Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft

Die Kreativwirtschaft wirkt als Bindeglied zwischen den Branchen, da sie mit ihren spezifischen Leistungen wie Design-, Gestaltungs-, IT- und Kommunikationsleistungen in anderen Wirtschaftszweigen dazu beitragen kann, diese attraktiver zu gestalten, deren Vermarktung zu fördern, Geschäftsprozesse zu verbessern und die Digitalisierung der Wirtschaft voranzutreiben.

Bundesweite Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft

Die Kultur- und Kreativwirtschaft hat sich zu einem der bedeutendsten Wirtschaftszweige in Deutschland entwickelt und umfasst elf Teilmärkte: Musikwirtschaft, Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, Darstellende Künste, Designwirtschaft, Architektur, Presse, Werbung sowie die Software-/Games-Industrie. Mit einem Umsatz von 204,6 Milliarden Euro im Jahr 2023 und rund 2 Millionen Erwerbstätigen trägt die Branche 3,3 Prozent zur deutschen Bruttowertschöpfung bei. Dies entspricht einer Bruttowertschöpfung von 123,2 Milliarden Euro und positioniert die Kreativwirtschaft noch vor dem Maschinenbau und der chemisch-pharmazeutischen Industrie.
Besonders bemerkenswert ist, dass die Kreativwirtschaft entgegen dem gesamtwirtschaftlichen Trend 2023 um über 5 Prozent gewachsen ist. Nach den pandemiebedingten Einbrüchen verzeichnet die Branche seit 2021 wieder ein kräftiges Wachstum und hat 2023 einen neuen Höchststand bei den Erwerbstätigenzahlen erreicht. Mit einem Anteil von 34 Prozent innovativen Unternehmen weist die Kreativwirtschaft im Vergleich zum gesamtwirtschaftlichen Innovationsgeschehen einen deutlich höheren Anteil an Innovatoren auf.

Landesweite Bedeutung in Nordrhein-Westfalen

In Nordrhein-Westfalen arbeiten über 315.000 Erwerbstätige in rund 50.000 Unternehmen der Kreativwirtschaft, die einen jährlichen Umsatz von knapp 40 Milliarden Euro erzielen. Mit einer Bruttowertschöpfung von rund 20,5 Milliarden Euro tragen die nordrhein-westfälischen Kultur- und Kreativunternehmen mit einem Anteil von 22,7 Prozent zur Wertschöpfung der bundesweiten Kultur- und Kreativwirtschaft bei. Die Kreativwirtschaft in NRW erreicht damit ähnliche Beiträge wie die Metallindustrie oder der Maschinenbau.
Als Querschnittsbranche und Schnittstelle von kreativer und technologischer Entwicklung trägt sie mit ihrer Suche nach neuen Methoden und Anwendungen in anderen Wirtschaftsbranchen entscheidend zur Innovationsfähigkeit bei. Zu den beschäftigungsstärksten Teilmärkten zählen die Bereiche Software/Games, Werbung, Design und Presse, in denen 70 Prozent aller Erwerbstätigen in NRW beschäftigt sind.

Bedeutung im Ruhrgebiet und Kammerbezirk

Im Ruhrgebiet sind die Umsätze der Kultur- und Kreativwirtschaft zwischen 2012 und 2019 um eine Milliarde Euro auf 7,1 Milliarden Euro angewachsen – ein Plus von 16 Prozent. Mittlerweile gehört jeder 14. Betrieb im Ruhrgebiet zur Kultur- und Kreativwirtschaft. Die bedeutendsten Teilmärkte hinsichtlich der Anzahl der steuerpflichtigen Betriebe sind die Designwirtschaft, der Werbemarkt sowie die Software- und Games-Industrie. Auch bei den Umsatzvolumen ist die Software- und Games-Industrie vorne vertreten.
Bochum, Dortmund und Essen sind die Treiber der Kultur- und Kreativwirtschaft in der Metropole Ruhr und konzentrieren 60 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Im IHK-Bezirk Mittleres Ruhrgebiet ist die Kultur- und Kreativwirtschaft mit ihrem Facettenreichtum ein signifikanter Baustein unternehmerischen Wirkens und Kraftwerk von innovativen Produkten und Konzepten. Die stärksten Teilbranchen im gesamten Kammerbezirk sind Design, Werbung und IT & Games.

Stärken der Region: Vernetzung und zeitgemäßes Wirtschaften

Die Stärken des Kammerbezirks liegen in der vielfältigen Vernetzung und dem zeitgemäßen Wirtschaften der Kreativwirtschaft. Mit der Entwicklung zu einem Wissenschafts- und Dienstleistungsstandort profitieren die Städte Bochum, Herne, Witten und Hattingen von einer Querschnittsbranche, die mit zeitgemäßen digitalen Tools, Arbeitsprozessen und ihrer Wertschöpfungskraft die regionale Wirtschaft voranbringt.
Ein Motor für die Konzentration ist die starke Hochschullandschaft im Ruhrgebiet, da Gründungen aus dem Sektor Software und Games häufig Spin-offs im Umfeld von Ausbildungseinrichtungen oder Universitäten sind. Die Digitalisierung hat sich als zentraler Wachstumstreiber etabliert, insbesondere in den Teilbranchen Design, Werbemarkt und Software & Games. Die Software- und Games-Industrie entwickelte sich in Nordrhein-Westfalen am stärksten, hier nahm der Umsatz von 2010 bis 2015 um etwa 33 Prozent zu, die Erwerbstätigenzahl stieg um rund 31 Prozent an.

