegt. Es gibt bereits Lösungen aus dem Bereich der Green IT, um Gaming ökologischer zu gestalten.

Wirtschaftliche Vorteile nachhaltiger Transformation

Kosteneinsparungen und neue Geschäftsmöglichkeiten

Kreislaufwirtschaft lohnt sich zunehmend wirtschaftlich, sei es bei der nachhaltigeren Gestaltung von Prozessen, bei Einsparungen von Materialien oder im zirkulären Design. Durch den Einsatz recycelter Materialien können neue Produkte geschaffen und gleichzeitig Kosten gespart werden. Die Einführung nachhaltiger Praktiken kann Kosteneinsparungen mit sich bringen, etwa durch eine effizientere Nutzung von Ressourcen und Abfallreduzierung.

Erschließung neuer Zielgruppen

Die Nachfrage nach nachhaltigen und wiederverwertbaren Produkten, die im Sinne des Konzepts der Kreislaufwirtschaft hergestellt wurden, steigt. Die Auseinandersetzung mit der eigenen ökologischen Verantwortung kann die Attraktivität für umweltbewusste Konsumenten steigern. Unternehmen, die auf zirkuläre Wirtschaftsweisen umstellen, gewinnen an Attraktivität bei Arbeitnehmern.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Strukturelle Herausforderungen

Aufgrund der oft prekären finanziellen Lage von Einzelakteuren können Investitionen in nachhaltige Produktionsprozesse und umweltfreundliche Technologien schwierig sein. Außerdem fehlt es oft an langfristigen wirtschaftlichen Perspektiven, da viele Projekte von Trendzyklen und kurzfristigem Nutzungsverhalten abhängen.

Strategische Lösungsansätze

Nachhaltigkeit in der KKW erfordert eine strategische Planung, um weniger anfällig für wirtschaftliche Schwankungen zu sein. Es gilt, die eigenen Prozesse und Produkte zu hinterfragen, um Schwachstellen zu identifizieren und Maßnahmen zur Verbesserung ergreifen zu können. Wenige Maßnahmen, die gründlich und behutsam umgesetzt werden, sind meist effektiver als viele zur gleichen Zeit.

Zukunftsperspektiven und Empfehlungen

Schrittweise Einführung weiterer Regelungen

Noch nicht in Kraft getretene, aber relevante Gesetze auf EU-Ebene sind die Green Claims Directive, die härtere Vorschriften für die Bezeichnung von Produkten als „nachhaltig" vorsieht. Der Digitale Produktpass wird bereits ab 2026 mit Batterien beginnen und schrittweise auf weitere Produktgruppen wie Textilien (2027), Reifen (2027) und Möbel (2028) ausgedehnt, mit einem vollständigen Arbeitsplan bis 2030. Viele Gesetze mit Nachhaltigkeitsbezug werden stufenweise eingeführt, sodass meist kleinere Unternehmen erst später unter die Vorgaben fallen.

IHK-Engagement für Entlastung der Kreativwirtschaft

Die IHKs im Verbund mit der DIHK setzen sich aktiv für die Interessen der kleinteiligen Kultur- und Kreativwirtschaft ein. Überwiegende Mehrheit der Unternehmen lehnt die aus der CSRD resultierenden Belastungen als unangemessen ab – eine Position, die besonders für die überwiegend mittelständisch geprägte KKW relevant ist. Die Kammerorganisation fordert praktikable KMU-Standards statt unverhältnismäßiger Berichtspflichten und die Begrenzung des Erhebungsaufwands für kleine Zulieferbetriebe. Gleichzeitig schaffen regionale IHKs transparente Förderprogramme für Kreativ-Startups, One-Stop-Shops für Genehmigungen und Experimentierräume für innovative Geschäftsmodelle.

Rolle als Multiplikator

Die KKW fördert nachhaltiges Design, Bewusstseinsbildung und Kooperationen, um die Kreislaufwirtschaft zu stärken und innovativ voranzutreiben. Viele Teilmärkte wie Buchmarkt, Werbemarkt, Rundfunkwirtschaft oder Software-/Games-Industrie sind Multiplikatoren für zirkuläre Themen.

Fazit

Die Kultur- und Kreativwirtschaft befindet sich in einem Transformationsprozess, der durch gesetzliche Vorgaben, wirtschaftliche Anreize und gesellschaftliche Erwartungen vorangetrieben wird. Während die direkten gesetzlichen Verpflichtungen aufgrund der kleinteiligen Struktur der Branche nur einen Bruchteil der Unternehmen betreffen, entstehen indirekte Verpflichtungen durch Lieferkettenbeziehungen und Förderkriterien.
Die IHKs erkennen die wertschöpfende Kraft der Kreativwirtschaft und machen sich stark für deren Interessen: Als Teil des DIHK-Verbundes kämpfen sie gegen unverhältnismäßige Regulierungslasten und bürokratische Berichtspflichten, die gerade für die kleinteilige Branche problematisch sind. Ihre Forderungen nach praktikablen Vereinfachungen und One-Stop-Shop-Lösungen zeigen: Nachhaltigkeit ja, aber nicht um jeden bürokratischen Preis.
Die Branche kann ihre Innovationskraft nutzen, um nicht nur selbst nachhaltiger zu werden, sondern auch als Katalysator für die gesellschaftliche Transformation zu fungieren. Der Erfolg wird davon abhängen, wie gut es gelingt, nachhaltige Praktiken strategisch in die Geschäftsmodelle zu integrieren, ohne die Unternehmen mit überzogenen Verwaltungsanforderungen zu ersticken – ein Ziel, für das die IHKs als starke Interessenvertreter eintreten.