Auswirkungen auf Zukunftsgestaltung und regionale Entwicklung

Die Kultur- und Kreativwirtschaft kann positive Crossover-Effekte auf die Wirtschaft, das Innovationssystem, die Regionalentwicklung und die Gesellschaft auslösen, welche weit über ihre eigene Wirtschaftsleistung hinausgehen. Für die Wirtschaft eröffnet dies Wachstumsmöglichkeiten unter anderem in Form von neuen Märkten und leistet zudem einen wichtigen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit anderer Branchen.
Die Kreativwirtschaft wirkt als Bindeglied zwischen den Branchen, da sie mit ihren spezifischen Leistungen wie Design-, Gestaltungs-, IT- und Kommunikationsleistungen in anderen Wirtschaftszweigen dazu beitragen kann, diese attraktiver zu gestalten, deren Vermarktung zu fördern, Geschäftsprozesse zu verbessern und die Digitalisierung der Wirtschaft voranzutreiben. Sie macht Bedarfe und Strömungen erkennbar und greift Herausforderungen der Zukunft auf.
Wie kaum eine andere Wirtschaftsbranche trägt die Kultur- und Kreativwirtschaft dazu bei, nachhaltiges Wirtschaften und Regionalentwicklung durch digitale Transformations- und Innovationsprozesse mitzugestalten. Sie bietet Lösungen und Ideen für die Digitalisierung, Nachhaltigkeit und das gesellschaftliche Zusammenleben.

Vernetzung und Cross-Innovation

Im Austausch mit unterschiedlichen Kultur- und Kreativschaffenden sowie mit Vertretern anderer Branchen entstehen neue Ideen und innovative Ansätze. Interdisziplinäre Diskussionen und der Dialog über Fachgrenzen hinweg setzen kreative Kräfte frei. Die Bedürfnisse von Kreativunternehmen unterscheiden sich oft nicht von denen anderer Unternehmen, es geht auch bei ihnen beispielsweise um Flächenbedarfe, Vernetzung, Förderung oder Qualifizierung.
Die stärksten Teilmärkte in der Metropole Ruhr wie Designwirtschaft, Software/Games und Architektur haben in den identifizierten Zukunftsmärkten Gesundheitswirtschaft, Bildung, Energiewirtschaft, Metallindustrie und Tourismus vielfältige Anwendungsbeispiele und ein noch höheres Marktpotenzial.

Die Rolle der IHK: Vernetzung und Unterstützung

Die IHK Mittleres Ruhrgebiet versteht sich als Schnittstelle zwischen "Kultur" und "klassischer Industrie" und strebt einen branchenübergreifenden Dialog an, von dem alle Beteiligten profitieren. Das strategische Ziel ist es, Synergien aufzudecken und durch aktive Netzwerkarbeit neue Marktpotenziale zu erschließen und der ganzen Branche mehr Sichtbarkeit zu geben.
Dazu evaluiert die IHK Ideen und Ansätze, um diese im Sinne eines stärkeren Impacts zu bündeln und zu kommunizieren. Die IHK setzt Impulse, die die Rahmenbedingungen der Kultur- und Kreativschaffenden optimieren und neue Strukturen möglich machen. Dabei lenkt sie die Aufmerksamkeit der Wirtschaft auf die Kompetenzen der kreativen Dienstleister und hebt durch cross-over-Maßnahmen Innovationspotenziale.
Die IHK lädt alle kreativ tätigen Unternehmer und Selbstständige ein, sich in einen gemeinsamen Prozess einzubringen und sich als kreative Allianz zu positionieren. Die Bedarfe und Anforderungen der Kreativschaffenden werden identifiziert und verständlich gemacht, um den Interessen auch der Kleinstunternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft eine Stimme im IHK-Bezirk und darüber hinaus zu geben.

Fazit

Die Kultur- und Kreativwirtschaft im Kammerbezirk Mittleres Ruhrgebiet hat sich zu einem dynamischen und vielfältigen Wirtschaftszweig entwickelt, der maßgeblich zur Transformation der Region beiträgt. Mit ihrer Funktion als Querschnittsbranche und ihrem zeitgemäßen Wirtschaften bringt sie mit digitalen Tools, innovativen Arbeitsprozessen und ihrer Wertschöpfungskraft die regionale Wirtschaft voran. Die stärksten Teilbranchen im gesamten Kammerbezirk sind Design, Werbung und IT & Games, die besonders von der digitalen Transformation profitieren und ihrerseits Innovationen in anderen Wirtschaftsbereichen vorantreiben. Die IHK nimmt dabei eine Rolle als Vernetzungsakteur ein und unterstützt durch aktive Netzwerkarbeit die Erschließung neuer Marktpotenziale. Die positiven Crossover-Effekte und das transformative Potenzial der Branche zeigen ihre Bedeutung für die gesamte Region weit über die eigentlichen Branchengrenzen hinaus.